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Wurz, Erwin
Der Ursprung der kretisch-mykenischen Säulen — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1006#0030
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auf, die jünger ist als die
Zeit, der die ältesten mit
Flechtbändern geschmück-
ten syrisch - hittitischen
Siegelzylinder angehören.
Ob sein erneutes Auftre-
ten102) mit der Verzierung
der Frühzeit, die deutlich
den Zusammenhang mit
Schnurarbeiten oder Seilen
erkennen läßt, in Verbin-
dung steht, läßt sich vor-
erst noch nicht feststellen,
mir scheint es eher auf

kretisch-mykenische bzw. syrisch-hittitische Einflüsse

zurückzugehen.

Abb. 37.

Mykenisches Säulchen,
vergrößert.

Abb. 38. Säule vom sog. Schatz-
haus der Frau Schliemann.

DIE KANNELIEETE SÄULE

Die Stümpfe der abgestorbenen Palmblätter sind oft ziemlich lang. Dadurch
tritt, im Gegensatz zu den dicht am Stamm abgeschnittenen, ihre senk-
rechte Richtung stark hervor.

Auf Gemmen103) (Abb. 115)104) und Vasen105) (Abb. 36) sind solche Stümpfe
durch senkrechte Sreifen dargestellt. Sie haben in der kretisch-myke-
nischen Kunst zu der kannelierten Säule geführt: man gab den
Borken, wie denen an der Einziehung der Kapitelle des sog. Schatzhauses des
Atreus die ausgehöhlte Form der grünen Blätter. Daß die Hohlstreifen den-
selben Ursprung wie die Verzierung an der Einziehung dieser Kapitelle haben,
zeigt deutlich ein Stück eines Elfenbeinsäulchens aus einem mykenischen
Grab. Die Verzierung der Einziehung des Kapitells (Abb. 37) stimmt mit der
der Kapitelle des sog. Schatzhauses des Atreus überein, ist aber nichts anderes
als die Fortsetzung der 24 Hohlstreifen des Schafts.

Zwei kannelierte Säulen schmückten einst in gleicher Weise wie am Schatz-
haus des Atreus den Eingang am zweiten Kuppelgrab in Mykenä — dem sog.

1<)2) Perrot et Chipiez II S. 310 Fig. 126—127, S. 730 Fig. 391, S. 743 Fig. 407, Tai XIII
und XIV.

tos) perrot et Chipiez VI S. 845 Abb. 428 n. 22, S. 847 Abb. 431 n. 10.

1M) Evans (Myc. Tree and Pillar Cult, Journ. of Hell. Stud. 21, 1901 Fig. 33) bezeichnet
diese Palme als Lilie, obgleich die Datteln durch Kreise unter den Zweigen angedeutet sind.

i»5) Furtwängler-Löschcke, Myk. Vasen XIX 134a; XXIII 168, 174; XXIX 252; XXXI
290, 291; XXXIII 315, 332; XXXIV 333, 340, 341 u. a. m.

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