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Wurz, Erwin
Der Ursprung der kretisch-mykenischen Säulen — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1006#0010
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steinerne Basen gefunden worden seien, zu
denen wohl einst die Beste zweier verkohl-
ten, noch 2,60 m langen Säulen aus Zy-
pressenholz gehört hätten, kann nicht ver-
wertet werden, da es nach den Erkundigun-
gen Durms5) bei Dr. Hazzidakis und Dr.
Pernier ungewiß ist, ob diese Stücke als
Säulen gedient haben. Über diese verkohl-
ten, von Durm abgebildeten Stücke6) ließe
sich auch nichts Entscheidendes mehr
sagen. Es sind aber steinerne Säulen aus
der mittel- und spätmykenischen Kunst er-
halten geblieben, die zusammen mit den
Säulendarstellungen auf kretischen Wand-
malereien und kunstgewerblichen Arbeiten
Abb. 1. Haibsäuie vom sog. Schatzhaus des Atreus Aufschluß über den Ursprung der kretiseh-

in Mykenä. Teilweise ergänzt (Brit. Museum). mythischen SäuleI1 geben.

Von den mykenischen Säulen erregen die, die einst den Eingang zum sog.
Schatzhaus des Atreus flankierten, wegen ihres reichen Schmucks am meisten
Interesse. Es sind dekorativ verwendete Halbsäulen. Verschiedenfarbige
Bruchstücke von ihnen sind in Athen, Berlin, Karlsruhe, London,7) Mün-
chen und Mykenä. Die Höhe der Säulen läßt sich durch die beiden noch am
Platz in ursprünglicher Lage vorhandenen Basen und dem aus dem Mauer-
werk vorkragenden Deckstein, unter den sich die Säule schob,
bestimmen. Sie beträgt nach der Aufnahme von Thiersch8)
6,65 m.9) Nach der Annahme der athenischen Archäologen hat
das Kapitell eine Höhe von 0,564 m, nach der der englischen eine
von 0,57 m, von den Basen ist die eine 0,11 m, die andere 0,138 m
hoch, so daß für den Säulenschaft etwa 5,94 m übrigbleiben. Den
Schaft umziehen durch glatte Streifen getrennte, pla-
stisch gearbeitete Zickzackbänder, die von Borken, zwi-
schen denen Spiralen laufen, eingefaßt sind (Abb. 1).

Aus diesen Ornamenten scheint ein Schluß auf den Ursprung der

5) Über vormykenischeu. mykenische Architekturformen, Jahresh. d. österr.
archäol. Inst. X 1907 8. 57.

•) a. a. O. S. 58 Abb. 16.

') Das Britische Museum ist in den letzten Jahren durch zwei Schaftstücke, die auf einem
Besitztum des Lords Sligo im Norden Irlands gefunden worden sind, bereichert worden. Das
eine ist 2,72 m, das andere 1,98 m hoch.

8) Mitt. d. deutsch, archäol. Inst. Athen. Abt. Bd. IV S. 177 ff. Taf. XI—XIII.

•) Nach Schliemann beträgt sie 6,60 m, nach Cockerell und der neueren englischen An-
nahme noch weniger.

Abb. 2. Säulchen
aus Knosos.

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