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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0125

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DIE MALER ROGER VAN DER WEYDEN. 121

dass er ein Schüler des van Eyck gewesen. Noch weit bestimmtere Nachrichten giebt uns,
wie wir schon mitgetbeilt, Carel van Mander in dessen Lebensbeschreibung und bezeichnet
sehr charakteristisch die verschiedenen Bebandlungsweiseri des einen und des andern Roarer
van der Weyden. Von den Werken des jüngeren gedenkt er nur jener vier Gemälde im
Ralhhaus zu Brüssel und der Kreuzabnahme in der Kirche zu Löwen. Erstere sind be-
kanntlich bei der Belagerung von Brüssel im Jahr 1695 ein Raub der Flammen geworden,
und letzteres wurde nach Spanien entführt; dieses ist indessen noch in gutem Zustande
vorhanden und giebt uns das Mittel, mit Sicherheit die andern noch erhaltenen Werke des
Meisters erkennen zu können. • .-<

Von urkundlichen Docunienten über ihn fand man bis jetzt nur die Notiz in dem
im Jahr 1453 begonnenen „Liggere van St. Lucas-Gilde" zu Antwerpen, nach welcher er
im Jahr 1528 als Meistor (franc mailre) eingeschrieben steht.*) Sie ist jedoch in sofern
von Wichtigkeit, als sie uns ein unumstössliches Zeugniss giebt, dass wirklich zu jener Zeit
ein Maler Roger van der Weyden gelebt hat. Auch bat J. Hicronymus Wierx (geb. 1549)
ein Portrait von ihm gestochen mit der Angabe: „obijt ßruxellis an. 1529 ad Gudi/ae
condihis." Hierdurch wird nicht nur das von C. van Mander angegebene Todesjahr von
ihm bestätigt, sondern wir ersehen auch daraus, dass er in derselben Kirche und vielleicht
Familiengruft ist beigesetzt worden, in welcher schon der ältere Roger und seine Frau Eli-
sabelh die letzte Ruhestätte fanden. Wir schliessen daraus, dass er ein Nachkomme von
ihm war, und Sandrart**) glaubt selbst, er sei dessen erstgeborner Sohn gewesen. Dieses
ist jedoch ein lrrlhum, indem der ältere Roger bereits 1464 gestorben ist, mehrere Söhne
hinterliess und nicht einen erslgebornen Sohn haben konnte, der bis zum Jahr 1529 gelebt.
Vielleicht war er ein Sohn eines uns unbekannten Boger van der Weyden und ein Enkel
oder Neffe des sogenannten Roger von Brügge.

(Jeher sein Geburtsjahr und ob er alt geworden, haben wir nicht die geringste
Kunde, doch scheint es, dass er kein hohes Alter erreichte, denn wie C. van Mander be-
richtet, ist er an einer Seuche, die englische Krankheit genannt, 1529 gestorben, während
er erst das Jahr zuvor sich in die Malergilde zu Antwerpen hatte einschreiben lassen. Es
beweist zwar dieser Umstand nicht, wie Herr Wauters annimmt, dass er jung müsse ge-
storben sein, indem späte Aufnahmen in die Malergildern öfters vorkommen; so erscheint
Peter Christophsen***), der sicher einer der ältesten Schüler des Johann van Eyck gewesen
und nach seinem Bild in Frankfurt schon 1417 ein vollendeter Künstler war, erst im Jahr
1450 als Meister in jener Antwerpener Genossenschaft. In jenen Zeiten schien es den
Malern vorteilhaft, in mehreren Städten das Bürgerrecht zu erlangen, um auf diese Weise
frei in denselben arbeiten zu können; so hat z. B. der Maler Ludwig Schongauer im Jahr

1857

*) S. v. Hasselt, Les splendeurs de l'art en Belgiquc, p. 35, und Wauters, Revue etc. IL p. 334.
**) Deutsche Academie, p. 66
***) Wauters, Revue etc. II. p. 249.

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