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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0141

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217

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTUCHE KUNST — Nr. 7.

218

meiner Sammlung (Nr. 1888]. Die Bemalung
der Karnationspartien mag an die primitive
Art metallischer Umkleidung angeknüpft haben,
welche mit dünnem Gold- oder Silberblech
eine holzgeschnitzte Figur umgab, dasselbe in
die Tiefen hineintreibend und Kopf wie Hände
in Holz belassend, um sie in Karnationston zu
färben. Auch dafür bietet die Ausstellung ein
Beispiel in der sitzenden Madonna (Nr. 537)
des Münsterschen Domschatzes, die um 1300
zu datiren sein wird.

Die an dem Reliquienbuch erhaltenen beiden
Silberschliefsen: oblonge Bänder mit gegosse-
nen Eichen ranken
in gekörnter Draht-
einfassung, sindsehr
zierlich und gehö-
ren der Ursprungs-
zeit des Deckels
an, der um die
Wende des XV.
Jahrh. entstanden
zu sein scheint in
der Gegend, in der
er verblieben ist.

11. Kufsttäfel-
chen mit Relief
aus Bernstein-
milch in St. Ge-
reon zu Köln.
Die hier zum er-i
sten Male gebotene!
brauchbare Abbil4
düng dieses inter-
essanten silberver-
goldeten Instrumen-
tum pacis (Ausstel-
lungskat. Nr. 485)
zeigt den 11,25 cm hohen, 10 cm breiten,
3 cm tiefen Rahmen, das Füllungsrelief
mit seiner Einfassung, die Rückseite mit
ihrer Handhabe.

Dem Rahmen dient als Sockel ein mit
durchbrochenem Maafswerk geschmückter Be-
hälter, der vielleicht die Reliquien zu bergen
hatte. Aus ihm entwickelt sich der ringsum
glatte, oben abgerundete Bügel, dessen starke
Hohlkehle eine gegossene, sorgsamst ciselirte
Rosettenranke in vorzüglicher Wirkung füllt;
zwei feine Perlstäbchen, welche eine dicke,
aus Silber- und Golddrähten gewundene
Kordel einfafsen, bilden den Uebergang zu

Rahmen vom Kufstiifelchen in St. Gereon zu Köln.

der Bergkrystallscheibe, als dem Schutzmittel
für:

das Relief, welches eine aus grün lasirtem
Silberdraht gewundene, mit ebenfalls grün be-
malten Blättern und rothlasirten Rosettchen
besetzte Ranke umgibt als Ausstattung der ver-
goldeten Hohle. Das Grüppchen selbst, 5,7 cm
hoch, 4,2 cm breit, stellt in reicher, höchst
geschickter Komposition die Anbetung der drei
Könige dar: St. Joseph knieet vor der leeren
Krippe, über der Ochs und Esel, vor der
sitzenden Gottesmutter, die das nackte Kind
auf dem Schoofse trägt. Das linke Händchen

desselben führt der
knieende König in
das von ihm gehal-
tene Gefäfs, nach-
dem er Szepter und
Krone niedergelegt
hat. Der zweite
König legt stehend
die Hand an seine

Krone, während

der Dritte mit dem

Szepter paradirt.

Eine Burg nebst
Hirten, Schafen,
Hund bildet rechts

die Bekrönung,
links Engel und
Stern. In stilisti-
scher Hinsicht
herrscht hier keine
vollkommene Ein-
heit, insoweit Fal-
tenwurf und Aus-
druck im Allgemei-
nen auf den Schlufs
des XVI. Jahrh. hinweisen, während die Kostü-
mirung und Haltung des letzten der Drei-
Könige der um ein halbes Jahrhundert älteren
Stilrichtung folgen. — Hinsichtlich seines
Materials hat das Grüppchen zu den ver-
schiedensten Vermuthungen Veranlassung ge-
boten, indem es bald als Palm- oder Buchs-
baum, bald als Speckstein oder Thon, bald als
Meerschaum angesprochen wurde, und bei der
Museumsdirektoren-Konferenz zu Köln im Ok-
tober 1900, der ich die Schatzkammer der St.
Gereonskirche zeigte, kam es zu keinem Ent-
scheid. Die nachträgliche Untersuchung, bei
der auf der Rückseite ein Atom abgelöst und
 
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