Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0111

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
163

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

164

3. Petri Stuhlfeier.

Eigenthümlich ist die Darstellung des dritten
Gemäldes dieser Bilderreihe. Unter einem
schlank emporragenden Chorgewölbe, welches
von einem sechseckigen Thurme bekrönt ist,
sitzt Petrus in Pontifikal-Kleidung auf einer
Altarmensa und zwar vorn, jedoch nicht in
der Mitte, sondern vom Zuschauer aus ge-
sehen nach der linken Seite hin. Ueber ihm
steht s. pe. Die Rechte hat er auf die Brust
gelegt, in der Linken hält er einen Bischofs-
stab mit nach aufsen gekehrter Krücke.
Neben und hinter ihm stehen sechs bärtige
Kleriker, von denen zwei ihm die Mitra aufs
Haupt setzen. Offenbar hat der Maler Petri
Stuhlfeier darstellen wollen. Schon zur Zeit
Leo's des Grofsen (440—461) wurde in Rom
am 22. Februar das Fest der cathedra S. Petri
gefeiert als Geburtstag des Beginnens der ober-
hirtlichen Wirksamkeit des Apostels Petrus in
der Stadt Rom. Weil auch der 18. Januar als
Gedenktag der cathedra Petri erwähnt, wenn
auch nicht gefeiert wurde, und man später nicht
mehr wufste, dafs dieser sich bezog auf den
Beginn der Thätigkeit Petri vor Roms Thoren
an der Via Nomentana, dort wo das coeme-
terium Ostrianum liegt, woselbst Petrus an der
Stelle, die „ad nymphas S. Petri" benannt wurde,
taufte, so wurde es seit dem XIII. Jahrh. irr-
tümlicher Weise üblich, die Stuhlfeier am
22. Februar als die von Antiochien zu be-
zeichnen.

Der Maler hat jedenfalls die römische Stuhl-
feier darstellen wollen. Denn im nächstfolgen-
den Bilde stellt er den h. Petrus dar, wie er
als Bischof von Rom im Pontifikalgewand den als
Wanderapostel ankommenden h. Paulus dort be-
willkommt. Die Stuhlfeier Petri ist dargestellt
nach Art der Inthronisation eines Kölner Erz-
bischofs. Im jetzigen Dom nämlich gab es im
Mittelalter keinen Bischofsthron. Dort, wo jetzt
der Thron steht, stand das Sakramentshäuschen.
Wenn der Erzbischof das Hochamt halten
wollte, so wurde ein eiserner, mit Goldstoff be-
hangener und mit einem Kissen versehener Sitz
vor den Hochaltar gestellt. Unter die Füfse
des Erzbischofs wurde „ein schartz" gelegt.
Und wenn er der Vesper beiwohnte, nahm er
Platz auf dem Sitze des Domdechanten, und
unter seine Füfse wurde „ein siecht doech"
gebreitet.9) Und wenn ein Erzbischof gewählt
war, so hoben die Domherren ihn auf das

cornu Evangelii des Hochalters und huldigten
ihm, indem sie seine Hand küfsten. So lesen
wir, dafs Salentin, Graf von Isenburg, als er
am 23. Dezember 1567 zum Erzbischof von
Köln erwählt worden war, im Dome auf dem
Hochaltar sitzend die Huldigung des Klerus
und Volkes entgegennahm.10) Die Erzbischöfe
nahmen mithin in buchstäblicher Weise Besitz
vom Altare des h. Petrus, indem sie sich auf
denselben setzten. So sehen wir in unserm
Bilde den h. Petrus auf einer Altarmensa sitzen,
deren Zeichnung wohl Anklänge enthält an
den von Heinrich von Virneburg im J. 1322
geweihten Hochaltar. Er ist einfacher als der
jetzige, welcher erst unter Wilhelm von Gennep
(1349—1362) errichtet wurde und hat an der
sichtbaren Schmalseite ein Schränkchen zum
Bergen der Altargeräthe.

Die sehr schadhafte Legende habe ich er-
gänzt, wie folgt:

Petrum pontificem omnibus potestatibus plonum
Scandere vides sedem potiorem quam solium terrenum.
Höchster Priester ist Petrus von Christus bestellet

auf Erden,
Dessen Gewalt gar Niemand hienieden entzogen kann

werden.

4. Petrus und Paulus begrüfsen sich
in Rom.

Petrus im bischöflichem Ornate, jedoch
ohne Stab, umarmt den von vier Gefährten be-
gleiteten Paulus, der mit Leibrock und Mantel
bekleidet, baarhäuptig und baarfufs vor ihm
steht. Die Gefährten tragen den Schülerrock
mit Zipfelärmeln, wie er im Mittelalter allent-
halben üblich war, und wie ihn zu Rom noch
heute die Zöglinge der Studienanstalten zu
tragen pflegen. Auf dem Kopfe haben die
Schüler Pauli eine zwiebeiförmig gestaltete
Mütze. Petrus umarmt den Paulus in der Weise,
wie beim Hochamt der Celebrant seinem Assi-
stenten den Friedenkufs gibt. Beider Haupt
ist vom Nimbus umstrahlt, und über ihnen
stehen die Namen s. pe. und s. pau.

9) De celebratione archiepiscopi in summo altari.
Si archiepiscopus voluerit celebrare summara missam
in ecclesia maiori coloniensi, ponet campanarius sedem
ferream ante altare in loco consueto. Erit ornata
aureo panno et cussino. Item sub pedibus ein schart» etc.
Archiv der Stadt Köln. Codex 90. (Die Stelle be-
zieht sich auf die Zeit Hermanns von Hessen.)

>») Ley »Die Kölnische Kirchengeschichte«, Köln,
Ahn. (1883) S. 488.
 
Annotationen