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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 29.1935

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Gatz, Felix M.: Die Theorie des L'art pour l'art und Théophile Gautier
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https://doi.org/10.11588/diglit.14176#0131
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DIE THEORIE DES L'ART POUR L'ART U. THEOPHILE GAUTIER \ \7

überhaupt nicht „Kunst als solche", sondern nur „Künste", was aber ein
grober Irrtum ist. — Die Kunst-Ästhetik hat einen „Allgemeinen" Teil,
der sich mit den Problemen der Kunst „als solcher", befaßt und „All-
gemeine Kunst-Ästhetik" heißt und einen „Speziellen" Teil, der die ein-
zelnen Kunst-Gattungen behandelt und in die „Ästhetik der Musik",
„Ästhetik der Bildenden Künste" und „Ästhetik der Wortkunst" zerfällt.

Es liegt auf der Hand, daß die Frage nach dem Zweck und Wert
der Kunst — die Begriffe Zweck und Wert im über-artistischen, ethischen
und metaphysischen Sinne verstanden — nicht so sehr die verschiedenen
Kunst-Gattungen als vielmehr die Kunst „als solche" betrifft und einen
Teil der „Allgemeinen" Kunst-Ästhetik ausmacht.

Den andern Teil der „Allgemeinen" Kunst-Ästhetik bildet die Unter-
suchung der Struktur der Kunst „als solche", soweit die Untersuchung
der Struktur ohne Berücksichtigung der individuellen Differenzen der
einzelnen Kunst-Gattungen geführt werden kann, was allerdings nur bis
zu einem gewissen Punkt möglich ist.

Kunst-Ästhetik zerfällt also in:

1. „Allgemeine" Kunst-Ästhetik (Lehre vom Zweck und Wert der
Kunst „als solcher" sowie Lehre von der Struktur der Kunst „als solcher"
einschließlich der Lehre von den Prinzipien der Kunst - Betrachtung,
von den Wirkungen der Kunst auf den Betrachtenden oder Ge-
nießenden sowie der Lehre von den Prinzipien des Kunst - Schaffens).

2. Spezielle Kunst-Ästhetik mit ihren Teilen: Ästhetik der Musik,
Ästhetik der Bildenden Künste und Ästhetik der Wortkunst. (Dies ist
denn auch die Gliederung meiner auf 4 Bände angelegten „Ästhetische
Dokumente", von denen bisher erst der zweite, der Ästhetik der Musik
gewidmete Band erschienen ist: Musik-Ästhetik in ihren Hauptrichtun-
gen. Stuttgart, Ferdinand Enke 1929).

Die Denker, die als Erste sich als Vertreter des „l'art pour l'art" be-
zeichneten — Gautier, Baudelaire, Flaubert — die Ästhetiker, die als
Erste ihr Kunstprinzip „l'art pour l'art" betitelten, haben sich selbst-
verständlich nicht nur mit der Struktur der Kunst „als solcher" befaßt,
sondern waren im höchsten Maße interessiert an der Struktur der kon-
kreten Kunst-Gattungen — waren sie doch Künstler — insbesondere
derjenigen der Bildenden Künste, Malerei und Plastik, sowie der Wort-
kunst. (Bei „Philosophen" finden wir begreiflicherweise einen starken
Hang zur Beschäftigung mit den Fragen der „Allgemeinen" Ästhetik;
Künstlern liegt die Beschäftigung mit den konkreten Kunstgattungen
am Herzen.)

So müßte denn eine erschöpfende Darstellung der Kunst-Ästhetik
des l'art pour l'art nach der Beschreibung der „Allgemeinen" Kunst-
 
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