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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 10.1891

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Nr. 9 (September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37291#0112
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schöne Pferdetrense, ein 40 cm grosser
Bratspiess, Lanzenspitze, Nadeln und
dergl. Dann eine (40,5 : 40,5 : 5,3 cm) Hy-
pokaustenplatte mit dem Graffito: Ge-
mellius Gemelln filius. (Vgl. Abbildung IV).
München. J. Fink.
76. Stuttgart. [Das Römerkastell auf dem
Schierenhof bei Schwäbisch Gmünd und seine
Ausgrabungen.] Etwa IV2 km vom West-
rande der Stadt Schwäbisch Gmünd und
dem Bahnhofe entfernt, nahe der Bahn-
linie und der von Nördiingen nach Stutt-
gart führenden Hauptstrasse, liegen auf
einer sanft aus der Thalsohle der Rems
ansteigenden Erhöhung die Gebäude des
Schierenhofs.
Nähert man sich diesen Gebäuden von
der Stadt oder von der eben erwähnten
Hauptstrasse her, so kann ein halbwegs
kundiges Auge ohne Mühe die Umrisse
der einstigen Befestigung, sowie einen Teil
der Zugänge hiezu erkennen. Ebenso leicht
wird Jeder, welcher die Anforderungen
der Römer an einen guten Lagerplatz
kennt, finden, dass die Stelle für diesen
Zweck geradezu als „normal“ zu bezeich-
nen sei. Hat man endlich die Höhe des
niedrigen Hangvorsprungs erreicht und be-
findet sich in der Mitte des einstigen
Lagers, so kann, ebenfalls ohne Mühe, die
Bedeutung des Platzes, sowie die Aufgabe
der hier lagernden Besatzungstruppen er-
kannt werden. Dies war „Beobachtung
und Verteidigung der Limesstrecke vom
Lindenfirst (einem nördlich der Stadt ge-
legenen Aussichtspunkt) bis Hangendein-
bach, sowie des Übergangs über Fluss
und Thal“.
Von hier ist der Limes ca. 1400 m,
die Rems mit dem einstigen Übergang nur
ca. 300 m entfernt.
Dass sich auf diesem Hange, auf 'wel-
chem jetzt die Gebäude des Schierenhofs
stehen, eine römische Befestigung befunden
habe, war schon längst bekannt; es wur-
den auch schon in früheren Zeiten einige
Ausgrabungen vorgenommen; über die
eigentliche Aufgabe, Beschaffenheit und
Umfang des Werkes aber haben erst die
in den letzten Jahren von dem verstorbe-
nen Herrn Generalmajor v. Ivallee, dem
ebenfalls verstorbenen Herrn Senatspräsi-

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deuten v. Foehr und dem Unterzeichneten
vorgenommenen Ausgrabungen Licht ge-
bracht.
Im Herbst 1886 wurde von dem erst-
genannten Herrn nach dem Limes und
anderen, mit diesem zusammenhängenden
römischen militärischen Werken in der
Umgegend von Gmünd geforscht und da-
bei auf einem Acker beim Schierenhof ein
Eckturm des Castrums gefunden und teil-
weise ausgegraben. Ich hatte diesen For-
schungen und Ausgrabungen grösstenteils
angewohnt und kam gerne der Aufforde-
rung des Herrn v. Kallee nach, dies an-
gefangene Werk beim Schierenhof fortzu-
setzen. (Ich stand nämlich damals in Ge-
münd in Garnison).
Im Herbst des folgenden Jahres setzte-
ich diese Ausgrabungen fort, legte die-
Porta decumana, sowie den oben erwähn-
ten Eckturm, s. PI. E, vollständig frei und
fand den Platz des einstigen Praetoriums..
Zu gleicher Zeit liess Herrn General
v. Kallee, dem sich auch der Herr Präsi-
dent v. Foehr angeschlossen hatte, an
letzterer Stelle graben und deckte dabei
die Fundamente eines Gebäudes auf, wel-
ches gegen Süden durch eine Apsis be-
grenzt war, während ich ferner den Boden
einer Heizeinrichtung freilegte.
Die nun eintretende schlechte Witte-
rung hinderte mich am Weitergraben, doch
nahm ich von sämtlichen Ausgrabungen
Messungen vor und zeichnete das Ausge-
grabene. Diese Zeichnung, welche ich
später vervollständigt habe, liegt der Be-
schreibung bei.
 
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