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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Lotz, W.: Walkenried
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0199

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WALKENRIED.

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bogige Tlmr von nicht bedeutender Grösse. Sic befindet sich nicht genau in der Mitte,
sondern ist etwas gegen Norden gerückt. Ihr Gewände (Bl. XIII, Fig. 14) besteht aus drei
mit derselben Gliederung versehenen rechtwinkeligen Fis- 21-

Rücksprüngen, die gegen das Innere der Thür hin an
Grösse abnehmen, und setzt sich ohne Unterbrechung
im Bogen fort, so jedoch, dass der innerste Theil der
Gliederung hier zwei Nasen bildet. Das Profil des
Kafsimses (Fig. 7) kröpft sich um das Portal in Gie-
belform herum. Darüber öffnet sich ein grosses spitz-
bogiges Fenster mit frühgothisch gegliedertem Gewände,
einem alten und zwei jungen Pfosten. Das Maasswerk
dieses Fensters ist fast ganz zerstört, doch sieht man,
dass es in bereits völlig ausgebildeten, obwohl noch
strengen Formen gehalten war. (In der Zeichnung
sind die nicht mehr vorhandenen Stücke des Maass-
werks durch theilweise Punktirung kenntlich gemacht.)
Die beiden westlichen Strebepfeiler des Mittelschiffes
werden oberhalb des Seitenschiffdaches beträchtlich schmäler und nehmen wegen des nur an
einer, der inneren, Nebenseite befindlichen Wasserschlages eine, unsymmetrische Form an.
In kurzer Entfernung von dem obersten, vierten Rücksprunge schliessen sie mit einem Gie-
beldache ab. Die Fenster an der Westseite der Seitenschiffe hatten aus Platten und Schrä-
gen gebildete Gewändegliederungen, deren innerster Theil dem Profile eines halben Pfostens
entsprach. Nur eins dieser Fenster ist erhalten, hat aber seinen mittleren Pfosten nebst
dem anschliessenden Theile der Sohlbank und sein Maasswerk eingebüsst.

An den Langseiten hatten die Seitenschiffe mit Giebeln abgedeckte Strebepfeiler, das
nördliche ausserdem wahrscheinlich spitzbogige Fenster und, wenn Leuckfeld's Abbildung
hierin (Hauben verdient, zwei Thüren, von denen die westliche mit von einem Rundbogen
eingeschlossenen Kleebogen, die östliche aber mit einfachem Spitzbogen überdeckt war. Das
Mittelschiff halte gleichfalls mit Giebeldachung abschliessende Strebepfeiler, um welche sich
der den Anschluss des Abseitendaches schützende Kafsims in Form einer ungegliederten
hängenden Platte herumkröpfte. Die grosse Hohlkehle des Dachsimses, der auch den Rand
der Giebel begleitet, schmückten grosse einzelnstehende knospenförmige Blätter.

Von den fünf Schiffen des Chors schloss das mittlere dreiseitig aus dem Achteck,
die seitlichen geradlinig ab. Mit Einschluss der schmalen Abseite des Querschiffs hatte der
Chor fünf Joche.

In den Ecken des Hauptchorschlusses (Fig. 9—13) steigen runde Dienste auf. Ihre
Sockel (Fig. 11) haben concave Seilen und überhaupt eine ziemlich späte Formenbildung,
während die kelchförmigen Kapitaler durch ihre breiten, an der Spitze umgebogenen Blätter
mehr der Frühzeit der Gothik entsprechen. Zwischen den Diensten befinden sich sehr hohe

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