Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

DOI Artikel:
Laurila, Kaarle Sanfrid: Die Ästhetik in den nordischen Ländern, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0148
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tikler og Avhandlinger 1902—1926. Oslo 1927), worin bildende Künst-
ler und Fragen der bildenden Kunst behandelt werden, enthält nichts
Nennenswertes zur eigentlich ästhetischen Theorie.

Zum Schluß seien noch zwei Namen genannt, deren Träger wohl
außerhalb der vorerwähnten Kategorien fallen. Erstens Peter Rok-
seth, der in der Einleitung zu seinem offenbar großangelegten Werke
über die französische Tragödie48) ziemlich ausführlich Prinzipienfragen
der Literaturforschung erörtert. Aus seiner Erörterung ergibt sich aber
keine einheitlich durchdachte Auffassung von diesen Fragen, noch weni-
ger eine einheitliche ästhetisch-theoretische Anschauung. Zweitens Hans
Ording (Estetikk og Kristendom. Oslo 1929). Hans Ording ist meines
Wissens Theologe, aber er hat offenbar nicht nur lebhafte ästhetische
Interessen, sondern auch eine achtungswerte Sachkenntnis auf dem ästhe-
tischen Gebiete. Als ästhetisch interessierter Theologe hat er wohl beson-
ders gut die Spannung gekannt, die von jeher zwischen den religiösen
und ästhetischen Interessen des Menschen geherrscht hat. Sein Buch ist
als Beitrag zur Lösung dieser Spannung gedacht. Es zerfällt in zwei Teile.
In dem ersten, historischen Teil zeigt er, wie diese Spannung bei einigen
hervorragenden Persönlichkeiten (Piaton, Plotin, Michelangelo, Sören
Kierkegaard, Henrik Ibsen, Dostojewski, Franz von Assisi, Goethe) auf-
tritt. Im zweiten, grundsätzlichen Teil stellt er seine eigene Auffassung
von der Lösung der Spannung dar. Der historische Teil, obgleich nicht
lückenlos und einwandfrei, ist jedoch der entschieden ergiebigere. Die von
Ording gegebene, positive Lösung des Problems bleibt unbestimmt, weil
er den Begriff des Ästhetischen und der Kunst einerseits und den Begriff
der Religion andererseits nicht klar und scharf genug definiert. Es ist doch
unmöglich, das Verhältnis der religiösen und ästhetischen Interessen zuein-
ander zu bestimmen, ohne vorher klar festgestellt zu haben, was unter
diesen beiden Interessen zu verstehen ist. Aber trotz der Mängel, die dem
Buche Ordings anhaften, ist es ein verdienstvoller, ernst zu nehmender
Versuch, Klarheit zu bringen zu einem grundwichtigen Problem, mit wel-
chem viele der bedeutendsten Geister der Menschheit ihren Jakobskampf
gekämpft haben.

(Schluß folgt im nächsten Heft)
48) Den franske tragedie. I. Corneille. Oslo 1928.
 
Annotationen