ARCHÄOLOGISCHE REISE BERICHTE. ---- MAGDEBURG. (MARIENKIRCHE.) 173
Aelmlichkeit der schönen Laubwcrkkapiläle (im Uebergangslyle) im Querhause der S. Marien-
kirche mit denen in dem Chor und den übrigen alleren Theilen des Doms erwiesen. Ich zweifle
daher nicht, dass der Umbau der Marienkirche vollständig erst in diese Zeit fällt, also entweder nach
dem Brande von 1207, insoweit derselbe auch unsere Kirche berührt hat, oder doch so, dass die
Herstellung der 1188 sehr beschädigten Kirche sich bis dahin verzögert hatte. Das schon
genannte Jahr 1215 als das des Anfanges dieses Baues würde hiermit vorzüglich übereinstimmen.
Entfernen wir also in Gedanken diesen späteren Ueber- und Umbau, und stellen
wir uns die alte rundbogige Basilika wieder her, so ist schon von meinen Vorgängern die
grosse Aelmlichkeit hervorgehoben worden, welche einzelne Details derselben mit denen der
Stiftskirche zu Quedlinburg und der Klosterkirche zu Wester-Gröningen haben. Ich füge
hinzu, dass auch die älteren Kämpfer der grossen Bögen des Kreuzes der ehemaligen
Stiftskirche zu Bihra in Thüringen hiermit völlig übereinstimmen. Für die beiden
zuletzt genannten Kirchen giebt es keine andern Daten, als die in ein hohes Alter-
thum, das X. Jahrhundert, hinauf reichenden der ersten Stiftung. Auch Quedlinburg
ward damals gestiftet; doch hat man aus guten Gründen bei dieser Kirche darauf verzichtet,
sie als einen Stiftungsbau zu betrachten. Kugler (Beschreibung und Geschichte der Schloss-
kirche zu Quedlinburg, 1838. S. 89) hatte es bereits vorgezogen, das jetzige Gebäude der
Bauperiode von 999—1020 zuzuschreiben, wobei ihm allerdings schon damals Zweifel in
Bezug auf die Säulenkapitäle der Unlerkirche u. dergl. aufstiegen, doch nicht bedeutend ge-
nug, um seine Annahme zu erschüttern. Namentlich auch der Vergleich mit den verwand-
ten Formen der Marienkirche in Magdeburg, deren Erbauung, gleichzeitig mit der Stiftung,
im Jahr 1014 er als gesichert annahm, bestärkte ihn hierin. Allerdings erwähnt er, dass
hundert Jahre später das Stift sehr in Verfall gerathen und deshalb durch den h. Norbert
in ein Prämonstratenser-Kloster reformirt worden sei. Er schliesst: „Uns sind die sehr aus-
führlichen Berichte über den Zustand des Stifts und Klosters in dieser letzteren Periode
aufbebalten, aber wir finden keine Spur, welche darauf hindeutet, dass gleichzeitig ein neuer
Bau nöthig geworden wäre, so dass wir für die ursprüngliche Anlage nur das genannte
Jahr 1014 in Anspruch nehmen können. Vergl. Leuckfeld's Ant. Praemonst. S. 4 und 10."
Später beim Wiederabdruck seiner Schrift über Quedlinburg in den Kl. Sehr. I, 623
giebt er gern zu, dass die seitdem gemachten Erfahrungen auf dem Gebiete der Altertimms-
kunde ihn nicht mehr nöthiglen so fest an dem früher angenommenen Datum zu halten.
„Es liesse sich hiernach auch die Schlussfolgerung anknüpfen, dass der Bau der Schlosskirche
zu Quedlinburg später, als vorstehend angenommen, dass er in die Bauepoche von 1070—
1129 falle, u. s.w." Doch ist ihm vorzugsweise noch immer die so verwandte Marienkirche in
Magdeburg ein Hinderniss, da „für diese selbständige Gründe auf die Frühzeit des XI. Jahr-
hunderts deuten." Schnaase, a. a. O. IV. 1, 62, drückt sich zwar wegen etwaiger Benutzung
älterer Bautheile und namentlich von Kapitalen sehr vorsichtig aus; doch schreibt er schliess-
lich die Anlage des Innern erst dem 1129 eingeweihten Bau zu. Wester-Gröningen dagegen
schliesst er (S. 67) der Kirche von Gernrode zwar an und fügt blos in einer Klammer hinzu:
Aelmlichkeit der schönen Laubwcrkkapiläle (im Uebergangslyle) im Querhause der S. Marien-
kirche mit denen in dem Chor und den übrigen alleren Theilen des Doms erwiesen. Ich zweifle
daher nicht, dass der Umbau der Marienkirche vollständig erst in diese Zeit fällt, also entweder nach
dem Brande von 1207, insoweit derselbe auch unsere Kirche berührt hat, oder doch so, dass die
Herstellung der 1188 sehr beschädigten Kirche sich bis dahin verzögert hatte. Das schon
genannte Jahr 1215 als das des Anfanges dieses Baues würde hiermit vorzüglich übereinstimmen.
Entfernen wir also in Gedanken diesen späteren Ueber- und Umbau, und stellen
wir uns die alte rundbogige Basilika wieder her, so ist schon von meinen Vorgängern die
grosse Aelmlichkeit hervorgehoben worden, welche einzelne Details derselben mit denen der
Stiftskirche zu Quedlinburg und der Klosterkirche zu Wester-Gröningen haben. Ich füge
hinzu, dass auch die älteren Kämpfer der grossen Bögen des Kreuzes der ehemaligen
Stiftskirche zu Bihra in Thüringen hiermit völlig übereinstimmen. Für die beiden
zuletzt genannten Kirchen giebt es keine andern Daten, als die in ein hohes Alter-
thum, das X. Jahrhundert, hinauf reichenden der ersten Stiftung. Auch Quedlinburg
ward damals gestiftet; doch hat man aus guten Gründen bei dieser Kirche darauf verzichtet,
sie als einen Stiftungsbau zu betrachten. Kugler (Beschreibung und Geschichte der Schloss-
kirche zu Quedlinburg, 1838. S. 89) hatte es bereits vorgezogen, das jetzige Gebäude der
Bauperiode von 999—1020 zuzuschreiben, wobei ihm allerdings schon damals Zweifel in
Bezug auf die Säulenkapitäle der Unlerkirche u. dergl. aufstiegen, doch nicht bedeutend ge-
nug, um seine Annahme zu erschüttern. Namentlich auch der Vergleich mit den verwand-
ten Formen der Marienkirche in Magdeburg, deren Erbauung, gleichzeitig mit der Stiftung,
im Jahr 1014 er als gesichert annahm, bestärkte ihn hierin. Allerdings erwähnt er, dass
hundert Jahre später das Stift sehr in Verfall gerathen und deshalb durch den h. Norbert
in ein Prämonstratenser-Kloster reformirt worden sei. Er schliesst: „Uns sind die sehr aus-
führlichen Berichte über den Zustand des Stifts und Klosters in dieser letzteren Periode
aufbebalten, aber wir finden keine Spur, welche darauf hindeutet, dass gleichzeitig ein neuer
Bau nöthig geworden wäre, so dass wir für die ursprüngliche Anlage nur das genannte
Jahr 1014 in Anspruch nehmen können. Vergl. Leuckfeld's Ant. Praemonst. S. 4 und 10."
Später beim Wiederabdruck seiner Schrift über Quedlinburg in den Kl. Sehr. I, 623
giebt er gern zu, dass die seitdem gemachten Erfahrungen auf dem Gebiete der Altertimms-
kunde ihn nicht mehr nöthiglen so fest an dem früher angenommenen Datum zu halten.
„Es liesse sich hiernach auch die Schlussfolgerung anknüpfen, dass der Bau der Schlosskirche
zu Quedlinburg später, als vorstehend angenommen, dass er in die Bauepoche von 1070—
1129 falle, u. s.w." Doch ist ihm vorzugsweise noch immer die so verwandte Marienkirche in
Magdeburg ein Hinderniss, da „für diese selbständige Gründe auf die Frühzeit des XI. Jahr-
hunderts deuten." Schnaase, a. a. O. IV. 1, 62, drückt sich zwar wegen etwaiger Benutzung
älterer Bautheile und namentlich von Kapitalen sehr vorsichtig aus; doch schreibt er schliess-
lich die Anlage des Innern erst dem 1129 eingeweihten Bau zu. Wester-Gröningen dagegen
schliesst er (S. 67) der Kirche von Gernrode zwar an und fügt blos in einer Klammer hinzu: