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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0038

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34 KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN.

Wappen ist im weissen Felde der rollie brandenburgische Adler, überstiegen von dem goldnen, mit einer
goldnen Krone geschmückten Helme, aus dem zwei schwarze mit goldnen Herzen bestreuete Adlerflügel
emporwachsen. Das nördliche Feld zeigt den Nürnberger Löwen mit dem dazugehörigen Helmschmucke
der Büffelhörner. Das dritte jetzt fehlende Wappen wird unzweifelhaft der quadrirte Zollernschild gewesen
sein. Darunter steht die Inschrift:

Vi-dicFtid) »on glutics fthettitbe ntavkgr[aue to bran .
___kttLincrer bejs IjUcljeit Bonttf

tfd)c rtlu'S tm[bc kurfurft ....

Zu bemerken ist, dass die eingkelammerten Stellen fehlen und daher hier ergänzt sind; die Fort-
setzung der Inschrift unter dem ehemaligen dritten Wappen fehlt gleichfalls gänzlich. Sicher geht aus dem
Vorhandenen jedoch hervor, dass dies Kunstwerk noch von dem Stifter des Schwanenordens herrührt. Das
nördliche Fensler giebt die Jahreszahl (cmo. bin. m°.ccM°.U°.:DÜ°.) 1467 als Zeit der Errichtung, wodurch
zugleich obige Abbildungen des Schwanenordens unter allen bisher bekanntgewordenen als die äl-
testen mit einer Jahreszahl versehenen festgestellt werden. Wichtiger aber noch sind die zwei
Darstellungen dieses Fensters: unten der Tod, oben die Krönung der Maria (letztere zwischen Gott Va-
ter und Sohn), welche unzweifelhaft zu den vorzüglichsten Kunstwerken dieser Art gehören, die wir be-
sitzen. Bei grossartigster Conception der ganzen Anordnung und Gruppirung ist es vorzugsweise die
hohe Schönheit der Gestalten und vor allem der Köpfe, welche uns anzieht. Ich wüsste ihnen seit den
Zeiten des Meister Stephan kaum etwas Aehnlicb.es in Deutschland an die Seite zu stellen. Man erkennt
darin nur den wohllhätigen Einfluss der van Eyckschen Schule, ohne deren Härten, welche die ein-
heimische Kunst im übrigen Deutschland — so schroff gebrochen hat. Ich stehe nicht an, diese bei-
den Glasgemälde für die. schönsten malerischen Kunstwerke der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts in
Deutschland anzunehmen. Die ßliilhe der Glasmalerei zu dieser Zeit scheint in der Mark Brandenburg
die hier fehlende Schule der Staffeleimalerei zu vertreten.

Das mittlere Hauptfenster zeigt die Figuren der Maria mit dem Kinde zwischen S. Johannes
dem Täufer und der heiligen Katharina, alle drei von reichem Tabernakelwerk überstiegen. Zu unterst
zeigen die drei blaugemusterten Felder ebensoviel schwebende Engel in weissen Gewändern mit wenigen
farbigen Streifen und reichen Flügeln von grünen und goldnen Pfauenfedern. Jeder hält einen schrägge-
lehnten Schild: der mittlere weiss, mit dem rothen brandenburgischen Adler, die beiden andern auf ro-
them*) und schwarzem Grunde mit dem weissen Johanniterkreuze, das hier, wie so oft, noch nicht die spä-
tere typische Formbildung zeigt. Auch diese Glasgemälde reihen sich den obengenannten Kunstwerken
würdig an, und wenn auch etwas schärfer in der Färbung, so theilen sie doch die Vorzüge derselben.
Wir haben sie deshalb in farbiger Nachbildung als Titelbild (Taf. 111.) unseres zweiten Jahrganges wie-
dergegeben, zugleich als würdigstes Symbol des in erneuerter Blüthe sich erhebenden Johanniter-Ordens der
Bailei Brandenburg, der von Werben aus sich gegenwärtig nicht nur über die „Mark Brandenburg,
Sachsen und Wendland," wie der alte Titel lautete, sondern über ganz Preussen und selbst über
dessen Grenzen hinaus, mit Segen verbreitet; ja selbst nach Jerusalem, von wo er vor 800 Jahren aus-
ging, ist er Segen spendend zurückgekehrt.

Es sei uns erlaubt, schon jetzt auf eine Entdeckung hinzudeuten, die wir nächstens in ausführ-
licher Darstellung näher zu begründen hoffen dürfen. Sie betrifft den eigentlichen Urheber des S. Jo-
hanniter-Ordens, der sich bekanntlich an das Hospital der Amalflaner in Jerusalem anknüpfte. Der
Urheber dieses Hospitals war aber bisher noch unbekannt. Es ist dies niemand anders gewesen als der be-
rühmte Consul Pantaleon, fdius Mauri de Pantaleone de Mauro de Maurone Comite, der in der zwei-
ten Hälfte des XL Jahrb. in Unteritalien eine hervorragende Bolle spielte und seinen unermesslichen
Reiehthum vorzugsweise zur Stiftung und Ausschmückung von Kirchen verwandte. Ihm verdankte die S.
Pauls-Kirche zu Born ihre berühmten ehernen Thüren, welche Gregor VII. noch als Cardinal Hildebrand
aufhängen liess, und auf denen daher beider Namen vereint stehen; ihm auch die Grotte des Erzengels
Michael auf dem Berge Garganus die ganz ähnlichen, gleichfalls mit Niello ausgelegten Thüren; ihm
auch die Cathedrale seiner Vaterstadt die ebenfalls ehernen Thüren. Sie alle hatte er in Constantinopel
arbeiten lassen, so wie sein gleichnamiger Sohn die ähnlichen zu Atrani. Aber nicht nur mit jener

*) Das Wappen auf rolliem Grunde ist das des Johanniter meiste rs in Deutschland. Vergl. Trier, Ein-
leitung zu der Wapen-Kunst. 1729. S. 353. ■
 
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