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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Nochmals Mainz, Speier, Worms, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0136
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in Mainz, im Dome wie in der Gothards-Kapelle, herrschenden in innerem Zusammenhange,
aber doch nur so, dass die dort als die jüngsten anzuerkennenden alterthümlich zu nennen
sind im Gegensatze zu denen, die in Worms herrschen. Alle Details haben hier bereits
einen spielenden Charakter, und namentlich das grosse Wulstkapitäl, welches in S. Gothard,
obschon roh, doch in ergreifender Mächtigkeit erscheint, im Mainzer Dome wenigstens noch
mit einer gewissen einfachen Strenge, ist hier bereits, trotz der rohen Hauptform, einiger-
massen mit Zierlichkeit behandelt, und, was charakteristisch, nicht allein als Kapital
der ganz- und halbrunden Säulen, sondern auch der viereckigen Pfeiler, wo diese Form,
welche den Uebergang vom runden Schafte zum viereckigen Auflager der Bogen vermitteln
soll, ohne innere Bedeutung ist, und daher nur um so willkürlicher erscheint. Auch wird
Kugler, der ja das sämmtliche Säulenwerk des Mainzer Doms mit mir als nach d. J. 1137
entstanden annimmt, also gleichfalls jünger als die Gothards-Kapelle, nicht verkennen,
dass das Wormser Kapital jedenfalls unter allen diesen die jüngste Bildung verräth. Wenn
ich verwandte Profilirungen allerdings bereits zu Ende des Xf. oder Anfang des XII. Jahr-
hunderts zu Höchst und Lorsch nachwies, so habe ich nicht unterlassen, auch die ältere
strengere Weise der dortigen Bildungen hervorzuheben, weshalb sie nicht zum Beweise die-
nen können, die Wormser Formen hinaufzurücken, um so weniger, da ich gleichfalls den
Nachweis gegeben, dass grade in Worms noch um und nach der Mitte des X11I. Jahrhun-
derts Bildungen herrschend waren, die denen des Doms viel verwandter sind, wie letztere
denen der anderen angeführten Kirchen. Aber auch anderwärts, in Oberdeutscliland, setz-
ten sich dieselben Formbildungen noch lange Zeit fort; so findet man namentlich dasselbe
rohe Wulstkapitäl, und zwar gleichfalls als Pilasterkrönnng, an den Umbauten des Chors zu
Maulbronn (die ältere Kirche ist von 1148—1178 erbaut), welche schon entschieden den
Uebergangsstyl zeigen. Der Dom zu Basel zeigt dasselbe an seinen Arkadenpfeilern, sowohl
denen, welche durch vorgelegte Säulenbündel als Gewölbträger des Mittelschiffs ausgebildet
sind, als auch bei den einfachen Zwischenpfeilern. Ich glaube nicht, dass mein Freund
auch hier nur den Umbau einer älteren Pfeilerbasilika erkennen wird (obschon alle übrigen
Bedingnisse wie in den Mittelrheinischen Domen zutreffen), da die reiche Gliederung aller,
auch der Mittelpfeiler, doch zu sehr das Gepräge der späteren Zeit an sich trägt; noch
mehr aber die sehr elegant profilirten Spitzbögen, welche die Pfeiler verbinden. Auch hier
würde die KuGLEBsche Ansicht, welche er in Beziehung auf Mainz ausführte, in Betreff der
schiefen Stellung der oberen Fenster zu den unteren Arkaden und dem denselben ent-
sprechenden Triforium, eine Bestätigung der späteren Hinzufügung des Oberbaues finden,
wenn er diesen und die Gewölbträger auch hier als spätere Zusätze zu einem älteren Baue
annehmen wollte. Kugler selbst (Kl. Sehr. II. 518) überweist den ganzen Dom der Ueber-
gangszeit, dem ich vollkommen beistimme, und wird er mit mir auch darin übereinkommen,
dass das Langhaus jünger als der Chor und die demselben organisch verbundene Krypta
sei. Der ganze Bau ist übrigens jedenfalls später wie der Brand von 1185. (S. Fechter
im Basler Taschenb. von 1851, S. 271.)
 
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