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Wurzbach, Alfred von [Oth.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 3): Nachträge und Verzeichnis der Monogramme — Amsterdam, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.18168#0121
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Mabuse.

111

M.

Mabuse. Jan Gossaer t, genannt
Jan Mabuse (II. 78). Das Urteil über
das Werk des Jan Mabuse hat sich
in den letzten Jahren durch das Auf-
tauchen mehrerer zweifellos echter Ge-
mälde des Meisters wesentlich geklärt.
Ein Portrait der Jacqueline von Burgund,
der jüngsten Tochter des Grafen Adolf,
Herrn von B e v e r e n und Teere,
des Sohnes des Grafen Philipp von Bur-
gund (II. 325), welches kürzlich von der
Xat. Gal. in L ondo n erworben wurde,
belehrt uns, daß das Frauenportrait der
ehemaligen Sammlung Cereda in M a i-
1 a n d (jetzt Gardner in Boston) nicht
Isabella von Österreich, die Gattin des
Königs Christian II. von Dänemark, son-
dern die Mutter jener Jacqueline, Anna
de Bergues, die Gattin Adolfs von Be-
veren und Teere darstellt; dagegen ist
ein Bild der Koll. C a r d o n in Brüssel,
welches als ein Portrait derselben Isa-
bella als Magdalena betrachtet wird, ein
Bildnis der oben erwähnten Jacqueline von
Burgund.

Ein zweites Portrait des Kanzlers Jean
Carondelet, um 1520 gemalt, und gegen-
wärtig in der Sammlung E. v. Gut-
mann in Wien, rehabilitiert den hl.
Donatian in Tour n a i als ein authen-
tisches Werk Mabuses, denn die Ver-
wandtschaft beider ist zu einleuchtend,
als daß man noch daran zweifeln könnte.
Wir lernen hiemit auch den Gesellschafts-
kreis, in welchem sich Mabuse in den
letzten Jahrzehnten bewegte. ■ näher ken-
nen und gewinnen sichere Anhaltspunkte
zur Beurteilung der letzten Epoche seiner
künstlerischen Tätigkeit. Seine Jugend-
zeit liegt, wie die so vieler bedeutender
Meister, noch vollständig im Dunkeln und
wir bleiben bezüglich derselben auf die
Hypothese angewiesen, welche ihn unter
dem Namen Jan de Bruxelles oder
J a n de R. o m e sucht.

Bei diesem Läuterungsprozeß wird das
künstlerische Gepäck des Meisters bedeu-
tend leichter, und es sind als Werke,
welche gewiß nicht von Mabuse herrühren,
die nachstehenden auszuscheiden:

1. Die sogenannten gerechten Richter
und die von Golgatha heimkehrenden
Brauen in A n t w e r p e n (I. 82).

2. Der große Magdalenenaltar in Brüssel.

3. Die Anbetung der Könige in Brüssel.
I. Die Maria mit dem Kinde in Glasgow. :
5. Die Versammlung des großen Rates

im Jahre 1474. I

6. Die Weihe des Bischofs Thomas
Becket in Chatsworth.

Die Authentizität der Portraits der Kin-
der des Königs Christian II. von Däne-
mark in Hampton Court (II. 83) hat bei
diesen Untersuchungen nicht gewonnen.

Das ehemals im Besitze Walpoles be-
findliche Bild der Trauung Hei n-
richs TU. mit Elisabeth von York (1486),
gegenwärtig bei D e n t Brockl e-
hurst Esq., zeigt vier Figuren in einer
gotischen Kathedrale. Die Zuweisung
dieses Bildes an Mabuse kann nur auf
einem Irrtum Walpoles beruhen, denn
weder diese Kathedrale noch eine der Fi-
guren berechtigen zu dieser Taufe. Dieses
Bild ist nicht zu verwechseln mit einem
zweiten, welches den A k t der Trauung
vorstellt, mit elf Figuren, dessen gegen-
wärtigen Standort ich jedoch nicht kenne.
Dieses Bild, gewiß auch von einem nieder-
ländischen Meister um 1486 gemalt, unter-
scheidet sich wesentlich von dem, welches
Wal pole erwähnt, und stellt den Augen-
blick dar, da der Bischof die Hände der
Brautleute mit einem Bande verbindet.

Gemälde (Nachtrag): Antwerpen. Die jüdischen
Richter und die römischen Soldaten und die von Gol-
gatha heimkehrenden Frauen schreibt der letzte Brüs-
seler Katalog dem Gerard David (I) zu. Die Bilder
sind wahrscheinlich von Jacob van Lathem (II.
17; III. 106).

Berlin. Koll. R. v. Kaufmann. Maria mit dem
Kinde. Brustbild. Der richtige Typus der Mabuse-
Madonnen. (Lichtdr. in Onze Kunst.' 1906. II. 31.)

Brüssel. Der Magda'.enen-AItar. Siehe C o r n e-
lis Conin x 1 o o. III. p. CG; — Mannliches Portrait.
Brustbild. Willkürliche. Zuweisung; — Portrait eines
Ritters des Goldenen Vließes. Brustbild. (Lichtdr. bei
H. Kervyn de Lettenhove. La toison d'or. 1007. p. 66);

— Koll. C a r d o n. Angebliches Portrait der Isabella
von Burgund (II. 83) als Maria Magdalena. In der
Tat ein Portrait der Jacqueline von Bur-
g u n d, der Tochter Adolfs von Burgund, derselben,
deren jugendliches Portrait in der Nat. Gal. in London
ist. Sie ist auch nicht als Magdalena dargestellt, son-
dern sie hält lediglich einen Pokal in den Hunden.
(Lichtdr. in Les Arts. 1009. Okt. p. 1); — Le Gentil-
homme a l'oillet. Ein junger Edelmann, eine Nelke
in der Linken. (Lichtdr. in Les Arts. 1909. Okt. p. 10);

— ,,Lo Gentilhomme aus belles mains", auf der liück-
seite eine Lukretia in Grisaille. Beide irrig Mabuse
genannt, sind Werke von Sotto Cleve (siehe
III. p. 60). (Lichtdr. in Les Arts. 1009. Okt. p. 5 u. 7.)

Budape-st. Jugendport mit Karls V. P.rustbild.
Nicht sicher. Wahrscheinlich Bernard van Orley.
(Lichtdr. in Onze Kunst. 1907. II. 117.)

Glasgow. Maria mit dem Kinde, sitzend in einer
Landschaft nächst einer Fontäne. Gewiß nicht von
Mabuse. (Lichtdr. im Kat. 1906. N. 566.)

London. Nat. Gal. (kürzlich erworben). Jacque-
line von Burgund, die jüngste Tochter Adolfs von
Burgund, Herrn von Beveren und Vere (Sohn Phi-
lipps von Burgund). Halbfigur, eine Armillarsphäre
in den Händen. Im Grunde, eine Umrahmung. Um 1520
gemalt. (Reprod. in The Graphic. 11. April 1908;
und in Burlington Mag. XIII. 33); — II a m p t o n
Cour t. Adam und Eva. (Lichtdr. bei E. Law.
 
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