Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Graeven, Hans: Der untergegangene siebenarmige Leuchter des Michaelisklosters in Lüneburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Der untergegangene
siebenarmige Leuchter des Michaelis-
klosters in Lüneburg.

^Mit 3 Abbildungen.)

^er XI. Jahrgang dieser
Zeitschrift brachte aus
der Feder des Braun-
schweiger Bauraths
Hans Pfeifer einen in-
teressanten Aufsatz
über den siebenarmigen
Leuchter, den Heinrich
der Löwe in dem von ihm gegründeten Dome
unmittelbar neben seinem Grabe hatte aufrichten
lassen. Der Aufsatz ist begleitet von einer —
hier in Fig. 1 wiederholten — Abbildung, die
den Leuchter mit seinen neuen, 1896 fertig-
gestellten Ergänzungen zeigt. Der Leuchter
war nämlich 1728 aus der Kirche entfernt
worden .und hatte über hundert Jahre aus-
einandergenommen im Kapitelsaale des Stiftes
gelegen; als man ihn 1830 wieder zusammen-
setzte und von neuem in der Kirche aufstellte,
fehlten sowohl mehrere der Emailplättchen,
die Mm Schmuck zweier Knäufe gedient hatten,
als auch die durchbrochenen Zierstücke, die
ursprünglich zwischen die konstruktiven Glieder
des Fufses, vier mit den Schwänzen aufwärts
gerichtete Drachen, eingelassen gewesen waren.
Die Ergänzung der letzteren Theile wäre
zweifelsohne anders ausgefallen, wenn den
Leitern der Restaurationsarbeiten schon der
nächste Verwandte desBraunschweiger Leuchters
bekannt gewesen wäre, den ehemals die Micha-
eliskirche in Lüneburg besessen hat. Er ist
1792 eingeschmolzen worden, aber unmittelbar
vor der Vollstreckung des Todesurtheils hat
Ludwig Albrecht Gebhardi, derzeit Lehrer an
der im Lüneburger Michaeliskloster installirten
Ritterakademie, dafür Sorge getragen, dafs
wenigstens Zeichnungen des Leuchters an-

*) Bodemann, »Die Handschriften in der Königl.
öffentlichen Bibliothek zu Hannover« XXIII, 848 bis
862, 967.

gefertigt wurden. Sie sind uns erhalten in den
für die Geschichte Lüneburgs aufserordentlich
werthvollen Collectaneen Gebhardis, die jetzt
der Königlichen Bibliothek in Hannover ge-
hören1), da der ehemalige Besitzer in seinen
letzten Lebensjahren hier Hofhistoriograph
und Bibliothekar gewesen ist.2) Sein jetziger
Nachfolger in dem zweiten Amte, Herr Geheim-
rath Bodemann, hat mich zu lebhaftem Dank
verpflichtet durch die freundliche Erlaubnifs,
die Gebh ardischen Manuskripte zu benutzen
und die einschlägigen Zeichnungen daraus zu
photographiren.

Der VI. Band der Collectaneen bietet auf
S. 515 ein Gesammtbild des Leuchters, oder
richtiger ein Halbbild, das unsere Figur 2
wiedergibt. Der im Original beigefügte Mafs-
stab läfst erkennen, dafs der Leuchter fast
12 Fufs Kalenbergisch hoch gewesen ist, also
ungefähr zwei Mannshöhen gehabt hat. Die
Weite zwischen den ausgespannten Armen
mufs noch etwas mehr betragen haben als die
Höhe. Die nächste Seite in den Collectaneen
enthält mehrere Detailzeichnungen, einen der
Löwen in Vorder- und Seitenansicht sowie
eines der Blätter, die zur Gliederung des
Schaftes und der Arme verwandt sind und die
auch auf dem Rücken der Löwen den Füfsen
und Köpfen der Drachen als Unterlage dienen.
Es folgen auf vier weiteren Seiten sehr grofse
Abbildungen der zwischen die Drachen ge-
spannten Einsätze. Eine Reproduktion dieser
Abbildungen wird an anderer Stelle erfolgen,8)
hier mufs ich mich auf eine Beschreibung
beschränken.

Gemäfs der Konstruktion des Fufses mufsten
die Einsätze trapezförmig sein, sie bilden aber
keine ebene Fläche, sondern sie sind nach der
Mitte zu gewölbt. Ihr oberer Theil ist durch-
brochen, als unteren Abschlufs aber haben sie

2) Vergl. L. A. Gebhardi »Kurze Geschichte
des Klosters St. Michaelis in Lüneburg«. (Celle 1857)

s. m.

8) In der Zeitschrift des Historischen Vereins für
Niedersachsen, deren Redaktion gütigst gestattet hat,
das eine bereits gefertigte Cliche' hier in Fig. 2 zum
Abdruck zu bringen.
 
Annotationen