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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Wattenbach, Wilhelm: Die Kongregation der Schottenklöster in Deutschland, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0030
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22 DIE KONGREGATION DER SCHOTTENKLÖSTER IN DEUTSCHLAND.

grosser Bereitwilligkeit auf; die Druiden scheinen sich derselben nicht widersetzt zu haben,
sondern sie verwandelten sich selbst in christliche Priester, und retteten so ihre Herrschaft
über die Gemülher der Menschen.

Mit dem Christenthura aber, mit den zahlreich einwandernden hrittischen, gallischen,
römischen, ja vielleicht selbst ägyptischen Geistlichen*), kam zu dem schon früher nicht
kenntnisslosen und ungeschickten Volke die christlich-römische Wissenschaft und mancherlei
neue Kunst. Sie lernten besser und schöner zu bauen, Kalk und Mörtel anzuwenden, und
Bogen zu wölben, auch kostbares Geräth für den Dienst der Kirche zu verfertigen.**) Sie
lernten namentlich auch die lateinische und griechische Sprache und Schrift; mit besonde-
rem Eifer vervielfältigten sie die zu ihnen gebrachten Handschriften alter Schriftsteller, und
gewannen bald den Ruf der geschicktesten S ehr ei her der damaligen Zeit.***) Rasch er-
hoben sich zahlreiche Klöster; in Bangor allein waren zu einer Zeit 3000 Mönche. Die
Vorsteher derselben übten eine bischöfliche Wirksamkeit und hielten nachdrücklich auf
strengste Zucht; hier war die äusserste Entsagung zu Hause, dabei aber auch eine rege
wissenschaftliche Thätigkeit, und von je her eine besondere Vorliebe und hohe Regabung
für die Musik.

So gestaltete sich Irland während des VI. und VII. Jahrhunderts unserer Zeitrech-
nung. Es war die Zeit, wo das ganze Abendland rettungslos in Rarbarei zu versinken
schien, wo das römische Reich nach langem und hartem Kampfe endlich dem stets erneuten
Anstürmen der germanischen Völker erlegen war, und diese zwar begierig die alte Cultur
sich anzueignen suchten, aber noch nicht im Stande waren sie zu ertragen; wo auch das
merowingische Reich nach glänzenden Anfängen in immer wachsende Zerrüttung verfiel, und
Verderbniss aller Art, Rohhcit und Stumpfheil gänzlich überhand zu nehmen drohten.

Fast allein bot damals Irland den Resten der alten Cultur eine Zufluchtsstätte dar,
und als von Rom aus die Angelsachsen für das Christenthum gewonnen waren, strömten
diese schaarenweise nach der heiligen Insel hinüber, um dort in den Klöstern der Schotten
Schüler dieser gefeierten Lehrer zu werden. Einzeln kamen auch Franken zu ihnen übers
Meer. Vorzugsweise aber zogen sie selber hinaus in alle Welt: sie erfüllten England
und die benachbarten Inseln; in Island fanden später die Normannen ihre Rücher und
Pilgerstäbe, f) Frankreich durchzogen sie nach allen Richtungen, und drangen tief in
D eutschland ein. Sanct Rataldus selber, der Schutzpatron von Tarent, ist ein sol-
cher schottischer Pilger des VII. Jahrb. aus der berühmten Schule zu Lismore.

Fragen wir nun nach der Thätigkeit dieser Mönche, nach der Art ihrer Wirksam-

*) Colgan, Acta Sanctorum p. 539.

**) Petrik, The ecclesiaslical architecture of lreland. Transaetions of the Royal Irish Acadcmy, Vol. XX. Schnaase,
(Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter, II. 2, 41G.

***) Von Dagäus, der 586 gestorben s*iri soll, lieisst es: Hie Dagaeus fuit faber tarn in ferro quam in aere, cl
scriba insignis. Fabricavit enim trecentas campanas, treeenta peda pasloralia, et seripsit Irccentos libros evangeliorum, fuit-
que primarius S. Kierani faber. Kai. Cassel. in Actis SS. Aug. III, 656.
t) Dahlmann's Geschichte von Dännemark II, 106 ff.
 
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