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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Messmer, Josef Anton: Ueber den Ursprung der christlichen Basilika
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0231

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UE1SBK DEN URSPRUNG DER CHRISTLICHEN BASILIKA. 227

Conche." Von derselben Form wird auch zu Byzanlium eine grosse Basilika erwähnt bei
iMalaias 321 im Allgemeinen, während das Chronicon Pascha!. ') deutlicher davon spricht:
„Constantinus erbaute Portiken vor dem Palaste und nahe dabei ßaailr/.qv i'/ß'öaay »jwijh ...
und ausserhalb derselben /usydkovg xlovag ~/.al ävdytdvrag ... TjvnsQ sxdlsasv ^Etväjov,
xaXeoag xhv ilmov Avyov<S%(uov." ~— Auch hier zu Gonstantinopel eine Profan - Basilika
mit einer Conche, zur Aufnahme des Senates in gleicher Weise wie zu Anliochia wohl be-
stimmt. Da man bei Gründung der neuen Weltstadt das Vorbild2) im Abendlande zu
erreichen strebte und in keiner Weise den Bauwerken des alten Rom nachstehen wollte, so
wäre es gewiss nicht ein allzugrosses Wagniss zu schelten, aus der Beschaffenheit der Bau-
formen zu ßyzanz auf die Aehnlichkeit mit den Vorbildern zu Rom zu schliessen, deshalb
auch zu Rom auf den kaiserlichen Foren besagte halbrunde iNische ausser den Portiken
auch den Basiliken zu vindiciren, namentlich von der grossen Gurie des Pompejus, worin
sich der Senat versammelte, dasselbe anzunehmen. Doch wird das Dargelegte genügen, die
Apsis oder Conche an der Basilika des Profangebrauches zu sichern. Wenn somit die
christliche Basilika diese halbrunde Nische an der Stelle höchster Würde und Auszeichnung
zeigt, so weist diese Form auf das Vorbild der römischen Basilika zurück, wie ja schon
die Bezeichnung nur aus der von Römern tradirten Form und Technik zu erklären ist.
Noch auffallender als die benannte Bezeichnung dieses eminenten Theiles der christlichen
Basilika ist aber das bei den Kirchenvätern und Schriftstellern geläufige „tribnnal" für eben
diesen erhöhten und im Halbrund geschlossenen Rautheil. Unter Tribunal versteht das
römische Alterthum eigentlich ein bewegliches Geräthe am Forum und in der Basilika.
Gleichwohl führt der Ort, an welchem es sich zu befinden pflegte, bald denselben Namen,
und Vitruvius erwähnt das Tribunal im Halbkreis gebildet bei der Beschreibung des
Bauwerkes selbst. Fin Geräthe, welches in den Bau erst hineingestellt wird nach dessen
Vollendung, hat mit dem Baue und Baumeister nichts zu schaffen; der Baumeister benannte
also den Theil seines Gebäudes, welcher zur Aufnahme dieses Geräthes dienen sollte, nach
dem Geräthe selbst, wie oben die zur Aufnahme des Senates bestimmte Conche auch sena-
tus genannt ist. Ebenso verfahren die christlichen Autoren, was auszuführen ganz über-
flüssig ist. Wir müssen deshalb darauf beharren, dass Plinius unter Tribunal den für den
Richtersitz bestimmten Theil des Raues verstand, zu welchem eine Tbür führte. Auch
hier gereicht es uns zur Freude, von Uiilichs' trefflicher Darstellung dieses Sachverhaltes in
der Basilica Julia unterstützt zu sein und unsere in genannter Schrift dargelegten Ansichten
gesichert zu sehen. Wenn die von uns als Beweismittel gebrauchte Inschrift: „In Curia
basilicae Aug. Annian. etc." auch nicht sagt, dass die Gurie apsidenförrnig gebildet war,
was mit keinem Worte von uns behauptet ward, so war sie doch ein baulich separirter
und ausgezeichneter Theil, sonst könnte es nicht heissen „In Curla". Die Curie war nach
römischer Anschauung ein zu eminenter Ort, als dass er in der Ecke der Basilika kümmer-

1) Edit. Bonnae 52S.

2) Anonym. C. P. fol. 4 u. 5. Banduri I.

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