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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0052

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48 LITERARISCHE ANZEIGEN.

die andere Halbscheid der Apostel darstellende entsprach, und jede derselben eine Nebenwand jenes
Altars bekleidete. Die von der Verschiedenheit des Stoffes und Werthes hergenommenen Einwände wer-
den durch Berufung auf ähnliche Fälle beseitigt, andere Bedenken lassen sich kaum begründen.

Dies der Inhalt unsers Schriftchens, zu dessen Lesung wir hiermit angelegentlich eingeladen
haben wollen. Wer andere Arbeiten des Herrn Verf. kennt — und wären es nur die hier einschlagen-
den über Sevilla und über Deutsche Glasmalerei — kennt auch die maassvolle Klarheit und Besonnen-
heit, mit der er jede Frage zu lösen gewohnt ist. So dürfen wir getrost behaupten, dass wir auch
hier von ihm eine mit Sachkenntniss, Wärme und durchweg überzeugend geschriebene Monographie über
ein Denkmal der kirchlichen Archäologie erhalten haben, welches aller Beachtung werth ist und gleich-
wohl bis jetzt theils nur ganz populär (wie in Barths Jugendblättern IM, 0.) oder doch bloss gelegentlich,
theils in Folge mangelhafter tlülfsinittel unrichtig beschrieben und bestimmt worden ist.

Wittenberg. G. Stier.

4. Eine Kunst-Reliquie des zehnten Jahrhunderts. Ein Erklärungsversuch als Beitrag zur Kunstge-
schichte jener Zeit unter Mitwirkung des Stiftsherrn J. Tu. Kaentzkler zu Aachen, von Pet. Steph.
Kaentzeler daselbst. (Aachen 1856) Im Verlag bei Beniath und Vogelgesang. 15 S. 8.

Obiges Schriftchen giebt Nachricht von einem kunstgeschichtlich sehr wichtigen hochmittelalter-
lichen Kunstwerke, einem zur Zeit im Besitze des Kunsthändlers Spitzer zu Aachen belindlichen aus
Elfenbein geschnitzten eimcrarligen Weihwasscrgefässe (dessen unterer Durchmesser 4" rh., der obere
fast 5" misst, bei etwa 7" Höhe), welches mit Inschriften und figürlichen Reliefs aus der Leidens- und
Auferstchungsgeschichte Jesu fast ganz bedeckt ist. Letztere laufen in zwei von Bandstreilen eingefassten
Parallelreihen über das Gefäss, und zwar in der obern Reihe 6 Darstellungen (Fusswascbung, Gefangen-
nehmung, Judas Verrath, Kreuzigung, Ende des Verräthers, Bewachung des Grabes Christi), unten herum
5 (die Frauen an dem leeren Grabe, Hüllenfahrt, Erscheinung vor Magdalena, Erscheinung in der Jünger
Mitte, der ungläubige Thomas) und sind durch lateinische Hexameter erklärt, die im Wesentlichen dem
im V. Jahrhundert lebenden christlichen Dichter Coelius Sedulius nachgebildet erscheinen. Von beson-
derer Wichtigkeit ist die den untersten Bandstreifen am Fusse einnehmende Dedicationsinschrift:
AUXIT EZECHIE TER QUINOS QUI PATER ANNOS

OTONI AUGUSTO PLURIMA LÜSTRA LEGAT.
CERNUUS ARTE CÜP1T MEMOBARI CESARI ALIPTES KT
durch welche die Entstehungszeit unter einem der Ottonen ausser Zweifel gestellt erscheint. Die Buch-
staben sind römische Majuskeln und nur A und G von etwas abweichender Gestalt. Die plastischen Dar-
stellungen sollen (nach Dr. Waagen's Urtheil, welcher das Gefäss auf der Durchreise gesehen) in künst-
lerischer Auffassung und Durchbildung weit hoher stehen, als andere bekannte Werke der betr. Periode. —
Dem Wunsche der Herren Verfasser der vorliegenden Beschreibung nach der Bekanntmachung einer ge-
treuen Abbildung des Gelasses schliessen auch wir uns von ganzem Herzen an, können es jedoch nicht
in der Hypothese von der Urheberschaft des h. Bern ward, insofern dieselbe aus dem Schlussworte der
Dedication „Aliptes" gefolgert wird. Mag dieses Wort {aXehtvrjg) immerhin bei Plutarch etc. in dem
Sinne von Lehrer vorkommen (der h. Bernward war Erzieher des jungen Otto III.), so ist doch hier
die mittelalterliche Bedeutung sculptor (mit darauf folgender unbekannter Namenschiffer KI) zu nahe-
liegend, als dass man davon abzugehen irgend wie sich veranlasst sehen konnte. 0.
 
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