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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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29

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

gezeigt, die romanische Plastik umfänglicher und
tiefer behandelt, der Ursprung des gothischen Stils
schärfer beleuchtet, auf dem Gebiete der Wand- und
Miniaturmalerei manche Errungenschaft eingeführt, die
Verbreitung der Gothik in Spanien, Portugal und der
Levante eingehender dargelegt werden. Auch die
Liturgik und ihre von Springer schon früh erkannte
Bedeutung für die Ikonographie konnte von der
Hand des mit dem kirchlichen Mittelalter und seinen
Auffassungen so vertrauten Neubearbeiters um manchen
frtlher nicht beachteten Zug vermehrt werden. Wird
die Reformirung und handliche Vertheilung der Ab-
bildungen, die jetzt sämmtlich scharfer Kritik Stand
halten, hinzugenommen, so mufs gerade diesem
II. Theil, der sicher der inhaltreichste des ganzen
Werkes ist, die Anerkennung einer vorzüglichen
Leistung von führender Bedeutung zugesprochen
werden.— Der III. Theil, der nur die Renaissance
in Italien behandelt und zwar unter A Niccolo
Pisano und Giotto, unter B das XV. Jahrh. und Früh-
renaissance, unter C das XVI. Jahrh. und Hoch-
renaissance, unter D das Kunsthandwerk in der
italienischen Renaissance, ist eine abgerundete Leistung,
welche noch vollkommener das originelle, vornehme
Gepräge des Springerschen Geistes trägt, dem diese
Richtung am sympathischsten war. Text und Bild
ergänzen sich hier derart, dafs das Lesen, sogar das
Herumblättern in diesem an Anregung so reichen
Buche einen hohen Genuss bereitet. s.

Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des
Grofsherzogthums Mecklenburg-Schwerin
von Schlie haben schnell ihren Abschlufs gefunden,
indem der V. Band, dem vorhergehenden an Um-
fang und Inhalt ebenbürtig, soeben bei Bärensprung
in Schwerin erschienen ist. Er umfafst die Amts-
gerichtsbezirke Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin,
Waren, Malchow und Röbel. Neben einer Fülle durch
Mannigfaltigkeit sich auszeichnender Backsteinkirchen
hoch- und spätgothischen Stils erscheinen zahlreiche
Schlofsanlagen der Renaissance- und Barockperiode.
Die Kirchen sind zum Theil von dem Restaurations-
bedürfnisse der neuesten Zeit, wenigstens im Inneren,
nicht unberührt geblieben, aber es haben sich in ihnen
doch noch mancherlei Alterthümer erhalten: spät-
gothische Schnitzaltäre, mittelalterliches Gestühl, Barock-
kanzeln, auch liturgisches Geräth, selbst aus der
frühgothischen Epoche ; und die charakteristischen
Kalkmalereien der Wände reichen zum Theil bis in
das XIII. Jahrh. zurück. Ein reicher Schatz gut aus-
gesuchter und ausgeführter Abbildungen bietet auch
hier sehr lehrreiches Anschauungsmateria). Dieses
fehlt auch selbst im Anhang I nicht, welcher über
einzelne ältere mecklenburgische Kunst- und Ge-
schichtsdenkmäler aufserhalb Landes, z. B. das Kloster
Amelungsborn, berichtet. — Der Anhang II bietet
ein vortreffliches Orts-, Personen-, Künstler- und
Kunsthandwerker - Register über alle fünf Bände
und beschliefst damit das grofse Inventarisations-
werk, welches hinsichtlich des Eifers und Verständ-
nisses in der Forschung, der Korrektheit und Zuver-
lässigkeit in der Beschreibung und Bestimmung,
der Auswahl im Bilderschalz hinter keinem zurück-

steht, in der Einheitlichkeit der Behandlung und
in der Schnelligkeit der Ausführung (im Ganzen fünf
Jahre I) jedes andere übertrifft. Auf das Deo gratias
des verehrten Verfassers vom 17. Januar 1902 ant-
worten wir mit der herzlichsten Gratulation zum opus
perfectum. Schnütgen.

Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzog-
thums Braunschweig. Zweiter Band. Die
Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises
Braunschweig mit Ausschlufs der Stadt
Braunschweig bearbeitet von Professor Dr.
P.J.Meier, Herzoglichem Museumsinspektor. Mit
14 Tafeln und 158 Textabbildungen Wolfenbültel
1900. Julius Zwissler. 380 Seiten.
Wohl nach der Zahl, aber nicht nach der Bedeu-
tung seiner Baudenkmäler vermag der Landkreis
Braunschweig mit dem im ersten Bande behandelten
(im Jahrgang X dieser Zeitschrift Sp. 127 von mir
besprochenen) Kreise Helmstedt einen Vergleich aus-
zuhalten. An gröfseren Kirchen weist der Bezirk als
einziges Beispiel nur die allbekannte Klosterkirche
von Riddagshausen auf. Was sich sonst in den meist
schwachbevölkerten Dörfern — Städte besitzt der Kreis
nicht — an Kirchenbauten erhalten hat, sind, mit Aus-
nahme von Melverode, alles einschiffige, kleinere Anlagen.
Sie zeigen vorwiegend den gleichen Typus: ein flach-
gedecktes Schiff, dem sich im Osten gewöhnlich ein
gröfseres Chor, im Westen eine breitgelagerte, im
Erdgeschosse mit dem Schiff eng verbundene Thurm-
anlage anschliefst. Aus der grofsen Zahl dieser Bauten
fällt als besonders erwähneiiswerth nur die Kirche
von Luclum heraus. Aus dem XII. Jahrh. stammend,
weist sie nach Meier's wohlbegründeter Rekonstruktion
als Eigentümlichkeit zwei das Hauptchor flankirende
Nebenapsiden auf. Der Verfasser erblickt' in dieser
Kirche eine Vorstufe von Melverode, wo unter der
Einwirkung der in Braunschweig und Königslutter
beim Wölben gemachten Erfahrungen auf ähnlichem
Grundrisse eine dreischiffige gewölbte Hallenkirche
entstanden sei. Aufser jenen drei Bauten zeigt dann
nur noch die Kirche von Lehre die romanische
Formengebung; von den modernen Schöpfungen und
einigen unbedeutenden Kirchen des XVII. und XVIII.
Jahrh. abgesehen, gehören alle anderen, vielfach aber
noch mit romanischen Theilen durchsetzten Kirchen
dem golhischen Stile an. Eine besonders betrübende
Einbufse hat der Denkmälerbestand des Kreises da-
durch erlitten, dafs die der Kirche zum Theil an
Alter noch vorangehenden Klostergebäude von
Riddagshausen vor etwa 50 Jahren „wegen Baufällig-
keit" abgebrochen worden sind. Glücklicherweise ist
wenigstens das Thorhaus mit der anschliefsenden Ka-
pelle (XII. bezw. XIII. Jahrh.) von diesem Geschick
verschont geblieben

Noch geringer fast als auf dem Gebiete des
Kirchenbaues ist das Ergebnifs auf dem des Profan-
baues. Während es an öffentlichen bemerkenswerthen
Bauten gänzlich mangelt, verdient, abgesehen etwa
von dem der zweiten Hälfte des XVI. Jahrh. ange-
hörigen Schlosse zu Veitheim, nur der um 1626 er-
baute Erbhof zu Hagen eine besondere Hervorhebung.
 
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