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Erster Teil.

Die psianzenformen als Elemente der Mrnamentik.

Von jeher haben die Menschen das Verlangen gehabt, sich zu
schmücken, die Gegenstände des täglichen Gebrauches zu verschönern,
den heitern wie den ernsten Stimmungen in sinnigen Formen und
Farbenspielen Ausdruck zu geben. Diesem Verlangen verdanken wir
unsere Ornamente.

So primitiv wohl auch die allerältesten derselben sein mögen, immer-
hin ist in ihnen ein Anlehnen an Naturformen zu erkennen. Erhaben
in ihrer Größe und rastlos in lhrer erzeugenden Kraft, bewunderungs-
wnrdig in ihrer Harmonie und Lieblichkeit, unerschöpflich in dem Reich-
tum ihrer Formen bot die Natur dem Menfchengeiste einen unendlichen
Reichtum zu Verzierungsmotiven.

Besonders war es die Pflanzenwelt, die durch ihre mannigfachen
Formen und Gebilde zur künftlerischen Nachahmung reizte. Daher
stnden wir, daß der größte Teil aller ornamentalen Motive dem
Pflanzenreiche entlehnt ist. Unendlicher Formenreichtum bietet sich
unsern Blicken dar von der steifen und fpitzen Kiefernadel bis zu dem
schön geschweiften Eichenblatte oder dem noch eleganter gezackten Blatte
des Weinstockes. Scharse Schwerter, spitze Pfeile und Spieße, wallende
Bänder, regelrecht gebildete Ellipfen und Eiformen, Herz- und Finger-
formen, geometrische Planfiguren wie Dreiecke, Vierecke, Kreise rc. hat
die Pflanzenwelt unter ihren Blättern aufzuweisen. Noch größer aber
wird diefe infolge mancher äußern Umstände und zahlreicher Zufällig-
keiten. Sind doch felbst an einer und derselben Pflanze keine zwei
Blätter völlig einander gleich, trotzdem alle nach dem nämlichen Gefetze
gebildet find. Jn welcher Entfernung von der Wurzel und auf welcher
Seite der Pflanze ein Blatt sich vorfindet, in welcher Jahreszeit es

Wunderlich, Stilis. Pflanzenformen. 1
 
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