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I. Die Hospitäler im Altertuni imd in deu ersten clirist-
liclien Jalirhimderten.
Die ältesten urkimcllichen Nactiricliten iiber Hospitäler haben
wir von den alten Kulturvölkern des Orients. Die Bibelstellen aller-
dings, welche fttr das Vorliandensein von Hospitälern bei den alten
Israeliten gewöhnlich angeftthrt werden (2. Könige 15, 5; 2. Chron.
26, 21) sind gewiss sehr wenig beweisend. Sie handeln von dem
aussätzigen Könige Usia oder Asarja, „der in einem besonderen
Hanse“ wohnte, sie lauten: „Und Jahwe verhängte eine Plage ttber
den König, dass er aussätzig ward bis zum Tage seines Todes. Und
er wohnte in einem besonderen Hause; Jotham aber, der Sohn des
Königs, stand dem Palaste vor und sprach dem Volke des Landes
ßeclit“. „Und so war der König Usia aussätzig bis zum Tage
seines Todes und wohnte in einem besonderen Hause als Aussätziger;
denn er war vom Tempel Jahwes ausgeschlossen“. Es liegt wohl
auf der Hand, dass dieses „besondere Haus“, in welchem der aus-
sätzige König den Rest seines Lebens zubrachte, niclit ein Kranken-
haus in unserem Sinne war, sondern nur „eine Unterkunftsstätte
fttr Aussätzige, wie sie noch im Mittelalter in Jerusalem bestanden 1).
Möglicherweise waren, an den Heilquellen wenigstens, Unterkunfts-
stellen fttr Ivranke vorhanden, ähnlich wie bei den Asklepiastempeln
der Griechen 2). Ev. Joh. 5, 2 ff. heisst es: „Es ist aber in Jerusa-
lem bei dem Schaftore ein Teich, auf hebräisch Bethsatha genannt,
mit fttnf IJallen. In diesen sass eine Menge von Kranken, Blinden,
Lahmen, Darrsttchtigen, welche auf die Bewegung des Wassers
warteten“ (denn ein Engel stieg zu gewisser Zeit herab in den Teicli
und rührte das Wasser auf). Der erste nun, welcher nach der Auf-
rtthrung des Wassers hineinstieg, der war gesund, mit welcher
Krankheit er behaftet sein mochte. “ Es ist sehr wahrscheinlich.
dass bei diesen lieilsamen Quellen Einrichtungen fttr Aufnahme und
1) Virchow’s Archiv Bcl. 46. 1869. p. 470.
2) C1 u r 11, Geschichte der Chirurgie. Bd. I. 24.
W ö r n e r , Hospital.
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I. Die Hospitäler im Altertuni imd in deu ersten clirist-
liclien Jalirhimderten.
Die ältesten urkimcllichen Nactiricliten iiber Hospitäler haben
wir von den alten Kulturvölkern des Orients. Die Bibelstellen aller-
dings, welche fttr das Vorliandensein von Hospitälern bei den alten
Israeliten gewöhnlich angeftthrt werden (2. Könige 15, 5; 2. Chron.
26, 21) sind gewiss sehr wenig beweisend. Sie handeln von dem
aussätzigen Könige Usia oder Asarja, „der in einem besonderen
Hanse“ wohnte, sie lauten: „Und Jahwe verhängte eine Plage ttber
den König, dass er aussätzig ward bis zum Tage seines Todes. Und
er wohnte in einem besonderen Hause; Jotham aber, der Sohn des
Königs, stand dem Palaste vor und sprach dem Volke des Landes
ßeclit“. „Und so war der König Usia aussätzig bis zum Tage
seines Todes und wohnte in einem besonderen Hause als Aussätziger;
denn er war vom Tempel Jahwes ausgeschlossen“. Es liegt wohl
auf der Hand, dass dieses „besondere Haus“, in welchem der aus-
sätzige König den Rest seines Lebens zubrachte, niclit ein Kranken-
haus in unserem Sinne war, sondern nur „eine Unterkunftsstätte
fttr Aussätzige, wie sie noch im Mittelalter in Jerusalem bestanden 1).
Möglicherweise waren, an den Heilquellen wenigstens, Unterkunfts-
stellen fttr Ivranke vorhanden, ähnlich wie bei den Asklepiastempeln
der Griechen 2). Ev. Joh. 5, 2 ff. heisst es: „Es ist aber in Jerusa-
lem bei dem Schaftore ein Teich, auf hebräisch Bethsatha genannt,
mit fttnf IJallen. In diesen sass eine Menge von Kranken, Blinden,
Lahmen, Darrsttchtigen, welche auf die Bewegung des Wassers
warteten“ (denn ein Engel stieg zu gewisser Zeit herab in den Teicli
und rührte das Wasser auf). Der erste nun, welcher nach der Auf-
rtthrung des Wassers hineinstieg, der war gesund, mit welcher
Krankheit er behaftet sein mochte. “ Es ist sehr wahrscheinlich.
dass bei diesen lieilsamen Quellen Einrichtungen fttr Aufnahme und
1) Virchow’s Archiv Bcl. 46. 1869. p. 470.
2) C1 u r 11, Geschichte der Chirurgie. Bd. I. 24.
W ö r n e r , Hospital.
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