Bibliographisch-kritischer Nachtrag.
Die Altchristliche Kunst.
Vorbemerkung des Verfassers.
Seit dem Erscheinen des Handbuchs sind bald zwei Jahrzehnte verflossen. Die Forschung hat im Laufe
dieser Zeit reiche neue Tatbestände erschlossen, während und nach dem Weltkriege. Ich habe seitdem nur ein-
mal das Wort zur nochmaligen ausführlichen Begründung meiner Auffassung der altchristlichen Kunstent-
wicklung gegen von verschiedenen Seiten dawider erhobene Einwände ergriffen. Als ich nach längerer Zwischen-
zeit meine Vorlesungen über sie und über die byzantinische Kunst wieder aufnahm, tat ich es in der Hoffnung,
den Ertrag dieser erneuten Arbeit zu einer durchgreifenden Überarbeitung des Buches für eine zweite Auflage
verwerten zu können. Die wirtschaftliche Entwicklung hat die Durchführung eines solchen Unternehmens
vereitelt. Heute bleibt mir auch kaum mehr so viel Arbeitskraft übrig, als es erfordern würde. So habe ich mich,
um die Ergebnisse der kritischen Stellungnahme zu den ausgebreiteten Forschungen des gesamten Zeitabschnitts
nicht verlorengehen zu lassen, dazu entschlossen, sie als fortlaufende Zusätze zu der früheren Darstellung in
kurzer Fassung zu veröffentlichen, was dem Verlag wenigstens den Neudruck des vergriffenen ersten Bandes
ermöglichen konnte. Erleichtert wurde mir dieses Verfahren durch die in wiederholter Durcharbeitung der Teil-
gebiete sich befestigende Überzeugung, daß meine Darstellung zwar mancherlei Erweiterungen erfahren mußte,
aber keine beträchtliche Verschiebung in ihren Grundlinien, sondern nur einzelne Berichtigungen. Gerade die
jüngsten Fortschritte der Wissenschaft haben manche meiner angezweifelten Aufstellungen bestätigt. Andere
Streitfragen bleiben noch immer offen. Auch die bedeutsame Umwälzung in der jüngsten Katakombenforschung
wirkt sich durch die chronologische Verjüngung der Denkmäler eher zu meinen Gunsten aus und konnte noch
berücksichtigt werden. So darf ich hoffen, dem Buch durch meine Ergänzungen noch auf ein weiteres Jahr-
zehnt seine Lebensfähigkeit zu sichern. Der eingeschlagene Ausweg hat den Vorteil, daß das Register seine
Geltung behält und nur durch ein Hilfsregister vervollständigt zu werden braucht. Auf Vollständigkeit der
literarischen Hinweise konnte dieser Nachtrag nicht abzielen. Besonders das letztverflossene Jahr wird manche
Lücken aufzuweisen haben, da die neuesten Veröffentlichungen mir nicht alle früh genug zugänglich waren.
Doch hoffe ich, keine der wichtigsten Feststellungen übersehen zu haben. Zahlreiche Zusendungen von Sonder-
abdrucken aus allen Ländern haben meine Umschau gefördert. Die Geber mögen meiner aufrichtigen Dank-
barkeit versichert sein. Besonderen Dank für vielfache Hinweise, schulde ich meinem ehemaligen Mitarbeiter
am Kaiser-Friedrich-Museum Professor W. F. Volbach, dessen Arbeitskraft und Sachkenntnis heute der For-
schung in Rom zugute kommt. (Abgeschlossen im August 1935.)
I. Wesen und Werden der altchristlichen Kunst.
S. lff. Die Ursprungsfrage der altchristlichen Kunst gehört zu den allgemeinen Fragestellungen der Kunst-
geschichte, die niemals zur Ruhe kommen. Von den beiden eng miteinander verknüpften Unterfragen, in die
sie zerfällt, wie weit ihre künstlerischen Ausdrucksformen aus dem Vorstellungsgehalt der neuen Religion und
Weltanschauung entspringen und weichen Einfluß das Volkstum und die Kunstanschauung ihrer verschiedenen
Träger dabei geübt haben, ist die erste seit dem Erscheinen des Handbuchs zwar weniger lebhaft erörtert, aber
doch je nach dem Standpunkt der Forscher in verschiedenem Sinne beantwortet worden. Von den einschlägigen
Schriften sind die nachfolgenden vor allem zu beachten. H. Jordan, Gibt es eine altchristliche Kunst. Studien
A. Hauck z. 70. Geburtst. dargebr., Leipzig 1916, S. 311 ff. — J. Strzygowski, Ursprung d. Christi. Kirchen-
kunst, Leipzig 1920, Einleitung u. S. 26ff., der die Hauptwurzel in der symbolischen Bildersprache der religiösen
1
O. Wulff, Altchristliche Kunst.
Die Altchristliche Kunst.
Vorbemerkung des Verfassers.
Seit dem Erscheinen des Handbuchs sind bald zwei Jahrzehnte verflossen. Die Forschung hat im Laufe
dieser Zeit reiche neue Tatbestände erschlossen, während und nach dem Weltkriege. Ich habe seitdem nur ein-
mal das Wort zur nochmaligen ausführlichen Begründung meiner Auffassung der altchristlichen Kunstent-
wicklung gegen von verschiedenen Seiten dawider erhobene Einwände ergriffen. Als ich nach längerer Zwischen-
zeit meine Vorlesungen über sie und über die byzantinische Kunst wieder aufnahm, tat ich es in der Hoffnung,
den Ertrag dieser erneuten Arbeit zu einer durchgreifenden Überarbeitung des Buches für eine zweite Auflage
verwerten zu können. Die wirtschaftliche Entwicklung hat die Durchführung eines solchen Unternehmens
vereitelt. Heute bleibt mir auch kaum mehr so viel Arbeitskraft übrig, als es erfordern würde. So habe ich mich,
um die Ergebnisse der kritischen Stellungnahme zu den ausgebreiteten Forschungen des gesamten Zeitabschnitts
nicht verlorengehen zu lassen, dazu entschlossen, sie als fortlaufende Zusätze zu der früheren Darstellung in
kurzer Fassung zu veröffentlichen, was dem Verlag wenigstens den Neudruck des vergriffenen ersten Bandes
ermöglichen konnte. Erleichtert wurde mir dieses Verfahren durch die in wiederholter Durcharbeitung der Teil-
gebiete sich befestigende Überzeugung, daß meine Darstellung zwar mancherlei Erweiterungen erfahren mußte,
aber keine beträchtliche Verschiebung in ihren Grundlinien, sondern nur einzelne Berichtigungen. Gerade die
jüngsten Fortschritte der Wissenschaft haben manche meiner angezweifelten Aufstellungen bestätigt. Andere
Streitfragen bleiben noch immer offen. Auch die bedeutsame Umwälzung in der jüngsten Katakombenforschung
wirkt sich durch die chronologische Verjüngung der Denkmäler eher zu meinen Gunsten aus und konnte noch
berücksichtigt werden. So darf ich hoffen, dem Buch durch meine Ergänzungen noch auf ein weiteres Jahr-
zehnt seine Lebensfähigkeit zu sichern. Der eingeschlagene Ausweg hat den Vorteil, daß das Register seine
Geltung behält und nur durch ein Hilfsregister vervollständigt zu werden braucht. Auf Vollständigkeit der
literarischen Hinweise konnte dieser Nachtrag nicht abzielen. Besonders das letztverflossene Jahr wird manche
Lücken aufzuweisen haben, da die neuesten Veröffentlichungen mir nicht alle früh genug zugänglich waren.
Doch hoffe ich, keine der wichtigsten Feststellungen übersehen zu haben. Zahlreiche Zusendungen von Sonder-
abdrucken aus allen Ländern haben meine Umschau gefördert. Die Geber mögen meiner aufrichtigen Dank-
barkeit versichert sein. Besonderen Dank für vielfache Hinweise, schulde ich meinem ehemaligen Mitarbeiter
am Kaiser-Friedrich-Museum Professor W. F. Volbach, dessen Arbeitskraft und Sachkenntnis heute der For-
schung in Rom zugute kommt. (Abgeschlossen im August 1935.)
I. Wesen und Werden der altchristlichen Kunst.
S. lff. Die Ursprungsfrage der altchristlichen Kunst gehört zu den allgemeinen Fragestellungen der Kunst-
geschichte, die niemals zur Ruhe kommen. Von den beiden eng miteinander verknüpften Unterfragen, in die
sie zerfällt, wie weit ihre künstlerischen Ausdrucksformen aus dem Vorstellungsgehalt der neuen Religion und
Weltanschauung entspringen und weichen Einfluß das Volkstum und die Kunstanschauung ihrer verschiedenen
Träger dabei geübt haben, ist die erste seit dem Erscheinen des Handbuchs zwar weniger lebhaft erörtert, aber
doch je nach dem Standpunkt der Forscher in verschiedenem Sinne beantwortet worden. Von den einschlägigen
Schriften sind die nachfolgenden vor allem zu beachten. H. Jordan, Gibt es eine altchristliche Kunst. Studien
A. Hauck z. 70. Geburtst. dargebr., Leipzig 1916, S. 311 ff. — J. Strzygowski, Ursprung d. Christi. Kirchen-
kunst, Leipzig 1920, Einleitung u. S. 26ff., der die Hauptwurzel in der symbolischen Bildersprache der religiösen
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O. Wulff, Altchristliche Kunst.