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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 12.1893

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Nr. 8 & 9 (August & September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37293#0093
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Vorrömische u. Römische Zeit
redigiert von
Prof. Hettner u. Dr. Lehner,
Trier.



der

Mittelalter und Neuzeit
redigiert von
Archivar Dr. Hansen,
Köln.

Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zugleich Organ der historisch-antiquarischen Vereine zu Backnang, Birkenfeld, Düssel-
dorf, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mannheim, Motz, Neuss, Prüm, Speyer, Strassburg,
Trier, Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
-<>-
August & September. Jahrgang XII, Kr. 8 & 9. 1893.
Das Korrespondenzblatt erscheint in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Inserate ä 25 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlung und allen Inseraten-Bureaus angenommen, Beilagen
nach Uebereinkunft. — Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich, das Korrespondenzblatt monatlich. —
Abonnementspreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondenzblatt, für letzteres allein 5 Mark.

Beiträge für die vorrömische und römische Abteilung sind an Dr. Lehner (Trier, Provinzialmuseum),
für Mittelalter und Neuzeit an Dr. Hansen (Köln, Stadtarchiv) zu senden.

Neue Funde.
Wössingen, Amt Bretten. [Römische Funde.]
In den Beständen der Grossh. Alter-
tümersammlung befinden sich einige far-
bige Wandverputzstücke, einfach pom-
pejanisch rot und mit farbigen Verzierun-
gen, und rohe verzierte Gefässscherben
aus terra sigillata, unzweifelhaft römischen
Ursprungs, welche, ohne dass weiteres
darüber auf behalten wäre, 1837 aus Wös-
singen, Amt Bretten, eingebracht wur-
den. Sie beweisen, dass dort Beste be-
deutender römischer Gebäulichkeiten sich
befinden müssen, und in der Tliat ergab
eine im Frühjahr gemachte Nachfrage,
dass man in den 20 Minuten südöstlich
vom Dorfe an der Strasse nach Stein ge-
legenen „Steinmäuerles-Ackern“ beim
Pflügen wiederholt auf Mauerreste und
römische Ziegelstücke gestossen sei. Die
Untersuchung der Stelle wurde von dem
Karlsruher Alte rtums verein be-
schlossen und in den Tagen vom 11. bis
14. April von mir ausgeführt.
Im unteren Teile des nach Süden gegen
einen kleinen Bach hin sich senkenden
fruchtbaren Abhangs gelang es an der
Stelle, auf welcher der Pflug des öfteren
auf Steine gestossen war, bald, die Funda-
mente und stellenweise die noch bis 5/2 m
hohen Mauern eines kleinen viereckigen
Gebäudes von 8 auf 9,50m blosszulegen.
Die Mauern waren 80 bis 90 cm dick aus
sauber zugerichteten Muschelkalksteinen

aufgeführt; den Innenraum teilte eine 60 cm
breite von Nord nach Süd verlaufende
Mauer in ein westliches grösseres und ein
östliches kleineres Gemach. Der nördliche
Teil des ersteren zeigte einen 25 cm er-
höhten flach gestampften Boden, der gegen
Süden durch eine Schichte auf der Kante
stehender Steine abgegrenzt war. Sonst
war die ursprüngliche Beschaffenheit des
Bodens nicht mehr zu erkennen, auch die
Eingänge waren nicht mehr zu finden;
zahlreiche Stücke von Deckplatten und
Hohlziegeln bewiesen, dass der kleine Bau
mit einem Ziegeldach gedeckt gewesen war.
Über dem genannten nördlichen Teil des
westlichen Gemachs lag eine V2 m hohe
Schuttschichte von Steinen, Mörtelmasse
und Dachziegelstücken, untermischt mit
etwas Holzkohle und einigen Thonge-
fässscherben; auf der äusseren Seite der
nördlichen Mauer schien der Boden als
Hofraum gleichfalls gestampft und war mit
demselben Schutt bedeckt, der zugleich
einige wertvolle Fundstücke enthielt. Zu
denselben gehörte ein fast vollständiger
Mühlstein' einer Handmühle, ein Läufer
aus Niedermendiger Lava von 38,5 cm
Durchmesser und 10,5 cm Höhe mit wenig
konisch nach der Mitte geneigter Beib-
fläche und ein grosses Stück des Boden-
steins, 12,5 cm hoch, aus hellrotem Sand-
stein ; ferner aus Eisen eine spitze Mauer-
kelle römischer Form, ein gebogener
Eimerhenkel, eine Kette mit Gliedern in
 
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