Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0144

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
223

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 7.

224

de Farcy: »LaBroderie« Tafel 26 und 55) be-
finden sich jetzt im Muse"e Cluny; zwei (abgeb.
in dem I. Heft der »Publications de la Societe"
de l'Art Ancien en Belgique« von Heibig) von
Alters her in der Liebfrauenkirche zu Tongern.
Auch in manchen anderen Kirchen, wie in der
Liebfrauenkirche zu Maestricht (vergl. Reusens:
»Elements d'Arche'ologie chrdtienne« Bd. II, S.
392 u. 393) haben sich solche gestickte Taschen
und Beutel erhalten, sämmtlich als Reliquien-
hüllen, für welche sich die Taschenform beson-
ders empfahl, daher auch bereits
in der altchristlichen Zeit, sogar
in metallischer Uebertragung ein
geführt hatte, wie in dieser Zeit-

sehr. Bd. I, ---------—

Sp. 360
näher aus-
geführt,
auch in der
kunsthisto-
rischen Aus- A
Stellung an /.
dem sogen, y.j
Reliquiar I
Wittekind's
(Nr. 216)
zu ersehen
ist. Die frei-
getragene,
zuerst aus
Geweben,
Leder usw.
zusammen-
genähte Tasche, die aus dem
bürgerlichen Gebrauch leicht in
den religiösen und kirchlichen
für die Zwecke der Reliquien-
bewahrung überging, hatte für das um den Hals
als encolpium zu hängende Taschenreliquiar
reichster metallischer Ausstattung den Weg
gezeigt, sich aber auch selber durch das ganze
Mittelalter behauptet als eigens dafür angefer-
tigter Beutel. Wenn es sich aber darum han-
delte, ganz besonders geschätzten Heiligthü-
mern eine kostbare Hülle zu verschaffen, mag
manche vornehme Dame sich entschlossen
haben, ihre aumoniere, die nicht selten auch
eitlen Zwecken diente, Gott zu weihen, obgleich,
vielleicht aber auch, weil die Darstellung auf
derselben einen gewissen Gegensatz bildete zum

heiligen Dienst. Auf diesem Wege sind manche
prächtige.Erzeugnisse der profanen Nadelmalerei
in die Schatzkammern der Kirchen gelangt und
dadurch vor der Zerstörung bewahrt geblieben,
der sie sonst anheimgefallen wären.
13. Silbervergoldete Agraffe von 1512
des Berliner Kunstgewerbemuseums.
Der in einem Vierpafs mit eingeschobenem
Quadrat bestehende stark reliefirte Rahmen,
14 cm im Durchmesser, 1,9 cm dick, fafst eine
Silberplatte ein als Hintergrund für das Grüpp-
chen, welches nur mit den Ober-
körpern vor denselben heraus-
tritt. Auf der im Silber be-
lassenen Bank sitzen nebenein-
ander Mut-
ter Anna
und Maria;
das von die-
ser gehal-
tene ganz

nackte
Kind steht

auf den
Knieen bei-
der. Das

Kind ist
durch Gufs
hergestellt,
die beiden
anderen Fi-
guren sind
getrieben
bis auf die
Hände. Die Untergewänder
sind vergoldet, wie Haare,
Krone, Apfel; die Fleischtheile
und Mäntel in Silber belassen,
mit Ausnahme der Futterumschläge, die mit
blauer Lackfarbe bestrichen sind auf schraf-
firtem Grund. Die Hohle des ganz vergol-
deten Rahmens verzieren kleine Silberrosetten,
deren Fruchtkern roth bemalt war, deren
Blättchen noch Reste grünlicher Farbe zei-
gen. Die Pässe sind auf dem Silbergrund mit
vergoldetem Rosettchen und Wappenschildchen
ausgefüllt. — Das Spruchband der Rückseite, auf
der die Silberzwingen hervortreten, hat die gra-
virte Insch rift: Ex ■ pia • donatione • dni • hinrici
vorstenowe ■ huius • eccle • canonici- a -ni-d• XII.

Schnütgen.
 
Annotationen