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Wurz, Erwin
Der Ursprung der kretisch-mykenischen Säulen — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1006#0016
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Abb. 6. Becher aus Baphiö (Athen).

der Zeit der frühe-
sten Palastbauten
bekannt gewesen
und hat dort die
Parke der Herr-
scher geziert.

Im allgemeinen
bleibt das Palmen-
ornament in der
kretisch-mykeni-
schen Kunst sei-
nem natürlichen
Vorbild ziemlich
getreu.25) Am be-
sten zeigen dies die
Gemmen und die
Goldbecher aus Ba-
phiö (Abb. 6). Die

komplizierte Masse der Blätter wird als selbständiges Ornament, wie ich später
zeigen werde, sehr häufig verwendet, bei der Darstellung der ganzen Pflanze
dagegen selten nachgebildet. Häufig sind nur zwei herabhängende Blätter her-
vorgehoben, zwischen denen der junge Trieb, von dem das Leben der Pflanze
abhängt, herauswächst. Manchmal ist die Darstellung sogar noch mehr ver-
einfacht. Weil die Dattelbüschel nicht reif wurden, boten sie dem Künstler
wenig Anregung. Sie sind deshalb häufig gar nicht beachtet worden, so daß
die früchtelosen Pflanzen vorherrschen. Da die Dattelpalme zweihäusig ist, so
hat es den Anschein, als ob bei ihrer Wiedergabe der männliche Baum bevor-
zugt worden sei.

Die Darstellung der Blattstümpfe des Palmstamms durch Zickzacke, und
zwar in wagrechter (Abb. 7) und senkrechter Bichtung (Abb. 70), findet sich
häufig auf mykenischen Vasen des dritten und vierten Stils und auf andern
Gegenständen,26) wo solche Palmstammotive selbst in die Spiralbänder und
Gänge der Spirallinien eindringen.27) Dabei herrscht der laufende Zickzack
vor. Einzeln übereinandergesetzt (vgl. Abb. 70 rechts u. links) wird diese Ver-

schließen wollen, daß die Phönizier den Baum nach Griechenland gebracht hätten, wir wissen
aber von einem phönizischen Handel in so früher Zeit so gut wie nichts.

25) Vgl. Kümmel, Ägyptische u. mykenische Pflanzenornamentik 1901 S. 18—25.

26) Vgl. Furtwängler u. Löschcke, Mykenische Vasen 1886 XI 72; XXVII 222, 223; XXIX
251, 255; XXXIII 317, 330; XXXV 356; Schliemann, Mykenae 1878 S. 79 n. 86, Taf. XIV 68;
XXI 198; Schliemann, Tiryns 1886 S. 144 Abb. 41 u. a. m.

-) Furtwängler u. Löschcke a. a. 0. XXIX 251, 252.

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