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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Braun, Joseph: Zur Entwicklung des liturgischen Farbenkanons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0099

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145

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 5.

146

Dem Feste Epiphanie und seiner Oktav
eignete wie Weihnachten vornehmlich weifs;
indefs wurden auch wohl rothe Gewänder ge-
braucht, so zu Toledo (M. 1550), Lichfield
(XIII. Jahrh.), Clermont in der Auvergne,37)
Gelb war die Farbe für Epiphanie zu Ell-
wangen und Toulouse, Violett zu Soissons
(M. 1745). Zu Lisieux brauchte man Para-
mente von rother Farbe oder von Goldstoff.38)
Eigenartig ist Grün in Le Mans (M. 1655).

In der Zeit von Epiphanie bis Septuagesima
begegnet uns Weifs, Roth, Gelb, Violett und
Grün. Weifs treffen wir an zu Paris (M. 1666)
Sens (M. 1715), Auxerre (M. 1738), Bourges
(M. 1741), Toledo (M. 1550), Roth zu Lyon
(M. 1771), Salisbury (XIV. und XV. Jahrh),
Wells (XIV. Jahrh.), Mainz (M. 1602), Gelb zu
Palenzia in Spanien (M. 1568; Bibl. Barber,
B, X, 1), Violett zu Ellwangen und Le Mans
(M. 1655). Am verbreitetsten war, wohl infolge
des Einflusses des römischen Kanons, Grün.
Wir finden es z. B. zu Soissons (M. 1745),
Sicilien (M. 1568), Mailand (M. 1795), in dem
Augustinermissale von Neapel (1506; Vatic.
Ottob. 221), dem Minoritenmissale (XV. Jahrh.
Vatic. Capp. 206), einem Caeremoniale episco-
porum (XV. Jahrh., Vatic. Reg. 280), zu Eich-
städt (M. 1600), Exeter (Ordinale von 1337),
London, St. Paul (Pontifikale des Bischof
Clifford, 1406 — 1426), in einem Prediger-
missale aus dem Beginn des XVI. Jahrh. (Bischöfl.
Museum zu Haarlem), Köln (M. 1626), Trier
(M. 1608) u. a. Wo man sich einer andern
Farbe als Grün bediente, lag die Ursache davon
meist darin, dafs man die Farbe der Weih-
nachtsoktav bis Septuagesima beibehielt. Das
Gelb zu Palenzia erklärt sich wohl durch den
Umstand, das Gelb Nebenfarbe von Grün war.
Hie und da behielt man die Weihnachtsfarbe
bis Lichtmefs bei und ging erst dann zu einer
andern Farbe über. So will es z. B. das Pariser
Missale von 1685; so war es auch in Rouen
Gebrauch.39) Dort trat Roth, hier Grün an die
Stelle von Weifs.

Von Septuagesima bis zur Fastenzeit herrschte
die violette Farbe vor. Roth scheint im XIII.
und XIV. Jahrh. namenllich in England in

martyrin, auf einen solchen, so ist Weifs oder Roth
je nach der Qualität des Festes zu wählen.

»') Guyet »Heortologia(Urbin;1728)«. III, 28, 9.

38) Malais »Des couleurs liturgiques«. p. 10.

8») Wickham Legg 1. c. p. 17, 19.

Brauch gewesen zu sein, später kommt es auch
anderswo vor, so zu Mainz (M. 1602) und Paris
(M. 1666). Schwarz merke ich beispielsweise an
für Köln (M. 1626), sowie für Ellwangen und
Gubbio (M. XIV. bis XV. Jahrh., Vatic. lat.
4743).

In der Fastenzeit bediente man sich, wie
schon früher bemerkt wurde, zu Rom im Be-
ginn des XIII. Jahrh. noch schwarzer, nicht
lange nachher aber violetter Paramente. Aufser-
halb Roms war theils nach römischem Vorbild
Violett, theils Schwarz gebräuchlich und zwar
nicht blos im Mittelalter, sondern bis wenig-
stens in das XVII. Jahrh. hinein. In Köln
mufs nach Ausweis des Inventars von St. Bri-
giden aus dem Jahre 1508, welches eine An-
zahl weifser Paramente ausdrücklich als Fasten-
gewänder bezeichnet, Weifs um das beginnende
X VI. Jahrh. die Farbe für die Fastenzeit gewesen
sein.40) Dafs Köln aber damit in jener Zeit nicht
allein stand, erhellt aus der Ascherwittwochs-
predigt des Osnabrücker Augustiners Gottschalk
Holen (ca. 1490), worin es heifst: In hoc scien-
dum, quod casula quadragesimalis est alba et
habet rubeam crucem.41) Das Mainzer Missale
verzeichnete für die Fasten Blau. Es scheint
dasselbe ein Ersatz für Violett sein zu sollen,
welches in der Mainzer Farbenordnung auf-
fälligerweise nicht erwähnt wird. In französi-
schen Diöcesen bediente man sich seit etwa
dem XVI. Jahrh. während der Fastenzeit vielen-
orts aschfarbiger Gewänder und zwar noch bis
tief in die neueste Zeit hinein, so zu Paris
(M. 1685), Bourges (M. 1741), Poitiers (M. 1767),
Lyon (M. 1771), Fre"jus (M. 1786), Pamiers
(M. 1845), Meaux (M. 1845), Autun (M. 1845)
u. a. Solche kamen indessen auch anderswo
vor, so zu Toledo (M. 1550) und Ellwangen.

War für die Zeit von Septuagesima bis zu
den Fasten eine andere Farbe im Gebrauch,
wie in der Fastenzeit, so folgte der Ascher-
mittwoch regelmäfsig der Farbe der letztern.
Eine Ausnahme hiervon scheint man fast nur
zu Paris am Ende des XVII. Jahrh. gemacht

40) Ditges »EineKölnerGerkammerimXVIJahrh.
in Annalen des hist. Vereinst. Bd. XLV, S. 120:
Seven wisser vastengeger mit sees stoelen, 5 mani-
puln. Vunf vasten wiss g (eger) mit alven, stoelen etc.
Das Kölner Missale von 1626 schreibt schwarz für
die Werktage der Fastenzeit vor, an den Sonntagen
bediente man sich violetter Paramente.

41) »Kirchenschmuck«, Bd. 9, S. 58.
 
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