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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 29.1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.14176#0175
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BESPRECHUNGEN

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richtigem Dank entgegennehmen. Ihre Bedeutung kann nur der ermessen, den eigene
Forschung auf die vielverschlungenen Wege dieser besonderen, schwierigen Proble-
matik geführt hat.

Als Bibliographie entzieht sich das Werk der Auseinandersetzung mit den Einzel-
referaten seines Inhalts; wir versuchen lediglich, die Anlage des Ganzen aufzuzeigen,
die drei Gruppen von Büchern und Abhandlungen berücksichtigt: I. zusammenfas-
sende Studien über das Problem des Nachlebens der Antike (S. 1—6); II. Sach- und
Typengeschichte (S. 7—120); III. Epochen und Kulturkreise (S. 121—290). Die Ein-
teilung ist zweckmäßig. Sie bot sich beim Suchen nach einem Schema „ganz natürlich
und fast automatisch" an. Zu Gruppe I, die diesmal nur acht Nummern enthält, er-
übrigen sich weitere Bemerkungen; bei II liegt das Schwergewicht auf dem Objekt,
den in Hinblick auf Nachwirkung der Antike zu durchforschenden Gebieten mensch-
lichen Denkens und Gestaltens (also etwa Religion und Mythologie; Recht und Staat;
Schrift und Sprache, zu jedem Hauptabschnitt zahlreiche Unterabteilungen); in III
überwiegt das subjektive Element als geschichtliche Periode, Kulturkreis oder Per-
sönlichkeit (Kirchenväter, Petrarca, Winckelmann, Goethe) von der Spätantike an bis
zum Satyrspiel des amerikanischen Neuhumanismus. Dieser dritte Teil ist nicht nur
der am klarsten und überzeugendsten disponierte, sondern auch, nach dem Willen der
Herausgeber, die eigentliche Krönung des Gebäudes, für dessen Aufriß die Betrach-
tungsweise in II, „welche, wenn sie sich ganz überlassen bliebe, zur abstrakten ,Pro-
blemgeschichte' entarten würde, nur als Hilfswissenschaft dient" (S. XIII). Dement-
sprechend werden die bei II und III unumgänglichen Überschneidungen so gehand-
habt, daß, wenn immer möglich, durch Vorverweise von II auf III hingedeutet und
so der Strom von II in das große Becken von III geleitet wird, um auf diese Weise
dem Lebendig-Dinglichen gegenüber dem Abstrahierten größere Tiefe und Betonung
zu verleihen. Das unter II verarbeitete Material erleidet dadurch keine nennenswerte
Einbuße, wie durch ein einziges Beispiel, nicht das umfangreichste (75 Nummern),
dargetan werden möge. Wir wählen das Stichwort Folklore, das den Anfang von
II bildet. Es umspannt die Unterabteilungen Allgemein; Sprache und Bild; Riten,
Kulte und Feste. Man findet unter Allgemein: 1. Methodenlehre, Bibliographie;
2. Materialsammlungen a) nach Ländern, b) nach Gegenständen; unter Sprache
und Bild: 1. Zauberworte und Zaubertexte; 2. Märchen und Sagen a) Verglei-
chende Märchenforschung; b) Sagen- und Märchensammlungen; c) Motivwande-
rung; d) Einzelne Motive; 3. Fabeln; 4. Sprichwörter; 5. Rätsel; 6. Namen; 7. Runen
und Zeichen; unter Riten, Kulte und Feste: l.Votive, Weihegaben; 2. To-
tenkult und Jenseitsglauben; 3. Hochzeitsriten; 4. Wetterkunde, Vegetationskulte;
5. Jahreszeitenfeste; 6. Reinigungsriten. Dieser Ausschnitt muß genügen, um von
der Stoffmasse, zu deren Sichtung eine stattliche Reihe von Mitarbeitern herangezo-
gen wurde (S. XXVII—XXVIII), eine Vorstellung zu geben. Daß dem Leser dieser
Zeitschrift auf Schritt und Tritt Hinweise begegnen, die sein besonderes Interessen-
gebiet berühren, bedarf keines besonderen Belegs. Ein Blick in das Personen- und
Sachregister genügt; er findet sie teils äußerlich in der Masse der aufgeführten Bü-
chertitel, teils in den Referaten. Die Zufälligkeit, mitunter auch Spärlichkeit, der Ein-
träge in einzelnen Abschnitten beruht natürlich auf ihrer Bindung an ein bestimmtes
Erscheinungsjahr (hier 1931). Der in Aussicht gestellte „Katalog der Bibliothek
Warburg" wird, neben dem Fortschreiten der Bibliographie, in sorgfältig durch-
dachter Anordnung den Reichtum des ganzen Forschungsgebietes zur Darstellung
bringen, Lücken schließen, Querverbindungen ziehen und die Zufälligkeiten des biblio-
graphischen Überblicks durch eine nach „musealem Prinzip" angeordnete Gesamt-
schau über das Vorhandene ergänzen.

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XXIX. 11
 
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