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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Nochmals Mainz, Speier, Worms, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0138
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130 DIE DOME ZU MAINZ, SPEIER UND WORMS.

er selbst nicht als eine sichere Basis anzunehmen), so kann ich zunächst meine auf Unter-
suchung beruhenden Annahmen nicht preisgeben. Noch füge ich hinzu, dass ein so offen
daliegender Quaderbau, wie es der Dom zu Worms im Innern wie im Aeussern ist, in die-
ser Beziehung keine zu grossen Schwierigkeiten darbietet. Schon die Thatsache des Qua-
derbaues an sich spricht für meine Ansicht, da dieser erst in der zweiten Hälfte des XII.
Jahrhunderts hervorzutreten anfing, während die älteren Bauwerke (so die genannten älteren
Bundthürme des Doms) von Bruchsteinen mit Putz erbaut sind, und nur an den hervortre-
tenden Gesimsen, Pfeilern u. dergl. grössere Steine als Quaderbau bebandelt zeigen.

Dasselbe gilt nun auch in Bezug auf die anderen von Kugler aufgestellten abwei-
chenden Ansichten über das Alter u. s. w. mehrerer Theile des Doms zu Speier. Die Frage
über das Alter des Chors und der Kreuzarme muss allerdings aus der Architektur ent-
schieden werden können. Die überreiche Ausbildung derselben grade an diesen Theilen,
die üppige Profilirung der Fenster, die langgestreckte Form derselben am Chore, welche
offenbar schon der Gothik entgegeneilt, die Krönungsgallerie, welche diese Theile nicht min-
der wie das Langhaus umgiebt (wo sie von Kugler in Uebereinstimmung mit Schnaase als
späterer Zusatz angenommen ist) und mit denselben die spätere Zeit charakterisirenden De-
tails, endlich der vollständige Quaderhau, welcher an den Ecken der Kreuzarme sogar zu
strebepfeilerartigen Vorsprüngen ausgebildet ist, widersprechen entschieden jener Annahme.
Noch weniger stellt mir mein Freund eine neue technische Untersuchung entgegen, die ge-
eignet wäre, die von mir vorgenommene umzustossen. Zur Ergänzung der letzteren füge
ich noch bei, wie die beiden Ostthürme, deren höheres Alter in den unteren Geschossen,
soweit sie die obengeschilderte Technik aus geputzten Bruchsteinflächen mit Ecken von Qua-
dern zeigen, von mir nachgewiesen wurde, auch dort, wo sie jetzt nicht frei stehen, sondern
von dem jetzigen Mauerwerke des hohen Chors verdeckt werden, in ihren oberen Theilen
vermauerte Fenster zeigen, die sich ehemals, ehe der Chor seine jetzige Höhe erhielt, dort-
hin öffneten. Folglich hatte lelztei-er ursprünglich eine weniger bedeutende Höhe. Aber ich
erkenne auch aus Vergleichung des Grundrisses der Krypta mit dem des Chors (beide bei
Geier und Görz), dass ersterer, nach Abzug der dort sicher vorhandenen Ummantelung,
eine viel eingeschränktere Chorrundung bedingt, als die jetzt vorhandene, welche nach
Wegnahme einer hier nur vorgeblichen Ummantelung, deren Spuren ich nicht habe auffin-
den können, zu wenig Mauerkörper übrig liesse, um noch standfähig zu sein, zumal bei der
jetzigen bedeutenden Höhe. Anderwärts findet man, dass die Innenseite der Chorrundung
von der der Krypta nicht wesentlich abzuweichen pflegt, während man, was der Standfähig-
keit nur entspricht, die nöthigen Mauervorsprünge nach unten hin vorzugsweise nach Aussen
zu verlegen pflegt. Hier findet aber das Gegentheil statt. Ich vermulhe hiernach, dass die
ursprünglichen Maassverhältnisse der Abside den noch vorhandenen der Krypta (ohne deren
Ummantelung) entsprochen haben, und deshalb viel kleiner gewesen sein werden. Dies würde
auch in einem richtigen Verhältnisse zu dem weniger bedeutenden Höhenmaasse stehen,
welches aus den vermauerten Fenstern der Thürme geschlossen werden mussle.
 
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