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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Otte, Heinrich; Quast, Ferdinand von: Kelch der Kirche zu Werben in der Altmark
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0081
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KELCH DER KIRCHE ZU WERBEN IN DER ALTMARK. 73

Jünger, mit zur Wange erhobener Hand, sondern, was eben so oft vorkommt, mit empor-
gehobenen Händen. — Auf der entgegengesetzten Seile des Kelchfusses ist die Verkündi-
gung Maria angebracht, wohl nicht als im Zusammenhange mit dem heil. Abendmahle
stehend *), sondern überhaupt nur als der Anfang des Standes der Erniedrigung Christi
gegenüber der Kreuzigung als dem Ende desselben, wie auch die Sage, welche beide Er-
eignisse auf denselben Jahrestag (25. März) verlegt, die gegenseitige Beziehung derselben
andeutet. Die Darstellung selbst hat in ikonographischer Beziehung nichts Bemerkenswerthes,
und die Umschrift enthält den Gruss des Engels:

f AVE. MABIA. GBAC1A. PLENNA. DOMINVS. TECVM T.
Die beiden noch zu besprechenden alltestamenllichen Bilder sind bekannte Typen der unbe-
fleckten Empfängniss; zunächst Moses, zu welchem der Herr aus dem feurigen Busche redet
(Exod. 3), in herkömmlicher bildnerischer Auffassungsweise; doch scheint die freilich nicht
recht verständliche Umschrift:

-1- QVOD BVBVS VT FLAMMA. TV. POBTASTI. V1BGO. M. F.
nicht den sonst gewöhnlichen Vergleichlingspunkt der Unversehrtheit des brennenden Busches
und der leiblichen und geistigen Unversehrtheit der Jungfräulichkeit Maria festzuhalten,
sondern, in Uebereinslimmung mit der Ansicht vieler Kirchenlehrer, vielmehr anzudeuten,
dass es derselbe gewesen, der sich im Busche dem Moses geoffenbart, und den Maria unter
dem Herzen getragen: Gott der Sohn. — Das letzte Medaillon endlich stellt den Gideon dar,
welcher vor dem durch Begen aus gestirntem Himmel wunderbar betbauten Vliesse betet
(Richter 6, 36), und nach üblichem Typus in der Tracht eines mittelalterlichen Kriegers
mit bewimpelter Lanze, mit Schwert und Schild erscheint. **) Die naheliegende Verglei-
chung des wunderbar durch Himmelsthau benetzten Vliesses mit der übernatürlichen Em-
pfängniss Maria scheint durch die nicht ganz vollständige Umschrift:

i FVSA CELI ROBE TELLVS. FVSVT IEDEONIS VEL' VfTATIS P.
welche nur das zwiefache Wunder der abwechselnden Befruchtung des Vliesses und der
Erde ausspricht, nicht besonders hervorgehoben.

Die zu dein Kelche gehörige Patene, welche auf dem Rande mit dem gewöhnlichen
Weihekreuze bezeichnet ist, erscheint mit dein gravirlen Kniestück des todten Christus,
mit Alpha und Omega zu den Seiten desselben (Fig. 15), auf das würdigste geschmückt.
Der Hexameter der Umschrift bezieht sich auf das Dogma von der Unendlichkeit des
verklärten Leibes Christi und lautet:

EDITVB. H1C. 1HESVS. ET PEBMANET. 1NTEGEB. ESVS.

Im Allgemeinen ist schliesslich noch auf die geschichtliche Genauigkeit hinzuweisen,

*) Die griechische Kirclie allerdings findet gerade in der Empfängniss eine allegorische Hindeutung auf das gesäuerte
Brot {„propler virginei uteri twnormn" vgl. Durand, a. a. 0. 1. 4 c, 41 n. 10), dessen sich dieselbe bei der Feier des
heil. Abendmahles bedient.

**) Beiläufig mag bemerkt werden, dass der Schild und besonders die auf demselben angebrachte Verzierung buch-
stäblich übereinstimmt mit dem Schilde eines Ritters auf einer Pergamentmalerei, welche v. Hefner-Altenkck dem XI. Jahrb..
zuschreibt und in seinem Traebtenbucbc (I. Taf. 83) mitgelbeilt hat.

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