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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Schnütgen, Alexander: Neuer Beichtstuhl romanischen Stils in St. Maria im Kapitol zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0226

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355

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 12.

356

Im Anschlufs an die vorstehende Beschrei-
bung mag die Frage angeregt werden, die hier
ohnehin nahegelegt ist durch die vor circa 30
Jahren nach den Angaben Essenwein's ausge-
führte reiche Ausmalung der Kirche: ob ein
romanischer Beichtstuhl auch farbige Fassung
erfordert oder zuläfst? Zu ihrer Lösung em-
pfiehlt sich zunächst der Rekurs auf die äufserst

in der Bemalung mancher Schränke und Bänke.
Defswegen wird auch kaum bezweifelt werden
können, dafs in dieser Periode dem Beicht-
stuhle, wenn sie ihn gekannt hätte, die kolo-
ristische Behandlung nicht vorenthalten geblieben
wäre. — Dennoch läfst sich nicht verkennen,
dafs gerade für ihn dieselbe viel weniger sich
empfehlen würde, als für jedes andere Kirchen-

Romanischer Beichtstuhl von Mengelberg in St. Maria im Kapitol zu Köln.

spärlich erhaltenen romanischen Möbel, die
nur in Schränken (Halberstadt, Wernigerode
etc., vergl. diese Zeitschr. VI, 157), Truhen
(VII, 91), Chorstühlen, Schreinen (Loccum,
VIII, 321) bestehen, und fast sämmtlich Spuren
ursprünglicher Bemalung zeigen. Diese ent-
spricht auch durchaus dem in dieser Periode,
wie bis tief in das XV. Jahrh. vorherrschenden
Bedürfnifs, welches nicht nur in der fast aus-
nahmslosen Polychromirung der Altaraufsätze
seine Befriedigung gefunden hat, sondern auch

möbel, weil der Ernst seiner Bestimmung, alle
heiteren Motive, zu denen doch im Allgemeinen
die Farbe gehört, ausschliefst. Die sofort auf
künstlichem Wege bewirkte oder im Gebrauche
von selbst allmählich sich ergebende dunklere
Tonung des Holzes scheint dem Charakter des
Beichtstuhles am meisten zu entsprechen, und
wenn auch die ganze Kirche mit Einschlufs
der Kanzel und Orgel, vielleicht gar des Chor-
gestühls, farbig erglänzen sollte, würde doch der
Beichtstuhl auszunehmen sein. Schnütgen.
 
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