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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 2.1907

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Kirschmann, August: Über das Kolorit
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https://doi.org/10.11588/diglit.3530#0042
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38

AUGUST KIRSCHMANN.

für die Malerei nicht von so großer Bedeutung wie die andern zwei
nunmehr zu erörternden Gesichtspunkte.

2. Die sogenannten warmen Farben sind bei höchster und über-
haupt bei hoher Sättigung ungleich heller als die kalten. Es ist in-
folgedessen unmöglich, ein Gelb oder Orange und ein Blau nebenein-
ander zu stellen, die bei gleicher Sättigung auch gleiche Helligkeit
haben. Wenn ein Blau dieselbe Sättigung haben soll wie ein ge-
sättigtes Gelb, so muß es viel dunkler sein als das letztere. Um-
gekehrt, wenn man einem Gelb oder Orange dieselbe Sättigung geben
will, wie einem gesättigten Blau, so kann das nur bei einer beträcht-

lich höheren Lichtintensität des ersteren geschehen. Wenn man sich
die Verhältnisse von Farbenton, Sättigung und Helligkeit geometrisch
veranschaulicht, was nach dem Vorgange von Wundt am besten durch
den sogenannten Farbenkegel geschieht, so läßt sich den hier ge-
schilderten Erscheinungen nur dadurch Rechnung tragen, daß man der
Grundfläche des Doppelkegels eine zur Achse stark geneigte Lage
gibt (siehe Figur) x). Die Peripherie der Basis stellt die geschlossene

') Diese Figur ist meiner Abhandlung im Archiv für die gesamte Psychologie
»Normale und anormale Farbensysteme« entnommen. Die Schiefe der Grund-
fläche ist übrigens in der Figur zu gering angenommen. Der Helligkeitsunterschied
zwischen Gelb und Blau ist in Wirklichkeit viel größer.
 
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