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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Wattenbach, Wilhelm: Die Kongregation der Schottenklöster in Deutschland, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0065
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DIE KONGREGATION DER SCHOTTENKLÖSTER IN DEUTSCHLAND. 57

doch später die Bettelmönche, zur Abfassung von Chroniken veranlasste, während diese
ganz abgesonderte Stellung auch anderen keine Gelegenheit bot, ihrer zu gedenken. Daher
wissen wir noch jetzt so wenig von ihnen, und Ried konnte noch, wie es scheint in gutem
Glauben, vor Macbeth flüchtende Schotlländer für die Urheber jener Klöster halten.

Papst Leo X. übergab denn wirklich 1515 den 31. Juli das Stift S. Jakob den
Schottländern und ernannte zum Prälaten den John Thomson, „welcher damals eben in
Rom und des gedachten Pabsts täglicher Tisch -Genoss gewest." Dieser vertrieb nun die
Irländer von hier, und führte schottische Mönche aus dem Kloster Dumfermling ein. *) Der
König Jakob V. von Schottland nahm sich ihrer lebhaft an. **) Später, im Jahre 1653,
hat ein irländischer Benediktiner sich viele Mühe gegeben das Stift wieder für seine Lands-
leute zu gewinnen, und die östreichischen Kardinäle sollen ihn lebhaft unterstützt haben,
allein Papst Innocenz X. entschied gegen ihn. ***)

Auch der noch bestehenden Klöster zu Constanz und Erfurt hatten die Schotl-
länder sich bemächtigt; doch trieben sie es bald nicht besser wie die Irländer; wenigstens
befand sich unter dem Abt Alexander Bog 1548—5ß kein einziger Conventuale in S. Jakob.
Unter ihm ging auch das älteste Mutlerkloster Weih Sanct Peter verloren, indem es
„a. 1552 den 25. May Abends in damalig entstandenem Schmalkaldischen Krieg auf Befehl
oder Ordre des um selbige Zeit dahier gewesten Kays. Commendantens Philipp Grafens von
Eberstein abgebrennet, dem Erdboden gleich gemacht, und andern Tags darauf der Thurn
mit Stücken zu Grund geschossen worden." f) Und Leonhard Widmann erzählt in seiner
Regensburger Chronik ff): „Am Mittwoch in der Kreuzwoche iieng man an die Kirche
Weih Sanct Peter abzubrechen; nach der Vesperzeit stiess man sie mit Feuer an, und ver-
brannte sie. Den 28. Juli gieng ich das erste Mal zum Weih Sanct Petersthor hinaus, um
zu sehen, wie das Klösterl war zerbrochen worden. Da sah ich grosses Herzeleid an dem
alten Gotteshause! Hätten unsere Vorältern nicht so viele Kapellen gebaut, so hätte man
jetzt zu den Pasteyen am Prebrunn, Ostnerthor etc. nicht genug Steine."

Im Jahre 1577 nahm das Stift S. Jakob einen neuen Aufschwung, da Gregor XIII.
den Ninian Winzet zum Abt ernannte fff), einen eifrigen Gegner der Reformation,
der deshalb aus Schottland vertrieben war, und nun alle aus Schottland flüchtigen Katho-
liken zu sich berief. Sogleich streckte er auch seine Hand aus nach dem Besitz der übri-
gen Schottenstifter, von denen nur Erfurt noch im Besitz der Scbottländer geblieben zu
sein scheint, und bei diesen Bestrebungen unterstützte ihn ein merkwürdiger Mann, John
Lesley, Bischof von Ross, früher der Königin Maria Stuart Bevollmächtigter in London,
wo er unermüdlich Complotle zu ihren Gunsten anstiftete, und hauptsächlich die Verbindung

*) Paricius S. 315 ff.
**) Paricius S. 246. 248.
***) Paricius S. 328.

t) Paricius S. 319. 320.
ff) Bei Ried S. 37.
fff) Paricius S. 321.
1S50.
 
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