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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Die Münsterkirche in Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0027
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DIE MÜNSTEHKIRCHG IN ESSEN. 19

ein bedeutender Brand des Jahres 1 265, zur Zeit der Aebtissin Bertha von Holte, urkundlich
aufbewahrt, in Folge dessen deren Nachfolgerin Meehtildis von Hardenberg die Kirche wie-
derherstellte. Es tritt hier die Frage ein ob wir dieser Aebtissin den spätromanischen oder
den gothischen Bau zuschreiben wollen. Wer uns in Bezug auf die erstere Alternative
entgegnen wollte, dass für die zweite Hälfte des XIII. Jahrh. ein romanischer Bau undenkbar
sei, den verweisen wir, anderer von uns selbst schon citirter Beispiele zu geschweige!!, auf
die Kirche der benachbarten Abtei Werden, deren Haupttheil erst nach dem Brande von
1256 errichtet und erst nach 20 Jahren des Baues vollendet wurde.*) Es kann sich dies
aber nur auf den spätromanischen Hauptkörper der Kirche, mit Ausnahme des älteren West-
baues und der älteren Krypta, beziehen, da jüngere Theile nicht vorhanden sind. Dennoch
scheinen mir die im Kreuzbaue zu Essen angewendeten Formen einer so späten Zeit nicht
anpassend zu sein, indem ich sie dem Anfange des XIII. Jahrhunderts entsprechender zu
halten glaube, aus welcher Zeit der schon genannte Catalogus Abbat. Essend.**) berichtet:
Elisabelha, sub cujus regimine Ecclesiae Essendiensis, Bellinchusensis et Capeila in monte
Stauffonis renovatae fuerunt. Dann würde der älteste gothische Theil zu den Herstellungen
am Ende des XIII. Jahrhunderts geboren1, doch so, dass die Vollendung derselben bis ins
XIV. Jahrhundert hinübergriff. Dem Style nach zu urtheilen würde das Altarhaus etwa noch
dem XIII. Jahrhunderte angehören, die Gewölbe des Langhauses aber, als der jüngste Theil
dieses späteren Bauteiles, werden erst um die Mitte des XIV. Jahrhunderts vollendet wor-
den sein. Doch fehlt es mir bis jetzt an historischen Daten zu genaueren Feststel-
lungen hierüber.

Noch später, ins XV. Jahrhundert fällt die Erneuerung der S. Johanniskirche;
sie soll nach mir vorliegenden schriftlichen Notizen „unter der Aebtissin Sophia IV. von
Gleichen vom Jahre 1459 bis 1489 abgebrochen und mit neuen gehauenen Steinen wieder
aufgebaut sein«, womit der spätgotbiscbe Styl wohl übereinstimmt. Die etwas unregelmässige
Anordnung des Grundrisses deutet wohl noch auf besondere Eigentbümlicbkeiten der frühe-
ren Taufkirche bin, einige Rundbogenfenster der Oslseite des Altarhauses auf Reste der älte-
ren Architektur; doch sind beide Spuren zu schwach, um noch besondere Schlüsse darauf
begründen zu können.

Dass auch der Haupttheil des Kreuzgan°-es dieser Spätzeit, vielleicht einer noch spä-
teren angehört, ist schon oben angeführt worden. Auch der Umbau des nördlichen Kreuz-
armes und des östlich daran stossenden Gewölbes zum Gräünnenchor zeigt die Kennzeichen

*) Uebcr die Bauten zu Werden giebt ein Manuscript Auskunft, das zu Anfange des XV. Jahrh. in der Abtei
Werden angefertigt worden ist. Gedruckt ist dasselbe in Bucelini Germania sacra, doch nur die grössere Ausgabe enthält
die darauf bezüglichen Nachrichten: . . . Albertus de Goere Albas Werthinensis 38'. ... Sub hoc Abbate Ecclesia IVerthi-

nensis cum multo orliatu iterum eonßagravü circa annum 1256___Albero Abbas 39 Comes de Teknenborgh. Hie coepit

ecclesiam Saloatoris combustam Herum aedifteare, quae completa est annis circiter viginti, nempe tota novae Basilicae
stnictura a summo altarl. usque ad lurrim S. Pelri. Fuit hie abbas in concilio Lugdunensi, in quo a diversis episcopis

pro nova slrucLura ecclesiae diversa indulgentia impetravit..... Nach gütiger Mittheilung des Herrn Pfarrer Prisao zu

Rheinberg bei Solingen (1847).

**) Bei St.wgefol a. a. 0.

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