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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0132

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199

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

200

Art eines Ciboriums mit Geschenken dem gött-
lichen Knaben darreicht. Dieser hebt mit bei-
den Händchen den Deckel von dem Gefäfse.
In der Mitte nach dem Hintergrunde hin steht
der zweite König, ein ähnliches Gefäfs wie das
des ersten in der linken Hand tragend und mit
der Rechten nach dem in der Höhe glänzenden
Sterne hinzeigend. Er scheint mit dem jüng-
sten Könige zu sprechen, der zu seiner Rechten
steht und in seiner rechten Hand ebenfalls ein
ciborienähnliches Gefäfs trägt. Der Stern ist
in diesem Bilde kleiner und trägt keinerlei Bild.
Die Legende erläutert die Bedeutung der
dem Jesusknaben dargebrachten Geschenke:
Auium cum thure mirramque regno deitati
Atque sepulture dant hij tria dona beati.
Gold und Weihrauch und Myrrhen opfern die heil'gen

drei Männer,
Königs-Würde und göttlicher sowie seines Grabes

Bekennen

3.

Der h. Apostel Thomas weiht die
hh. Drei Könige zu Bischöfen.
Nachdem die hh. Drei Könige von Beth-
lehem in ihr Land zurückgekehrt waren, ver-
kündeten sie ihren Volksgenossen die frohe
Botschaft von der Menschwerdung des Gottes,
sohnes. In hohen Ehren hielten sie den Berg,
wo ihnen der Stern zuerst erschienen. Sie
bauten dort eine Stadt, die sie Siegberg nannten,
und auf der Höhe des Berges errichteten sie
eine Kapelle mit dem Bilde des mit dem Kreuze
bezeichneten Jesusknaben. Unermüdlich waren
sie in der Uebung von Werken der Tugend
und Gottseligkeit, bis der Apostel Thomas in
jene Gegenden kam, um die Lehre Jesu Christi
zu verkündigen. Ihm gesellten sie sich zu und
empfingen von ihm die h. Taufe. Und weil
sie Männer der Auserwählung waren, ertheilte
ihnen Thomas auch die Bischofsweihe und über-
wies die Völker des Orientes ihrer Hirten-
sorgfalt.

So das Kölner Brevier.14)
Im Bilde sitzen links vom Beschauer neben-
einander die hh. Drei Könige auf Faldistorien,
die auf einem Podium stehen. Sie sind in
vollem Bischofsornat, tragen die Mitra auf dem
Haupte, und zwei von ihnen halten bereits den
Bischofsstab in der Hand. Der dritte, der
älteste, erhält denselben erst aus der Linken
des Apostels Thomas, der mit der Rechten ihn
zu segnen scheint.

u) Quinta die post Epiphaniam Fol. 35 v., 36.

Der jüngste, noch immer bartlose Magier
trägt eine blaue, der zweite eine rothe, der
älteste eine grüne Planeta. Der Apostel hat ein
rothes Untergewand und einen blauen Mantel-
Sein Haupt ist vom Heiligenschein umstrahlt.
Ueber ihm steht S. ihomas; über den hh. Drei
Königen das Wort magi.

Unter dem Bilde steht die vollständig er-
haltene Legende:

Christicolas veroa facis istos didimeI8) gentis
Bummos presbiteros hos consecrans orientis.
Wahre Christen Du machest aus ihnen, o Thomas,

den Heiden,
Weih'st sie zu Oberhirten, die Völker des Ostens zu

weiden.

4. Begräbnifs der hh. Drei Könige.

Um das Jahr 54 nach Christus begingen
die bischöflichen Magier das Weihnachtsfest in
gewohnter feierlicher Weise in der von ihnen
erbauten Hauptkirche der Stadt Seuwa. Am
achten Tage nach Weihnachten starb der älteste
von ihnen, Melchior genannt, am Altare nach
Darbringung des h. Mefsopfers im 116. Jahre
seines Alters und wurde von seinen beiden
überlebenden Gefährten mit kostbaren Spezereien
in einem für alle drei bestimmten marmornen
Sarkophage in genannter Kirche beigesetzt. Am
6. Januar, dem Tage der Erscheinung des Herrn,
starb in gleicher Weise ebendaselbst der zweite,
Balthasar mit Namen, im 112. Jahre seines
Alters, und wurde von dem noch überlebenden
jüngsten in den Steinsarg zu dem ersten hin-
gelegt. Und als er hineingelegt wurde, machte
die Leiche des ersten, wie wenn sie lebendig
gewesen wäre, dem hinzukommenden Gefährten
Platz. Am sechsten Tage der Oktav der Erschei-
nung des Herrn, am 11. Januar, starb ebenso wie
die beiden andern der dritte, Jaspar benannt,
im 109. Jahre seines Alters, und wurde von
den Bischöfen der Kirchenprovinz, die mit
ihren Priestern und sonstigen Kirchendienern
zu den Exequien herbeigeeilt waren, feierlich
bestattet. Und als die Leiche in den Steinsarg
hineingelegt wurde, da rückte von den beiden
bereits dort ruhenden Magiern der eine nach
links, der andere nach rechts, und so nahmen
sie wie im Leben den geliebten jüngsten Ge-
fährten in ihre Mitte. Das Grab der Magier
aber wurde in hohen Ehren gehalten, viel von

n) Thomas führt im Evangelium den Zunamen
„Zwilling" (didymus), Joh. 20, 24.
 
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