Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 1. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 90783131]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49043#0230
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lis Entwöhnung vom Eigensinn.
drn, entgegen zu arbeiten, nämlich: dem Eigen-
sinn. Wenn daher eiu Kind, das noch getragen
wurde, eine Sache haben wollte und mit seinem
Händchen darnach griff, so mußte ihm keiner die
Sache bringen^ sondern manchmal brachte man
Lieber das Kind zu der Sache; —- manchmal
aber wurde die Sache weggenommen, oder man
mußte das Kind wegkragen, damit es sich ge-
wöhnte, nicht alles haben zu müssen. Wenn das
Kind ohne Ursache weinte, so waren die Aeltcrn
und Wärterinn, oder das Kindermädchen, ganz
ruhig und gleichgültig dabey, und thaten, als
wenn sie nicht drauf merkten. Sobald die Kinder
etwas verstehen konnten, und man dies und jenes
nicht wollte, was das Kind wollte : so wurde
ein deutliches und ernsthaftes Nein ausgesprochen;
und war das ausgesprochen - so konnte alleS
Weinen, Schreyen und Uebelthun ein solches
Nein nicht in ein erlaubendes Ja umzuändern.
Es mußte bei) Nein bleiben. Foderte aber das
Kind gar mit Weinen eine Sache: so mußten
alle Leute thun, als wenn sie nicht ein Wort
verstünden. Sobald es aber dann nicht mehr
weinte, und die Sache bescheiden foderte, und
sie ihm nicht schädlich war: so wurde es ibm
sogleich gegeben. Dadurch wurden denn die Kin-
der gewöhnt, mir Freundlichkeit und ohne Weinen
etwas zu fodern, und nicht eigensinnig zu wer-
den. Sie sahen dann: das Wernen fey das ge-
wisseste Mittel, eine Sache ganz gewiß nicht zn
bekommen. Auch durfte keiner einem Kind etwas

 
Annotationen