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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0162

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253

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr 8.

254

bläulichen Baldachin tragen, zeigt den strengen
Charakter, der in der florentinischen Schule
des XIV. Jahrh. vorherrscht. — Die nicht minder
gutgezeichnete, in derFaltengebungnoch reichere
Figur des hl. Jakobus major hält die linke,
hübsch geformte Hand vorgestreckt, während
die rechte als sein Attribut die Muschel trägt.
Das Untergewand kommt an mehreren Stellen
in seinem gelblichen, grünlich beschatteten
Kolorit zum Vorschein, der Mantel hat matt-
rothe Tönung; die
Architektur ist eben-
falls gelblich gefärbt
und mit röthlichen
Linien durchzogen, so
dafs die ganze Borte
von Gelb und Blafs-
roth beherrscht ist, als
ungemein zusammen-
stimmenden Tönen,
aus deren Harmonie
nur die zum Theil tief-
blaue Färbung der Ge-
wölbekappen im Bal-
dachin etwas heraus-
fällt. Alles ist im ge-
spaltenen Stich ausge-
führt, mit Ausnahme
einiger durch Ueber-

fangstich befestigter
Goldfäden und der
Einfassungsborte, wel-
che ausLederstreifchen
besteht in Umwindung
von farbigen und gol-
denen Fäden, die
zonenweise abwech-
selnd, den Säumen eine

kräftige und doch
mannigfache Wirkung
verschaffen.

17. Romanischer Kreuzfufs der Samm-
lung von zur Mühlen,
(Nr. 2782 des Katalogs), 17,5 cm hoch, Fufs
12 cm im Quadrat, Bronzegufs. Vier Klauen
tragen den quadratischen Untersatz, den auf den
Ecken ein Löwenkopf ziert, durch eine aus
dem Rachen ausgehende Ranke mit dem Klauen-
fufs in gespaltenem Blattansatz verbunden. In
flachem Aufstieg verjüngt sich dieser Untersatz,
der durchbrochen auf jeder Seite drei Felder
in Dreiecksforrn zeigt, das mittlere mit einer

Romanischer Kreuzfufs der Sammlung von zur Mühlen.

Art umgekehrter Lilienranke, die, in die beiden
Nachbarfelder auslaufend, die Einheitlichkeit
wiederherstellt. Ueber der zu 5 cm verjüngten
quadratischen Plattform schwebt eine von zwei
stehenden aufschauenden Engeln, die durch
ihre Flügel eine schöne Silhouette bilden, ge-
tragene Röhre, die in einen durchbrochenen
Knauf ausläuft, als Einsatz für das Stand- bezw.
Vortragekreuz. Diese beiden ungemein male-
rischen Engel tragen über dem einen Arme,
um der Röhre einen
noch zuverlässigeren
Stützpunkt zu geben,
ein unten aufstofsendes
schmales Spruchband,
während auf der an-
deren Seite eine Säule

diese Stützung be-
wirkt, wenigstens mar-
kirt. Auf dem Boden
der so bewirkten Lau-
be sitzt, aus dem Grabe
zum Theil erhoben,
eine Figur mit aufge-
streckten Händen und
aufblickendem Haupt,
ein Tuch straff über
den nackten Leib ge-
zogen, ohne Zweifel
Adam, den die roma-
nische Periode mit
Vorliebe zu Füfsen des

Gekreuzigten dar-
stellte, auf Grund der
Legende und in Wahr-
nehmung der symboli-
schen Gesichtspunkte.
Das Ganze ist in zwei
Stücken meisterhaft ge-
gossen, in der Erfin-
dung wie in der Ausführung einbewunderswerthes
Werk, welches den Modelleuren, wie den Giefs-
künstlern der Uebergangsperiode in Westfalen,
wo es entstanden sein dürfte, ein glänzendes
Zeugnifs ausstellt. — Dasselbe empfiehlt sich in
hohem Mafse für die Nachahmung, nicht zwar
als Leuchter, wofür es mit Unrecht gehalten
wurde, sondern als Kreuzfufs, sowohl für den
Privatgebrauch, als namentlich für liturgische
Zwecke, vornehmlich als Altarkreuz, welches
aber, bei der Zierlichkeit dieses Untersatzes, nicht
schwer sein dürfte. Schnutgen.
 
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