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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Steffens, Arnold: Die alten Wandgemälde auf der Innenseite der Chorbrüstungen des Kölner Domes, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0168

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259

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUMST

Nr 9.

260

Unter dem Bilde stehen die Verse:
B.ex pape pariles visos narrat sibi pridem
Mos ycones similes et nomina prodidit idem.
Kundgiebt der König dem Papste, wie Gleiche im

Traum zu ihm kamen,
Dieser holt ähnliche Bilder und nennt die Beiden beim

Namen.

3. Konstantin's Taufe.

Silvester machte nun den Konstantin zum
Katechumen, verordnete ihm eine Woche hin-
durch zu fasten und die Kerker zu öffnen.
Und als Konstantin in den Taufbrunnen ge-
stiegen, strahlte ihm ein wunderbarer Licht-
glanz entgegen, und als er aus dem Taufbade
herausstieg, war er gereinigt und betheuerte
Christum gesehen zu haben.

So unser Text.

Im. Bilde links vom Beschauer steht ein
mächtiger, für die Eintauchung bestimmter, go-
thischer Taufstein, wie sie bis ins XVI. Jahrh.
hinein hierzulande noch üblich waren. Eine
Ausgabe der Kölner Agende, die zwischen 1485
bis 1489 bei Ludwig von Renchen* in Köln
(freilich ohne Angabe) gedruckt ist, hält noch
am Eintauchen des Täuflings fest, wenigstens
an dem einmaligen, wofern nicht Krankheit
des Täuflings die Taufe durch Aufgiefsen rath-
sam erscheinen lasse. Denn, so fügt sie hinzu,
das Eintauchen ist kein nothwendiges Erforder-
nifs für die Gültigkeit der Taufe. Wo aber
das dreimalige Eintauchen noch in Uebung sei,
solle es beibehalten werden, und wer davon
abweiche, der sündige.— Inder Agende, welche
1521 zu Köln bei Peter Quentel gedruckt ist,
heifst es indessen, die beste Art der Taufe sei
die, mit der rechten Hand dreimal Wasser auf
das Haupt des Täuflings zu giefsen; wenn aber
einige auf andere Weise durch Eintauchen
taufen sollten, möchten sie zusehen, dafs sie
nicht etwas mit Gefahr (für das Leben des
Kindes) Verbundenes thäten. Erst mit Beginn
des XVI. Jahrh. ist mithin die Sitte des Ein-
tauchens im Kölner Erzbisthum in Abgang ge-
kommen. Daher sehen wir in unserm Bilde,
das im Anfang des XIV. Jahrh. gemalt wurde,
den Kaiser Konstantin entkleidet, mit ge-
falteten Händen, von den Ellbogen an sicht-
bar im Taufbrunnen stehen. Auch hier hat er
die zweireifige, oben mit einem Knopfe ver-
sehene Tiara auf dem Haupte. Hinter dem
Kaiser zu seiner Rechten steht ein Diener,
links vor dem Kaiser der Papst im Pontifikal-
gewande und Chormantel. In der Linken hält

der Papst ein geöffnetes Buch, die Rechte hoch
erhoben. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger
sind ausgestreckt, um das Geheimnifs der h.
Dreifaltigkeit anzudeuten. Es ist der Segens-
gestus. Der Papst macht das Kreuzzeichen
über Konstantin. Hinter Silvester stehen zwei
Kleriker, von denen einer den Bischofsstab
hält. Denn bei liturgischen Funktionen be-
dient sich der Papst eines gewöhnlichen Bischofs-
stabes. Ueber dem Kaiser steht geschrieben
Constantinus Imperator, über dem Papste
S. Silvester.

Unter dem Bilde steht die Legende:
Per papam saoro baptismate rex renovatur
Ocius a lavaero loco sibi lepra fugatur.
Durch den Papst wird der König im Bade der Taufe

geheiligt,
Und alsbald ward derselbe zugleich vom Aussatz
gereinigt.

4. Konstantin verleiht dem Papst die
Tiara.
DieTiara scheint nach Duchesne29) ursprüng-
lich eine dem römischen Papste eigenthüm-
liche Kopfzierde gewesen zu sein. Zuerst ge-
schieht ihrer Erwähnung im Leben des Papstes
Konstantin (708—715), von dem berichtet wird,80]
er habe in Konstantinopel seinen Einzug ge-
halten mit dem Camelaucum, so wie er in
Rom bei Prozessionen es zu tragen pflegte.
Dieses Camelaucum (xa/j/iXavxtov) kann nichts
anderes gewesen sein als eine Kopfzierde, eine
Art Diadem. Das höchst wahrscheinlich zwi-
schen 840—850 im Kloster Saint-Denys bei
Paris angefertigte „Edikt Konstantins" die
sogenannte „Konstantinische Schenkung" be-
schreibt dieses Diadem und führt seinen Ursprung
auf Verleihung an Papst Silvester von Seiten
des Kaisers Konstantin zurück. Der Kaiser beur-
kundet dort, er habe dem Papste Silvester und
seinen Nachfolgern seine kaiserliche Krone mit
der hohen kegelförmigen Mütze (diadema, vide-
licet coronam capitis nostri simulque phrygium
i. e. mitram) verliehen. Aber, so fährt Kon-
stantin fort, da der Papst eine goldene Krone
durchaus nicht tragen wollte, so haben wir
einen kegelförmigen Spitzhut von blendend
weifser Farbe (phrygium candidi nitoris) mit
eigenen Händen auf sein geheiligtes Haupt ge-
setzt und bestimmt, dafs er und seine Nach-
folger sich dieses Diadems bedienen sollten

29) Duchesne »Originesdu cultechre'tien«. S.381.
so, Duchesne »Liber Pontificalis«. t. I. p. 390.
 
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