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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 12.1893

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Nr. 4 (April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37293#0038
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Quadern gebildet. Der Kaum zwischen
den einzelnen Pfählen ist mit Bruchsteinen
ohne Anwendung von Mörtel ausgefüllt.
Auf dieser Fundierung lagen noch ver-
einzelte Quadersteine, von welchen drei
nebst einigen Bruchstücken bei einem
Wasserstande von 0,33 m K. P. durch die
Strombauverwaltung im Interesse der Schiff-
fahrt gehoben und beseitigt wurden. Von
diesen lag der 1. 1,0 m unter Wasser und
hatte 0,74 m Länge, 0,55 m Breite und
0,42 m Höhe, der 2. 1,20 m unter Wasser
und hatte 0,70 m Länge, 0,30 m Breite und
0,22 m Höhe, der 3. 1,08 m unter Wasser
und hatte 0,80 m Länge, 0,50 m Breite
und 0,34 und 0,27 m Höhe.
Die aufgeführten Quadern, von welchen
der letzte ein Keilstein ist, bestehen aus
hellem sog. französischen Kalkstein und
zeigen keine Spur von Mörtel, wohl aber
Löcher und Falzen zur Verankerung. Ein
am Westrande des Pfahlrostes liegender
Stein, welcher nach Angabe des Tauchers
Ziffern trug, war schon mit einer Kette
umschlungen, konnte aber mit den vorhan-
denen Mitteln nicht gehoben werden.
Die Länge des Pfahlrostes konnte an-
nähernd auf 16,0 m festgestellt werden,
die Breite aber nicht, weil es dom Taucher
nicht möglich war, von dem Westrande,
wo das zur Untersuchung benutzte Schiff
verankert lag, bis zum Ostrande zu ge-
langen. Die höchste. Stelle der Pfeiler-
reste lag auf —0,67 m K. P., der Pfahl-
rost selbst auf —1,09 m K. P. Die
Entfernung von der Werftmauer betrug
99,0 m, von der Schiffbrücke rund 100 m.
Aus der Lage ergiebt sich, dass diese
Reste zu dem dritten von Reinhard ge-
messenen und von Aldenbrück mit Kr. 9
bezeichneten Pfeiler gehören.
In derselben Richtung, gleichfalls rund
100 m unterhalb der Schiffbrücke, sind
1884 und 1885 am Deutzer Ufer 20,80 m
von der senkrechten Werftmauer und
16,80 m vom Fusse der Büschungsmauer
entfernt, die Reste des mutmasslichen End-
pfeilers der Brücke entdeckt worden. Sie
bestehen aus aufgehendem Mauerwerk,
dessen Kanten zwischen den umherliegen-
den Steintrümmern durch zahllose Tast-
versuche mit einem spitzen Eisen ermittelt

werden mussten, zumal das Wasser infolge
der oberhalb liegenden Kanalmündung hier
meist trübe ist. Das feste Mauerwerk,
dessen oberste Teile auf —0,20 m K. P.
liegen, liess sich ungefähr 0,50 m abwärts
verfolgen; über die Höhenlage der Sohle
und die Art der Fundierung konnte nichts
festgestellt werden.
Die Untersuchungen wurden angestellt
bei Wasserständen, welehe zwischen 1,10
und 1,60 m schwankten; Irrtiimer in den
Massen sind also trotz der angewandten
Sorgfalt nicht ausgeschlossen. Die Länge
der Pfeilerreste betrug annähernd 13,50 m,
die Breite 4,15 m. Was die Gestalt be-
trifft, so bildet ein rechteckiger Kern von
9,15 m Länge und 4,15 m Breite die zur
Aufnahme der Fahrbahn bestimmte Mitte;
nach vorn war der Pfeiler abgeschrägt, an
der Spitze abgebrochen; hinten war die
Schrägung an jeder Seite 0,20 m zurück-
gesetzt, die Spitze abgestumpft.
Leider konnte bei dem niedrigen Was-
serstandc im Januar d. J. die Untersuch-
ung hier nicht zum Abschlüsse gebracht
werden, da ein mit Obst beladenes Schiff
auf dem Pfeiler festlag. Nur die Ostseite
war teilweise sichtbar und zeigte regel-
mässig geschichtetes Mauerwerk von Tuff-
steinen, wie die leicht zu nehmenden Proben
ergaben. Der Mörtel ist aus feinkörnigem
Kies ohne Anwendung von Ziegelmehl ge-
mischt und ganz verschieden von dem
Mörtel, welcher am Deutzer Kastrum und
andern spätrömischen Bauten angewandt ist.
Soviel einstweilen über den gefundenen
Thatbestand. Da die Untersuchung noch
nicht abgeschlossen ist, so würde es zweck-
los sein, schon jetzt die von Brölmaun,
Crombach und Aldenbrück mitgeteilten
Angaben zu besprechen; Lennes Unter-
suchungen dagegen können aus dem Grunde
hier nicht übergangen werden, weil sie
eine ganz andere Brücke voraussetzen.
Mit den Ergebnissen seiner Vorgänger
scheint Lenne wenig vertraut gewesen zu
sein, als er seine Nachforschungen im
Strome anstellte, sonst würde er die von
ihnen angegebene Richtung zunächst weiter
verfolgt haben, bevor er dazu überging,
neue Wege einzuschlagen und dabei auf
Abwege zu geraten.
 
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