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Wörner, Alfred [Hrsg.]; Städtisches Hospital zum Heiligen Geist <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Das städtische Hospital zum Hl. Geist in Schwäb. Gmünd in Vergangenheit und Gegenwart: mit einer Abh. über die Geschichte der Hospitäler im Altertum und Mittelalter und einem medicinisch-wissenschaftlichen Anh. — Tübingen, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.29797#0038

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18

wissen wir von einem im 9. Jahrhundert von Sadscbah, der Mutter
des Kalifen el-Mohewekkil in Bagdad, ferner einem i. J. 981 eben-
daselbst von Adhad-Addaulad, dem Beherrscher der Beni-Buje, ge-
stifteten Krankenhaus, in welchem 24 Aerzte angestellt waren; von
letzterem existiert eine geschichtliche Darstellung, verfasst von Ebl-
el Mareshanya aus dem 12. Jahrhundert. Hieher gehört ferner das
Ivrankenhaus, welches Käfur el-Misr zu Misr in Egypten i. J. 957
n. Chr. erbaute. In Damaskus wurde i. .J. 1261 ein Hospital ge-
gründet, welches Gamal Addin ben Algotti leitete. Das bedeutendste
dieser Institute war das grosse und prächtige Mansurische Kranken-
haus zu el-Kahira, welches el-Melik el-Mansur Gilavun i. J. 1283
gründete und zu dessen Unterhalt er jährlich fast eine Miliion Dirr-
heni aussetzte. Es war völlig wie unsere Krankenhäuser eingerich-
tet, enthielt eine Apotheke, ein Zimmer für die medicinischen Vor-
träge des Oberarztes, und war sogar mit einer Poliklinik verbunden 1).

II. Die Hospitäler im Mittelalter.

Dass im Abendland vor den Zeiten Karls des Grossen infolge
der politischen Unsicherheit und Verworrenheit an die Errichtung
öffentlicher Wohltätigkeitsanstalten nicht gedaclit werden konnte,
ist olme weiteres klar. Deshalb treten dieselben dort auch viel
später auf' als im Orient, jedenfalls nicht vor dem 8. Jahrhundert, in
der Hauptsache aber noch viel später. Die Spitäler des Abendlandes
schliessen sicli enge an die Hospize und Kenodochien an und diese
wieder verdanken hauptsächlich ihre Entstehung den melir und mehr
in Uebung kommenden Pilgerfahrten nach Jerusalem und ßom, die
namentlich um die Mitte des 7. Jahrhunderts Mode wurden. Aus
Frankreicli, England und Deutschland strömten die fronnnen Chri-
sten zu Tausenden nacli Rom, für welche auf der langen und be-
schwerlichen Ileise Unterkommen gescliafft werden musste. Die
Städte nahmen diese Gäste nicht gerne in iliren Mauern auf, da sie
in mancher Bezieliung bedenklich und geradezu gefährlich waren,
deshalb wurden vor den Toren der geschlossenen Städte meist durch
freiwillige Beiträge Herbergen, auch Elends-Herbergen genannt, er-
richtet. Elend bedeutet zunächst nicht krank oder hilflos, sondern
nur die Fremde, Heimlosigkeit. Ausserdem wurden am Wege bei
den Klöstern, auf Alpenpässen u. s. w. Herbergen errichtet und von
geistlichen Orden verwaltet. Die Alpenhospize sind schon zur Zeit

1) H ä s e r, 1. c. 563.
 
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