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und seine Gefangenwärter in Zoo und Zirkus ihre Beobach-
tungen über sein Verhalten in lebenslanger, ihm ungemäßer
Haft ernstlich zur Erkenntnis seines Wesens auszuwerten
wagen durften. Immerhin: — die grandiose melancholische
Einsamkeit des Elefanten in Tier- und Menschenwelt von
heute, die alle ernsten Elefantologen seit dem Altertum in-
stinktiv empfanden, hat ihm die moderne Zoologie — durch
Blutuntersuchung — wissenschaftlich bestätigen müssen. Sie
erkannte in ihm eine Art Urgroßneffen des Mastodon und be-
freite damit den letzten Sproß ältesten Uradels unter den
Säugetieren der Schöpfung aus der entwürdigenden Verwandt-
schaft von Tapir und Rhinozeros und anderen spät empor-
gekommenen Dickhäutern.

Eine seiner großen Erscheinung entsprechende Darstellung
ihm zu schenken — wie Indien sie in seinem medizinischen
Korpus „Das Wissen vom langen Leben der Elefanten" be-
sitzt, — fand sie freilich keinen Anlaß. Umfassend hat sich
gelehrter Fleiß bei uns wohl zum letzten Male mit dem großen
Tier beschäftigt, als der Mainzer Domherr Georg Christoph
Peter von Hartenfels seine Gelehrtenlaufbahn 1714 mit einer
„Elephantographia Curiosa" (Abb. 1) krönte (II. verbesserte
Auflage 1723). —Wer kennt sie heute ? In älteren Bibliotheken
kann man sie neben Thomas Bartolinos „Neuen Beobachtungen
über das Einhorn" (1643, II. Aufl. 1678) auf Regalen finden,
zu deren anmutigen alten Bänden sich selten ein Blick ver-
liert. Zeitgenössische, vielleicht allzu nahestehende Kritik fei-
erte den Autor, sein Lebenswerk aufzählend, als Herkules der
Wissenschaft,

„ein jeder meinete, Alcides stritte hier.
Doch hat der heiße Fleiß sich noch nicht gnung geübet:
Diß Werk beweiset es / daß er uns jetzo giebet:
Mein Petri ruhet nicht: sein Geist ist so entbrannt /
Daß Er sich auch gemacht an stärcksten Elephant.
Rümpff Momus Naß' und Maul: es zeugen doch die Wercke
Von seiner Sinnen-Krafft und seines Geistes Stärcke."
— es war für Dr. h. c. von Hartenfels nämlich kein ganz
leichtes Stück, seine Elefantologie zum stattlichen Monument
zu türmen, und er entschuldigt sich beim Leser, daß er sie
nicht früher fertig bekommen habe. Aber das hatte seine

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