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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Messmer, Josef Anton: Ueber den Ursprung der christlichen Basilika
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0232

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228 UEBER DEN URSPRUNG DER CHRISTLICHEN BASILIKA.

liehe Existenz hätte-gemessen sollen. Doch auch in diesem Falle ist der Ausdruck „In der
Curie der Basilika" uns unbegreiflich. Der sonstigen Auszeichnung analog, ist eine Exedra
dafür anzunehmen, gewiss nichts Gewagtes. Als solchen bevorzugten Theil des Baues fass-
ten wir auch das Tribunal an der Basilika, und wenn Tacitus (Ann. 11. 63) dem verstor-
benen Germanicus ein Denkmal in der Form eines Tribunals errichtet werden lässt, welche
Bezeichnung für ein Grabmal unerhört ist, Müller dabei auf das Denkmal des Philopappos
hinweist, das in grossen Dimensionen aufgeführt ganz die Analogie des Historikers recht-
fertigt, so wird die von uns gegebene Auffassung des Tribunals als eines baulichen Gliedes
der Basilika, eines eminenten Theiles des Bauwerkes, genugsam molnirt erscheinen, denn
dies bei Stuart ') abgebildete Denkm d zeigt auffallende Uebereinstimmung mit jener Form
des Tribunals, resp. der Apsis oder Tribüne, welche in den christlichen Denkmälern davon
vor Augen liegt. Unter dem mittleren Bogen in der grösseren halbrunden Nische sitzt,
nach Böckh's Inscript. tom. I. fol. 432, der Gefeierte selbst, durch zwei korinthische Wand-
säulen von den Seitennischen getrennt, die rechtwinkelig angelegt sind, während das Ganze
die Form eines wenig vertieften Halbkreises hat, dessen mittlere Nische so tief eingezogen
ist, dass die sitzende Figur vor Begen durch das Gewölbe geschützt ist. Eine ähnliche
Vorstellung mag Tacitus mit diesem Vergleiche verbunden haben, jedenfalls eine solche,
welche das römische Tribunal als baulichen Körper auffassen lehrt. Für diese Aehnlich-
keit spricht auch der bei Buinart, Acta Martyr. 214, erzählte Vorfall mit dem heil. Cypria-
nus, welcher auf dem zufällig mit einem Tuche bedeckten Sitze im Prätorium wie in seiner
Bischofskirche dasass. Hätte nun, wie Urlichs bemerkt, der Ort selbst nicht eine Aehnlich-
keit gehabt mit dem, in welchem der bischöfliche Sitz in der Kirche stand, so würde der
Vergleich hinken, und fügen wir bei, der Berichterstatter auf einen solchen Vergleich
gar nicht gerathen sein.2) Nehmen wir die Hautrelief-Darstellung, bei den Ausgrabungen
zu El Kef (Sicca) entdeckt, zu Hülfe, so wird uns nicht nur genannter Bericht, sondern der
Gebrauch dieser Bezeichnung für denselben Ort der christlichen Kirche überhaupt gerecht-
fertigt erscheinen und neuerdings die Ansicht in uns befestigen, mit der Bezeichnung sei
auch der bauliche Körper3) auf die christliche Basilika übergegangen. Nicht blos diese
Benennung einzelner Theile und des ganzen Gebäudes unterstützt unsere Ansicht, sondern
die Uebereinstimmung der baulichen Form beider Arten selbst, wie schon Cedrenus ganz
genau beweist, wenn er von der durch Feuer zerstörten Basilika zu Constanlinopel in der
Regio IV. im Vergleich mit der christlichen Folgendes sagt: „Erat basilicae tesluclo multis
cohmnis suffulta: qualia hodie visunlur templa, ordinibus columnarum sustentata; quae

1) Antt. Att. vol. III. 5. pl. I. u. III.

2) Hierzu vergl. die Ableitung des Ausdruckes „missa" bei Alcirri. Avilus, Ep. 1 anGundobad: „unde dictum sit,
non missum f'acilis? quod omnino nihil est aliud, quam non dimittitis; a cujus proprietate sermonis in ecclesüs pala-
liisque sive praetorii.t missa fieri pronuntiatur ... bei Mone c. 1. p. 106. Dazu vgl. T. Varro de L. lat. V. 52. Bipont.
u. p. 120.

3) Die innerhalb der Umfassungsmauern angelegten Tribünen oder Tribunal-Nischen in Afrika erscheinen wie
ein „eingeschobener Bau". Kugler, Gesell, d. Baukunst I. 357.
 
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