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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 28.1934

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BESPRECHUNGEN

hilft ihr aus dem Subjektivismus heraus, in den sie als „geisteswissenschaftliche
Forschung —■ schon der Name verrät diese Gefahr — durch den ständigen Hinblick
auf die „Weltanschauungen" sehr zum Nachteil ihrer sachlichen Gültigkeit hinein-
geraten kann. Zu dieser Betrachtungsweise liefern für seine besonderen Probleme
einige Abschnitte bei Schücking wertvolle eigene Beiträge („Die verschiedenartige
Empfänglichkeit nach soziologischen Gruppen", S. 92 f.; „Gruppen- und Schulen-
bildung", S. 59 f.).

Berlin. • Werner Ziegenfuß.

Julius Petersen: Aus der Goethezeit. Gesammelte Aufsätze zur Lite-
ratur des klassischen Zeitalters. 1932. Quelle u. Meyer. Leipzig. 241 S.

Da es sich im vorliegenden Werk um eine Sammlung von — mit einer Aus-
nahme — schon früher erschienenen Aufsätzen und Vorträgen handelt, und zwar
aus dem Zeitraum zwischen 1912 und 31, so braucht hier von den Ergebnissen als
solchen, die ja teils kräftig fördernd, teils grundlegend in den Besitzstand der Lite-
raturforschung schon eingegangen sind, nicht mehr die Rede zu sein. Es soll hier
nur das Ganze der Leistung noch einmal überschaut werden, mit besonderem Inter-
esse für den geistigen und spezifisch wissenschaftlichen Habitus des Verfassers. —
Die Beiträge umschreiten von Lessing bis zu Bettina den Kreis, dessen Mittelpunkt
Goethe ist; ein zweiter Band soll unter dem Titel „Krisis der Literaturgeschichte"
die methodologischen Aufsätze bringen. Die Sammlung erscheint als Beitrag zum
Goethejahr nicht aus Zufall, noch Berechnung, sondern aus innerem Verhältnis.
Ein in zwei Jahrzehnten wissenschaftlichen Bemühens wahrhaft erworbener Besitz
klassischen Geistes tritt hier den in so vielen Festreden teils aus Notwendigkeit,
viel öfter aus der Angst vor der eigenen Unzeitgemäßheit erhobenen Klagen über
die Goethe-Krise und die Klassikernot entgegen; nicht streitend, sondern ganz aufs
Positive der klassischen Leistungen gerichtet, indem er sie mit Wärme und Leucht-
kraft zur Darstellung bringt, zeigt der Verfasser, was man mit ihnen verlöre. —
Erstaunlich haben sich in der vorliegenden Sammlung die sorgsam gewählten Teile
zu einem Ganzen gerundet. Der in jedem einzelnen Beitrag spürbare Geist der Klar-
heit, der Harmonie, der strengen Begrenzung und Durchgliederung der Teile, der
Einheit und Kontinuität hat auch das Ganze der Sammlung durchdrungen. — Die
Beiträge entwickeln sich thematisch auf der Linie Lessing—Goethe—Schiller—Kleist
—Jean Paul-Romantik und knüpfen ihre Gegenstände bald untereinander zusammen
(Lessing—Goethe, Jean Paul-Klassik, Frau Rat—Bettina) oder kontrastierend mit
Erscheinungen der Vorzeit und Nachwelt: Schiller—Shakespeare, Schiller—Shaw. So
ist hier wie in einem kleinen Universum „alles mit allem verbunden". Auch in der
Auffassung der einzelnen Gestalten wirkt in einem dem Verf. vielleicht kaum bewußt
gewordenen Grade das Gesetz der harmonischen Ausgleichung, denn sie werden
mehr oder minder auf die Goethisch-Schillersche Klassik des Weltbilds und der
Kunstgestalt ausgerichtet, auf sie, wie auf das Maß, die ideale Mitte bezogen. Mit
Vorliebe sind sie von einer der Klassik zugekehrten Seite gesehen: Jean Paul in der
Zeit seines Durchgangs durch Weimar, Kleist auf Schiller bezogen als Vollender
der Synthese von antiker und Shakespearescher Dramatik, Lessing mit jenen Motiven
der Persönlichkeit und des Werks, die ihn der neuesten Forschung als „Irratio-
nalisten" und in näherer Verwandtschaft zu Goethe erscheinen lassen. Nur Shake-
speare und Shaw stehen ein jeder im Extrem, in einem andern Kontrast zu den
Gestalten der Mitte, aber ein jeder in seiner eigenen Notwendigkeit und Bedeutung
belassen. — Die wechselnden methodischen Haltungen, deren Wechsel, so wie er von
 
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