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Wurz, Erwin
Der Ursprung der kretisch-mykenischen Säulen — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1006#0064
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Wulst der Kapitelle des sog. Schatzhauses des Atreus
gewesen, ist unrichtig. Diese Motive sind in beiden
Ländern selbständig aus demselben Naturvorbild ent-
standen.

Ob der Eundstab unter der Hohlkehle, der sich auch
an den aufsteigenden Kanten ägyptischer Bauten findet
und senkrechte und schräge Bandumwicklungen hat, auch
mit dem Palmzweig zusammenhängt, kann ich nicht
sagen. Er würde, wenn diese Annahme richtig wäre, auf
die an den Ecken und den Oberkanten der Hütte an-
geordneten Palmzweige zurückgehen, von deren Eippen
aus die Fiedern miteinander verflochten wurden und wäre
Abb. to6. Dattelpalme aur daher als die Fachbildung der Blattrippe aufzufassen. Ich

einem assyrischen Relief. ° rr

glaube aber eher, daß er auf Stangen zurückgeht.
Die auf Kreta aus der Nachbildung der Datteltrauben entstandenen Eosetten
sind auch nach Ägypten gewandert, doch kommen sie hier nicht häufig vor.279)

MESOPOTAMIEN

Die Dattelpalme ist seit den ältesten Zeiten in Babylonien gezogen worden.
Schon auf Siegelzylindern und Votivtafeln der früharchaischen sumerischen
Kunst werden Palmzweige und Dattelbüschel und auch andere Zweige und
Blüten, die in ein zierliches Gefäß gesteckt sind,280) angesichts der Gottheit
aus einer Kanne begossen, wodurch der Vegetation der göttliche Segen und
Fruchtbarkeit gesichert wird.

Auf einem aus mehreren Bruchstücken zusammengesetzten Kalksteinrelief
des Gudea (um 2340) im Berliner Museum281) ist der Bittzweig, mit dem der
Patesi Gudea der Gottheit naht, ein Palmwedel. Genaue Berechnungen über
Palmenanlagen und ihren Ertrag haben wir schon aus der 2. Dynastie von Ur.

Darstellungen ganzer Dattelpalmen aus der archaischen sumerischen Kunst
sind mir nicht bekannt.

In den Abbildungen 97 ^^

bis 100 gebe ich einige ^ffgffl^MMwm

Beispiele aus derbabylo- ^a^^^^^mm^^m^
nischen, in den Abbil- ^muiimttttßim^^xKmst
düngen 101—105 einige Abb. 107. Bekie

27») Petrie, Egypt. decor. art S. 60; ders., Tell-el-Amarna pl. XVIII n. 397; Prisse d'Aven-
nes I, Plafonds, Legendes n. 1; v. Sybel, Kritik des ägypt. Ornam. Taf. III, Rosette D.

•») Ward, The Seal Cylinders of Western Asia 1910 S. 159 n. 419, S. 360 n. 1234; vgl.
dazu aus späterer Zeit S. 362 n. 1240 u. 1242.

281) Ed. Meyer, Sumerier u. Semiten in Babylonien, Abh. der Beil. Akademie 1906 Taf. 7.

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