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,DeR elefant ist, wenn wir uns selbst nicht mit-
zählen wollen, das beträchtlichste Geschöpf dieser Welt,"
— so hebt Buffon das Elefantenkapitel seiner Naturge-
schichte an und gibt, graziös und gravitätisch weiterschrei-
tend — „le style c'est l'animal" — die Begründung: ,,Er
übertrifft alle Lebewesen der Erde an Größe und kommt an
Klugheit dem Menschen nahe, — wenigstens soweit, wie die
Materie dem Geiste nahekommen kann."

In Buffons klassischer Darstellung erstrahlt der Elefant
noch einmal in der vollen Glorie von Größe und Weisheit,
mit der abendländische Betrachtung ihn umgeben hat, seit
er zu Alexanders und Aristoteles' Zeiten imponierend, feier-
lich und gewandt in ihren Gesichtskreis trat, — noch unver-
wölkt durch die Kritik neuzeitlicher Tierpsychologie und un-
verkleinert von den Maßen vorzeitlicher Riesenskelette, in
deren Schatten er verzwergt.

Buffon ruft Aristoteles und Strabon als Kronzeugen für sein
Urteil auf und zieht noch einen Gewährsmann des alten Zoo-
logen Geßner an, der sich etwas unbestimmt, aber deutlich
genug ausdrückt: „Ich habe manche Elefanten gesehen, die
mir intelligenter vorkamen, als die Menschen mancher Gegen-
den." — Der Chorus der Alten ist sich über die einzigartige
Intelligenz und Vernünftigkeit des Elefanten einig, und die
erbaulich-reizenden Geschichten, die Plinius und Plutarch,
Aelian und Oppian von ihm berichten, haben das Entzücken
des Abendlandes gebildet, solange es klassisch gebildet war.
Über die Tierbücher des Mittelalters — die „Bestiarien" —
flössen sie in die namenlose Überlieferung des Volkes. Die
neuere Zoologie hat dem Elefanten viel von seinem geistigen
Nimbus genommen. Sein Ruhm verblaßte, als man Gehirn-
gewicht durch Leibesfülle dividieren lernte, um Intelligenz bis
auf Bruchteile zu errechnen, seit in der Psychologie des Ele-
fanten Eindrücke afrikanischer Nimrode Gewicht erlangten

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