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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0139

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213

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 7.

bende Taube, deren Kopf von einem
Nimbus umgeben ist, deren Schnabel eine
runde Hostie fafst. Den Grund der Pyxis be-
lebt ein gravirter Kruzifixus, der am Kreuze
mit etwas sich erweiternden Balkenendigungen
hängt, die Füfse nebeneinandergelegt, das lange
Lendentuch auf der Seite geknotet.

Sämmtliche Verzierungen, die figuralen
wie ornamentalen, mit Einschlufs der Schrift-
züge, reden eine durchaus einheitliche, sehr I
bestimmte Spra-
che, mit der sie

auf die erste
Hälfte des XIII.
Jahrh. ungefähr
auf die Mitte des-
selben, hinweisen,
da hier und da,
namentlich in der
Haarbildung be-
reits gothisirende

Anklänge sich
finden, wie sie um
diese Zeit auch in
Süddeutschland,

der muthmafs-
lichen Heimath
dieses Gefäfses,
schon in die Er-
scheinung treten.
— Auch die Di-
mensionen dessel-
ben passen in diese
Zeit, welche, we-
gen der Selten-
heit der Kom-
munion, für die

Ciborien, nicht
blofs für die bei

der Kranken-
provision zu verwendenden, nur geringer Ab-
messungen bedurfte, denen aber das fol-
gende Jahrhundert ein Ende bereitete, indem
es für den Altargebrauch viel gröfsere Be-
hälter einführte.

Dafs unser Gefäfs diese Bestimmung hatte,
geht aus der Umschrift und der Innenaus-
stattung mit Sicherheit hervor, und bei der
ungewöhnlichen Sinnigkeit und Schönheit der-
selben, dürfte es sich für die Nachahmung
empfehlen, freilich nur als Krankenpyxis, für
welche es an gefälligen, würdig ausgestatteten

Abb. 4. Reliquienbuch mit dem Hochrelief von St. Johannes Ev,

Mustern gebricht. In der Bursa, oder in einem
Beutelchen getragen, würde die (in Silber aus-
zuführende) Kopie dieses Gefäfses den öfters
zu einfachen und nüchternen Apparat der
Krankenprovision um ein musterhaftes Exemplar
bereichern.

10. Reliquienbuch mit der spätgothi-
schen silbergetriebenen Figur des hl.
Johannes Ev. im Hamburgischen Mu-
seum für Kunst und Gewerbe,

im »Führer«
durch dasselbe
Bd.I, S. 184 kurz
beschrieben, im
Ausstellungskat,
unter Nr. 2883.
Der ausgehöhl-
te Kasten von
Eichenholz, der
jetzt ein Evange-
liar mit den vier
Federzeichnungen
der Evangelisten-
figuren aus dem
Ende des XII.
Jahrhunderts ent-
hält, hatte ur-
sprünglich die
Bestimmung, Re-
liquien zu be-
wahren, und die
der Innenseite des
Deckels aufge-
klebte Pergament-
urkunde aus dem
Anfange des XVI.
Jahrhunderts bie-
tet jetzt noch ein
Verzeichnifs der
ehedem „sub ar-
gentea imagine" geborgenen Heiligthümer. Die-
ser Holzkasten, 30 cm hoch, 211/2 cm breit, 8 cm
dick, ist in rothes Leder gebunden, welches in
der Gliederung durch sieben Bünde auf dem
Rücken sich zeigt, wie auf der ganzen Hinter-
seite, welche durch Blinddruck rautenförmig
eingetheilt, auf den Kreuzlingsstellen mit ein-
geprefsten Rosetten, in der Mitte mit dem
Lamm Gottes verziert ist, ganz im Sinne des
spätgothischen Lederbandschmuckes.

Die Vorderseite ist ganz mit einer in Zick-
zackform streifenförmig auspunktirten Silber-


 
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