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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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383

1902. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

384

Grabe, der Apfelschimmel von Jordaens besser als
Holbein's St. Barbara, warum Potter's Viehweide besser
als Raphael, warum die Lasurtöne in dem einen Falle
zutreffender wiedergegeben sind, als im anderen. Es
handelt sich aber eigentlich nur um kleine Unter-
schiede, und um auch diese mit Sicherheit fest-
stellen zu können, wäre die direkte Vergleichung mit
den Originalen erforderlich. Der Fortschritt ist un-
verkennbar, und es wird jetzt vornehmlich darauf an-
kommen, die richtigen Gemälde auszusuchen, nicht
nur die beliebtesten, sondern auch die ihre Zeit und
Art am besten charakterisirenden. Und da möchte
die Bitte sich anschliefsen, die altdeutschen Meister
nicht zu vernachlässigen und die süddeutschen wie
die norddeutschen, auch die altkölnischen zu Worte
kommen zu lassen. Schnütgen.

Türmers Bilderschatz. Kunstblätter des Tür-
mers, Monatsschrift für Gemüth und Geist. 15
Photogravüren mit erläuterndem Text von Dr.Wol f-
gang von Oettingen, in Kalliko-Mappe 9 Mk.
Verlag von Greiner & Pfeiffer in Stuttgart.
Die Kunstblätter dieser Quartmappe sind von
Bruckmann besorgte, daher ganz vorzügliche Repro-
duktionen nach berühmten Gemälden der letzten vier
Jahrhunderte von Raphael bis Moritz von Schwind;
und neben Dürer und Rembrandt sind van Dyck und
Jordaens, neben Correggio und Tintoretto, Jean Steen
und Brueghel vertreten, nebst mehreren anderen hervor-
ragenden und eigenartigen Meistern. Jedes Blatt liegt
geschützt in einem Bogen, der in gothisirender Stili-
sirung nach Art der älteren Drucke wirkungsvoll und
korrekt eingefafst ist; und die beiden Innenseiten sind
der Beschreibung des Bildes gewidmet, welches nicht
nur hinsichtlich seiner Darstellung, Bedeutung, Farben-
stimmung, sachverständig erklärt, sondern auch mit
Bezug auf seinen Urheber, dessen anderweitige
Schöpfungen, Stellung u. s. w. in der Kunstgeschichte
recht anregend behandelt wird. Der handlichen
Mappe darf daher gute Auswahl, vortreffliche Wieder-
gabe und lehrreicher Text nachgerühmt werden.
__________ H.

Jahrbuch der bildenden Kunst 1902 (früher
Almanach für bildende Kunst und Kunstgewerbe).
Unter Mitwirkung von Dr. Woldemar von Seidlitz-
Dresden, herausgegeben von Max Martersteig.
Verlag der deutschen Jahrbuch-Gesellschaft m. b. H.,
Berlin SW. 48. (Preis 8 Mk.)
An diesem wie durch seine Erscheinung (Druck,
Illustration, Einband), so durch seine Beschreibungen
durchaus vornehmen Jahrbuch sind 30 bekannte bezw.
berühmte Schriftsteller betheiligt, die beflissen sind,
von der Höhe der modernen Anschauung die neuesten
Kunsterzeugnisse zu beurtheilen, sachverständig, daher
kritisch, ohne Voreingenommenheit, daher wohl-
wollend, die Werke der Alten wie der Neuen, die in
ihrer persönlichen Eigenart persönlich erkannt und be-
werthet sein sollen; zum Theil an der Hand von vor-
züglichen Abbildungen, welche zugleich die reprodu-
zirenden Künste auf ihrer gegenwärtigen Höhe zeigen.
— Im I. Theil wird über die Kunstausstellungen des

Jahres 1901, über jede von einer anderen Feder, be-
richtet, dann über einzelne Künstler (Ignacio Zuloaga
und drei Siebzigjährige), über die Denkmäler des
Jahres, die Ausstellung der Darmstädter Kolonie, die
Kunst im Handwerk, die graphischen Künste, die
reproduzirenden Künste, über die Todlen des Jahres
u. s. w. Den II. Theil, hinsichtlich des Umfanges
nahezu ebenbürtig, füllen werthvolle, weil praktisch
sehr verwendbare Verzeichnisse mit Angabe der Ein-
richtungen, Personalien, biographischen Daten etc.
über Museen, Kunst- u. Kunstgewerbeschulen, Künstler,
Ausstellungen, Kunstzeitschriften, Kunstverlage, Kunst-
werkstätten u. s w. in Deutschland, Oesterreich und
der Schweiz. — Dieses Jahrbuch, von welchem der
Buchhandel soeben die neue Ausgabe für 1903 an-
zeigt, ist daher auf dem Gebiete der modernen Kunst-
leistungen ein ernster Wegweiser und für alle in das
gegenwärtige Kunstschaffen einschlägige Fragen ein
brauchbares Nachschlagebuch. R.

Auch ein Todtentanz. Erfunden und gezeichnet
von Alfred Rethel. Mit erklärendem Text von
Robert Reinick. Ausgeführt im akademischen Atelier
für Holzschneidekunst zu Dresden unter Leitung
von Professor H. Bückner. XIII. Auflage. Mit
einem Vorwort. B. Elischer Nachfolger, Leipzig.
(Preis geb. 3,50 Mk.)
Diese sechs Blätter Querfolio hat Rethel bekannt-
lich gezeichnet in der lebendigen Erinnerung an die
1848 in Dresden von ihm beobachtete Revolution,
deren lügenhafte Schlagwörter er dadurch persiflirte,
dafs er in einer Art von Todtentanzdarstellung sie dem
Sensenmann beilegt. Wie dieser damit unter der
Maske des Beglückers, das Volk bethört und massa-
krirt, ist in ergreifender Weise geschildert durch un-
gemein flott gezeichnete und drastisch charakterisirte
Gruppen (List, Lüge, Eitelkeit, Tollheit, Blutgier),
welche die gewaltige Phantasie und Gestaltungskraft
des schon 1852 dem Wahnsinn, 1859 dem Tode
verfallenen Künstlers zeigen, dem hier im Vorworte
ein Ehrendenkmal gesetzt ist von dem Freunde des
Malers, Robert Reinick, dem Urheber der markigen,
jedem Blatt beigegebenen Verse. b.

Kühlen's Neuestes Kommunion-Anden-
ken mit der Kniefigur des das Brod segnenden Hei-
landes besticht namentlich durch die Farbenpracht und
die feine, etwas mystische Stimmung. Den Hinter-
grund bildet ein purpurrother Vorhang, über dem der
Himmel in nächtlicher Färbung, von Weinlaub einge-
fafst in der Rundung, deren Zwickel zwei Weihrauch-
fafs schwingende Engel zieren, das Lamm Gottes
flankirend, welches besser in stehender Gestalt mit
dem Kelch abgebildet wäre. Ihm entspricht unten der
Pelikan inmitten von Weintrauben, an welche, die
seitliche Umrahmung bildend, Aehren sich anschliefsen.
Die Darstellung ist mithin leichtverständlich, und'da
die Zeichnung (des nicht genannten Malers) im Ganzen
gut, der Ausdruck edel, die Auffassung etwas modern
geartet, die Technik glanzvoll ist, so wird es dem
neuen Bild (Nr. 58, Preis 30 Pf.) an Zuspruch nicht
fehlen. H.
 
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