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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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LITERARISCHE ANZEIGEN. 47

Der von Fr. Bock verfasste Anhang (S. 16—19) behandelt den schönen Teppich, welchen die
Frauen und Jungfrauen der Stadt Paderborn für den dortigen Dom gestickt haben, und ist nebst der
begleitenden Steinzeichnung desselben bereits aus dem Organ für christliche Kunst, 1856. Nr. 12 einem
grosseren Leserkreise bekannt. 0.

3. Die Goldene Altartafel von Basel. Abbildung, Erklärung und Zeilbestimmung, von Professor
Dr. Wilhelm Wackerinagel. (Maiprogramin des Paedagogiums vom Jahre 1857.) Basel, Schweig-
häuser, IV. 34 S. Mit einer lithogr. Tafel.

Die Abhandlung, deren Text durch fortlaufende Citate (oft mit wörtlicher Anführung der betref-
fenden Quellenstelle) erklart und gestützt wird, geht aus von der Entwickelung des Altars in den abend-
ländischen Kirchen, und seiner Ausschmückung durch Aufsatz (retabulum) und Vorsatz (antipendium).
Als Hauptdenkmal solcher anlipendia (wenigstens für Nordeuropa) wird die jetzt im Hotel de Clugny zu
Paris befindliche'*) goldene Altartafel bezeichnet, deren in Basel aufbewahrter Gypsabguss zum Glück
fast genaueres Studium gestatte als das zum Theil durch Metallwiederscheine täuschende Urbild. Für die
beigegebene Lithographie (in vielem — namentlich in den Köpfen — sorgfältiger als die von 1836)
bürge der Name des Baumeisters Riggenbach.

Es folgt eine ins Einzelste gehende Beschreibung, Bestimmung und Erklärung der 400 Loth an
Golde wiegenden, 33/4 Schuh hohen und 5V2 breiten Tafel und ihrer fünf grossen Bilder, Christus mit
den drei Erzengeln und den Abt Benedictus darstellend, samt all dem kleineren Beiwerk und der
zweizeiligen Inschrift. Der Hr. Verf. findet hiebei Gelegenheit 2ur Besprechung mehrerer Irrthümer neuerer
Schriftsteller, welche die Tafel kurz beschrieben oder doch erwähnt haben, sowie zu werthvollen Digressi-
onen über einzelne Punkte, z. B. über den Begriff der (vom nimbus durchaus verschiedenen) aureola und
ihr Verhältniss zur gloria. Nämlich keine Aureola (wie Bernhardt Stark meine), sondern eine wirkliche
Weltkugel mit dem Monogramm zwischen A und Q trage Christus in der Linken. Derselbe Gelehrte
habe (Städtelebcn etc. S. 432) die obere Inschrift gelesen:

Quis, sicut Helfortis medicus, soter? Benedictus.
während offenbar zu theilcn sei:

Quis sicut hei I fortis medicus 1 soter benedictus.

Es ist klar, dass in diesem Falle zugleich die ursprüngliche Bedeutung der Worte, welche die
Personen Michahel, Gabrihel, Baphahel, Salvator, Benedictus der Reihe nach nennen und beziehungsweise
übersetzen sollen, besser beibehalten wird.

Was die Zeit anlangt, aus welcher die Tafel stammt, so gesteht Herr W. zu, dass die Zurück-
führung des Münsters und seiner Altartafel auf Kaiser Heinrich II. eine zwar mehrhundertjährige, aber
durch Geschichtschreiber unverbürgte Ueberlieferung sei, deren erste Aufzeichnung nachweislich in die
Mitte des fünfzehnten Jahrb.. falle. Dennoch sei es schon an und für sich nicht unwahrscheinlich, dass
das Kunstwerk auf Heinrich und (was besonders zu betonen) Kunigunden zurückgehe; die ganze Anlage
und Ausführung aber, eine Menge Einzelheiten, am meisten der Styl und selbst die Buchstabenform der In-
schrift mache es fast unmöglich, die Tafel für jünger als See. XI. zu halten. Hierdurch tritt Herr W.
den Behauptungen Kugler's gegenüber, welche dahin lauten: die Tafel verdanke „ihre gegenwärtige Be-
schaffenheit, falls es überhaupt das alte Stück sei, einer Umarbeitung, die am Schlüsse der romanischen
Periode vorgenommen sein müsse." Die Unnahbarkeit dieser Zweifel wird überzeugend dargethan, theils
auf Grund der Ungenauigkeit des von Kügler benutzten Abdrucks, theils durch Beweise aus der Ge-
schichte der Stadt, theils durch Hervorhebung der Unwahrscheinlichkeit, dass Heinrich und Kunigunde,
welche auf der Tafel kronenlos (anders bei Stark S. 431) zu den Füssen des Erlösers beten, zwei Jahr-
hunderte nach ihrem Tode ebenso wiederum sollten dargestellt worden sein, obgleich das Werk eine
„Umarbeitung" erfuhr. Die künstlerischen Besonderheiten endlich, welche Kügler geltend macht (die
weiche rundliche Form der Köpfe zum Beispiel) werden, so weit sie überhaupt am Original vorhanden
sind, aus dem eigenthüinlichen Material hinreichend gerechtfertigt.

Zum Schlüsse sucht der Herr Verf. noch eine in Basel aufbewahrte Sandsteintafel mit sechs
Apostelbildern auf den Hochaltar des Münsters zu beziehen, dergestalt, dass jener Tafel eine zweite,

*) Bei der Theilung der Kirchengüter zwischen Baselstadt und Baselland wurde sie in Liehstal versteigert und
vom Obersten Theubet erstanden, von diesem aber an Napoleon III. überlassen.
 
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