32 AUGUST KIRSCHMANN.
man kann sich nicht eine unbegrenzte schwarze, weiße oder graue
Fläche denken oder vorstellen, so wie wir uns eine unbegrenzte rote,
grüne oder blaue Fläche denken können. Wohl kann man sich eine
farblose Fläche und diese mehr oder weniger hell oder dunkel denken.
Wenn wir aber von der Oberfläche eines Gegenstandes aussagen
wollen, daß sie schwarz, weiß oder grau sei, dann muß uns mehr
gegeben sein als die bloße Qualität und Intensität der Lichtempfindung.
Um das Urteil zu fällen, »ich sehe Schwarz« oder »ich sehe Braun«,
muß ich außer dem, was unmittelbar als Qualität und Intensität der
Lichtempfindung wahrgenommen wird, noch andere Daten haben.
Wenn man durch eine, die Konturen der zu beurteilenden Fläche ver-
deckende Röhre sieht, kann man zwar ebenso wie ohne diese Be-
schränkung mit Sicherheit urteilen, ob man Rot oder Rötlich, Grün, Gelb
oder Blau u. s. w. sieht, nicht aber, daß man Schwarz oder Weiß sieht.
Bezüglich der achromatischen Empfindungsreihe läßt sich dann nur
noch angeben, daß man mehr oder minder helles farbloses Licht sieht
(es sei denn, daß man absolute Dunkelheit als Schwarz bezeichnet).
Richtet man die Röhre auf sogenannte braune Gegenstände, so kann
man, da man nun keine Gelegenheit hat, aus den Helligkeitsverhält-
nissen Schlüsse zu ziehen, nur feststellen, daß man ein mehr oder
minder helles und gesättigtes Gelb, Orange oder Rot sieht. In Ver-
suchen, die ich zur Demonstration in Vorlesungen mache, wird z. B.
ein ganz dunkles, fast schwarzes Schokoladenbraun Rosa, ein ebenso
dunkles Kaffeebraun Blaßgelb genannt. Braun ist nur eine dunkle
Schattierung von Gelb, Orange oder Rot.
Soweit es das Braun anlangt, wird die Richtigkeit des Vorstehenden
meist zugegeben, nicht aber in Bezug auf Schwarz und Weiß. Ich
empfehle denjenigen, denen die Sache noch nicht klar ist, den folgen-
den Versuch zu machen, mit dem ich die an der alten Voreingenommen-
heit festhaltenden Hörer in meinen Vorlesungen endgültig zu über-
zeugen pflege. Ein weißer Karton mit einem Loch in der Mitte ist so
aufgestellt, daß die dem Beschauer zugewandte Seite nicht viel Be-
leuchtung vom Fenster her empfängt; jedermann »sieht« dennoch, daß
es ein »weißer« Karton ist. Das etwa 5 cm weite Loch in der Mitte
desselben wird vor einem »schwarzen« Karton so angebracht, daß von
letzterem der Rand nicht sichtbar ist, der Karton jedoch der vollen
Beleuchtung durch das Tageslicht ausgesetzt ist. Der schwarze Karton,
durch das Loch im weißen gesehen, erscheint nunmehr sehr viel heller
als der letztere. Fragt man dann die Zuhörerschaft, was gesehen wird,
so erhält man die Antwort: ein weißer Karton mit einem Loch, durch
das ein viel helleres Weiß gesehen wird. Man braucht jetzt nur
den weißen Karton zu entfernen (ohne die Lage und Beleuchtung des
man kann sich nicht eine unbegrenzte schwarze, weiße oder graue
Fläche denken oder vorstellen, so wie wir uns eine unbegrenzte rote,
grüne oder blaue Fläche denken können. Wohl kann man sich eine
farblose Fläche und diese mehr oder weniger hell oder dunkel denken.
Wenn wir aber von der Oberfläche eines Gegenstandes aussagen
wollen, daß sie schwarz, weiß oder grau sei, dann muß uns mehr
gegeben sein als die bloße Qualität und Intensität der Lichtempfindung.
Um das Urteil zu fällen, »ich sehe Schwarz« oder »ich sehe Braun«,
muß ich außer dem, was unmittelbar als Qualität und Intensität der
Lichtempfindung wahrgenommen wird, noch andere Daten haben.
Wenn man durch eine, die Konturen der zu beurteilenden Fläche ver-
deckende Röhre sieht, kann man zwar ebenso wie ohne diese Be-
schränkung mit Sicherheit urteilen, ob man Rot oder Rötlich, Grün, Gelb
oder Blau u. s. w. sieht, nicht aber, daß man Schwarz oder Weiß sieht.
Bezüglich der achromatischen Empfindungsreihe läßt sich dann nur
noch angeben, daß man mehr oder minder helles farbloses Licht sieht
(es sei denn, daß man absolute Dunkelheit als Schwarz bezeichnet).
Richtet man die Röhre auf sogenannte braune Gegenstände, so kann
man, da man nun keine Gelegenheit hat, aus den Helligkeitsverhält-
nissen Schlüsse zu ziehen, nur feststellen, daß man ein mehr oder
minder helles und gesättigtes Gelb, Orange oder Rot sieht. In Ver-
suchen, die ich zur Demonstration in Vorlesungen mache, wird z. B.
ein ganz dunkles, fast schwarzes Schokoladenbraun Rosa, ein ebenso
dunkles Kaffeebraun Blaßgelb genannt. Braun ist nur eine dunkle
Schattierung von Gelb, Orange oder Rot.
Soweit es das Braun anlangt, wird die Richtigkeit des Vorstehenden
meist zugegeben, nicht aber in Bezug auf Schwarz und Weiß. Ich
empfehle denjenigen, denen die Sache noch nicht klar ist, den folgen-
den Versuch zu machen, mit dem ich die an der alten Voreingenommen-
heit festhaltenden Hörer in meinen Vorlesungen endgültig zu über-
zeugen pflege. Ein weißer Karton mit einem Loch in der Mitte ist so
aufgestellt, daß die dem Beschauer zugewandte Seite nicht viel Be-
leuchtung vom Fenster her empfängt; jedermann »sieht« dennoch, daß
es ein »weißer« Karton ist. Das etwa 5 cm weite Loch in der Mitte
desselben wird vor einem »schwarzen« Karton so angebracht, daß von
letzterem der Rand nicht sichtbar ist, der Karton jedoch der vollen
Beleuchtung durch das Tageslicht ausgesetzt ist. Der schwarze Karton,
durch das Loch im weißen gesehen, erscheint nunmehr sehr viel heller
als der letztere. Fragt man dann die Zuhörerschaft, was gesehen wird,
so erhält man die Antwort: ein weißer Karton mit einem Loch, durch
das ein viel helleres Weiß gesehen wird. Man braucht jetzt nur
den weißen Karton zu entfernen (ohne die Lage und Beleuchtung des