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tes Eisenmesser. Der Grabhügel ist, nach
den Funden zu schliessen, wie die früher
geöffneten der Gruppe der sogenannten
Hallstatt-Periode, vielleicht 500 Jahr v.
Chr., zuzuweisen.
Wegen des Waldbestandes musste zu-
nächst auf die Untersuchung weiterer noch
unberührter Hügel verzichtet werden; es
schien aber angezeigt, einen der schon
1830 ausgegrabenen aufs neue und
gründlicher in Arbeit zu nehmen, da man
sich damals mit einem wenig breiten Loch
in der Mitte des Hügels begnügen zu dür-
fen geglaubt hatte. Derselbe war bei 22 m
Dm. 2 m hoch: von der Grabung in der
Mitte war kaum mehr etwas zu sehen.
Immerhin zeigten sich ihre Spuren an der
Unordnung, in welcher in den mittleren
Partieen eine Menge von Thonscherben
und von Eisenstückchen durcheinander
geworfen waren. Es gelang, aus ersteren
noch zwei verzierte Schüsseln und ein
Näpfchen von demselben Typus, wie die
im anderen Grab gefundenen zusammen-
zusetzen, während letztere, zum Teil Reif-
stückchen mit Nägeln, Wagenrädern ange-
hört haben könnten, welche bei sorgsame-
rer Ausgrabung vielleicht gerettet worden
wären. Dafür stiess man nun aber mehr
gegen den Rand des Hügels, etwa 4 m
von der Mitte gegen Westen, in 1 m Tiefe,
also noch nicht auf gewachsenem Boden,
unerwartet auf eine neue Bestattung,
nach einigen noch vorhandenen Zähnen
und Knochenstückchen zu schliesen, die
eines Kindes von 13 bis 15 Jahren. Auf
einem Haufen in der Gegend des Halses
lagen die Reste einer Perlenschnur, noch
36 Perlen aus Bernstein von verschie-
dener Grösse und Form und ebensoviele
farbige aus Glas und Thon, dabei eine
Fibula aus Bronze mit aufgesetztem, drei-
eckigen, verzierten Silberblech, ferner ein
Armringchen mit schnurartigen Win-
dungen, eine eigentümliche Hafte und
eine Schnalle aus Bronze. Etwa in der
Fussgegend standen in einer Reihe 6 zer-
drückte Thongefässe, welche sich wie-
derherstellen Hessen und von den bisheri-
gen wesentlich verschiedene, späterer Zeit
angehörige Formen ohne Verzierung zeig-
ten. Da auch die Gestalt der Fibel und
noch vielmehr das Vorkommen einer Bronze-
schnalle einer späteren Periode, der der
Römerherrschaft oder selbst der noch
späteren, alemannischen angehört, so ist
man zu der Annahme genötigt, dass der
früher vorhandene alte Grabhügel hier in
späterer Zeit zu einer neuen Bestattung
ausgesucht und verwendet worden ist.
(E. Wagner, in Karlsruher Ztg. vom
8. Dezbr.)
Rheinpfalz. [Römerstrassen.] Die rö- 111.
mischen Strassenzüge in der Süd-
pfalz stehen gleich denen der Nordpfalz
und des Elsasses entweder auf der Achse
des Rheins senkrecht oder laufen mit dem-
selben in gleicher Richtung. Die gleiche
Richtung schlagen bekanntlich zwei Strassen
ein: 1. die grosse via militaris, welche
direkt am linken Rheinufer zieht und Ta-
bernae Rhenanae (= Rheinzabern), Vicus
lulius (= Germersheim), Augusta Neme-
tum (= Speyer), Alta ripa (= Altrip),
Vangiones (= Worms) mit einander ver-
bindet, und 2. die Gebirgsstrasse, welche
am Ostrande der Hart vom Obereisass
nach Mogontiacum (= Mainz) ihre Rich-
tung nimmt. Unbekannt war bisher das
Verhältnis der Querstrassen zu diesen zwei
Längswegen. Neuere, vom Berichterstatter
jüngst veranstaltete Untersuchungen be-
weisen nun, dass diese obigen fünf Haupt-
orte am Mittelrhein durch mehrere von
Ost nach West laufende Querstrassen mit
dem Gebirgsrand und dem Mons Vosegus
selbst in Verbindung standen. Festgestellt
ist bisher der Strassenzug Altrip-Dürk-
heim - Weidenthal - Johanniskreuz , ferner
Speyer - Neustadt - Schänzel - Johanniskreuz.
In dem letzten Herbste machte es sich
Ref. zur Aufgabe, den von Rheinzabern
ins Gebirge führenden Strassenzug durch
Lokaluntersuchungen festzustellen. In der
Ebene hält derselbe die zwischen Erlen-
und Klingbach ziehende Bodenwelle ein
und zieht direkt bis Gleiszellen, gegenüber
der altromanischen Burgruine Landeck.
Am „alten Gottesacker“ befindet sich der
vom V. früher untersuchte Friedhof des
merovingischen Klosters Blidenstat; an
diesem zieht der Strassenzug vorüber zum
Hatzeiberg. Hier geht er geradlinig, wäh-
rend der jetzige Waldweg in Serpentinen
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tes Eisenmesser. Der Grabhügel ist, nach
den Funden zu schliessen, wie die früher
geöffneten der Gruppe der sogenannten
Hallstatt-Periode, vielleicht 500 Jahr v.
Chr., zuzuweisen.
Wegen des Waldbestandes musste zu-
nächst auf die Untersuchung weiterer noch
unberührter Hügel verzichtet werden; es
schien aber angezeigt, einen der schon
1830 ausgegrabenen aufs neue und
gründlicher in Arbeit zu nehmen, da man
sich damals mit einem wenig breiten Loch
in der Mitte des Hügels begnügen zu dür-
fen geglaubt hatte. Derselbe war bei 22 m
Dm. 2 m hoch: von der Grabung in der
Mitte war kaum mehr etwas zu sehen.
Immerhin zeigten sich ihre Spuren an der
Unordnung, in welcher in den mittleren
Partieen eine Menge von Thonscherben
und von Eisenstückchen durcheinander
geworfen waren. Es gelang, aus ersteren
noch zwei verzierte Schüsseln und ein
Näpfchen von demselben Typus, wie die
im anderen Grab gefundenen zusammen-
zusetzen, während letztere, zum Teil Reif-
stückchen mit Nägeln, Wagenrädern ange-
hört haben könnten, welche bei sorgsame-
rer Ausgrabung vielleicht gerettet worden
wären. Dafür stiess man nun aber mehr
gegen den Rand des Hügels, etwa 4 m
von der Mitte gegen Westen, in 1 m Tiefe,
also noch nicht auf gewachsenem Boden,
unerwartet auf eine neue Bestattung,
nach einigen noch vorhandenen Zähnen
und Knochenstückchen zu schliesen, die
eines Kindes von 13 bis 15 Jahren. Auf
einem Haufen in der Gegend des Halses
lagen die Reste einer Perlenschnur, noch
36 Perlen aus Bernstein von verschie-
dener Grösse und Form und ebensoviele
farbige aus Glas und Thon, dabei eine
Fibula aus Bronze mit aufgesetztem, drei-
eckigen, verzierten Silberblech, ferner ein
Armringchen mit schnurartigen Win-
dungen, eine eigentümliche Hafte und
eine Schnalle aus Bronze. Etwa in der
Fussgegend standen in einer Reihe 6 zer-
drückte Thongefässe, welche sich wie-
derherstellen Hessen und von den bisheri-
gen wesentlich verschiedene, späterer Zeit
angehörige Formen ohne Verzierung zeig-
ten. Da auch die Gestalt der Fibel und
noch vielmehr das Vorkommen einer Bronze-
schnalle einer späteren Periode, der der
Römerherrschaft oder selbst der noch
späteren, alemannischen angehört, so ist
man zu der Annahme genötigt, dass der
früher vorhandene alte Grabhügel hier in
späterer Zeit zu einer neuen Bestattung
ausgesucht und verwendet worden ist.
(E. Wagner, in Karlsruher Ztg. vom
8. Dezbr.)
Rheinpfalz. [Römerstrassen.] Die rö- 111.
mischen Strassenzüge in der Süd-
pfalz stehen gleich denen der Nordpfalz
und des Elsasses entweder auf der Achse
des Rheins senkrecht oder laufen mit dem-
selben in gleicher Richtung. Die gleiche
Richtung schlagen bekanntlich zwei Strassen
ein: 1. die grosse via militaris, welche
direkt am linken Rheinufer zieht und Ta-
bernae Rhenanae (= Rheinzabern), Vicus
lulius (= Germersheim), Augusta Neme-
tum (= Speyer), Alta ripa (= Altrip),
Vangiones (= Worms) mit einander ver-
bindet, und 2. die Gebirgsstrasse, welche
am Ostrande der Hart vom Obereisass
nach Mogontiacum (= Mainz) ihre Rich-
tung nimmt. Unbekannt war bisher das
Verhältnis der Querstrassen zu diesen zwei
Längswegen. Neuere, vom Berichterstatter
jüngst veranstaltete Untersuchungen be-
weisen nun, dass diese obigen fünf Haupt-
orte am Mittelrhein durch mehrere von
Ost nach West laufende Querstrassen mit
dem Gebirgsrand und dem Mons Vosegus
selbst in Verbindung standen. Festgestellt
ist bisher der Strassenzug Altrip-Dürk-
heim - Weidenthal - Johanniskreuz , ferner
Speyer - Neustadt - Schänzel - Johanniskreuz.
In dem letzten Herbste machte es sich
Ref. zur Aufgabe, den von Rheinzabern
ins Gebirge führenden Strassenzug durch
Lokaluntersuchungen festzustellen. In der
Ebene hält derselbe die zwischen Erlen-
und Klingbach ziehende Bodenwelle ein
und zieht direkt bis Gleiszellen, gegenüber
der altromanischen Burgruine Landeck.
Am „alten Gottesacker“ befindet sich der
vom V. früher untersuchte Friedhof des
merovingischen Klosters Blidenstat; an
diesem zieht der Strassenzug vorüber zum
Hatzeiberg. Hier geht er geradlinig, wäh-
rend der jetzige Waldweg in Serpentinen