Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Praktische Schnittmuster für das Roschett
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
283

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

284

ansatz bis zur Mündung gerade abzuschrägen.
Er wird dann, genau auf die Hälfte gefaltet,
an der Schulter eingesetzt und mufs unten gut
zusammenkommen. Die wichtigste Bedingung
für gefällige Wirkung dieses Roschetts ist der
kleine Zwickel von 14 cm unterer Breite und
24 cm Höhe, welcher, vom unteren Saume an-
gefangen, unter den
Armen eingesetzt wird
und das Aufspringen
des Roschetts beim
Bewegen der Arme ver-
hütet.

Die in dem Schnitt-
muster angegebenen
Mafse liefern eine gute
Mittelgröfse, wie sie
das hier beigegebene
Modell Fig. 2 zeigt; für
aufsergewöhnliche Fi-
guren läfst sich in

Schulterbreite und
Halsausschnitt leicht
die nöthige Verände-
rung bewerkstelligen.
Zu beachten ist be-
sonders, dafs der Stoff
am Halsausschnitt von
der Schulter aus nach
vorn und hinten 7 cm
ganz glatt bleiben und
die überflüssige Weite,
besonders im Rücken,
ganz dicht in 8 cm
zusammen gekräuselt
werden mufs. Vorne
dürfen die Kräuseln
an jeder Seite auf 8
bis 9 cm vertheilt
werden.

In Betreff des ge-
fälligen und würdigen
Schmuckes für das Ro-
schett sei hier von zu
feinen wie zu breiten Spitzenansätzen dringend
abgerathen. Eine im Muster ausdrucksvoll ge-
haltene Klöppelspitze in gutem Leinengarn,
wie Filetguipüre-Zwischensätze und Spitzen, so-
wie der bei unserer Abbildung angewandte
Leinendurchbruch werden dem Roschett ein
gediegenes Aussehen verleihen im Gegensatz
zu so manchen geschmacklosen Tüllspitzen und

Buntstickereien. Auch in Häkelarbeit lassen
sich gut wirkende und haltbare Muster her-
stellen, die man nur nicht, im Gegensatz^'zum
weifsen Roschett, in grell gelbe oder auch fast
braune Farbe tauchen wolle, wie das häufig

geschieht.-------- F. St.

Wenn an Stelle der in den verschiedensten
Techniken ausführ-
baren, dekorativen
Durchbrucharbeiten,
für welche sich ein-
fache, vornehmlich geo-
metrische Muster em-
pfehlen, Buntsticke-
reien, in Konturen-
manier mit Stilstich,
verwendet werden sol-
len, die den Vorzug
der Farbe und feier-
lichen Effektes haben,
so liegt es am näch-
sten , dafür Ranken-
motive zu verwenden,
sei es fortlaufende,
also querliegende, sei
es aufstrebende, also
abzweigende. Imerste-
ren Falle handelt es

sich um eine ge-
schlossene Borte, bei
der die richtige Ab-
wechselung von Grund
und Dessin Hauptbe-
dingung für gute Wir-
kung bildet, im letzte-
ren Falle um einen
die nebeneinanderge-
ordneten Blätter- und
Blüthenzweige nach
oben richtenden Ab-
schlufs, der aber ein
entre-deux darüber
ausschliefst. Langgezo-
gene phantastische
Thierfigurationen oder langgeschwungene Spruch-
bänder sind hier nicht angebracht, desto mehr
aber geometrische Musterungen, deren kurzer
Rapport ruhige Wirkung schafft. Aufserrothen
und blauen verdienen auch gelbliche Fäden
gebraucht zu werden, natürlich in waschechter
Färbung und mit Ausschlufs scharfer Kon-
traste. D- H-

Modell nach dem neuen Schnittmuster
 
Annotationen