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In der Gurtgegend und am Halse binde man den Elefanten
behutsam und geschwind mit festen und sehr weichen Stricken
und feßle ihn auch am Hinterteil und an den Füßen. An diese
Fesseln knüpft man sehr lange und sehr feste Stricke. Dann
lasse man den Elefanten mählich schreiten, während vorn die
tüchtigsten Elefantenwärter ziehen und immer wieder ziehen
und hinten der Strick locker gelassen wird. Wenn man die
Elefanten auf diese Weise sacht von Pfosten zu Pfosten hat
schreiten lassen, bringe man sie in Begleitung anderer Ele-
fanten, die dazu taugen, in die Elefantenhalle.

Fünf oder sechs Elefantenkühe, die dazu taugen, steckt man
mit dem Bauche in Lederkleidung, in deren Inneres sich Ele-
fantenknechte mit Stricken und anderem Gerät hineinlegen.
Mit Fingerschlägen lenken sie die fünf oder sechs Elefanten-
kühe in die Nähe einer Herde und fesseln dort in Eile männ-
liche Elefanten. Das ist die „Verlockung durch das Weib-
chen" wegen des Lockens mit dem Weibchen.

Wenn eine Elefantenkuh mit schön kühlen Wassern, die
in Eimern mit Aloe, Harz, Baumrinde, Mäleya, schwarzem
Sandel, Sevyawurzel und Lodhra versetzt sind, gewaschen
ist, dann ist sie für einen Elefanten verlockend1.

Wenn man unterm Schall von Pauken und allerlei Trom-
meln die Elefanten in jähe Flucht jagt und furchtlose Leute
hinter den erschreckten schnell und anhaltend mit Soldaten
hinterherlaufen, bis die jungen Tiere durch Ermüdung der
Füße aufgehalten werden und die Leute sie eilends binden:
diese Art des Elefantenfangs heißt „Jagen".

1 Zwei weitere Verse geben drei Rezepte für Salben, mit denen man
die Elefantin (am Geschlecht) salben soll, um mit dem Geruch den Ele-
fanten zu locken. Es werden verschiedene Vegetabilien genannt, die mit
Palmwein, Elefantenharn oder Hühnerei versetzt sind.

„Fünf oder sechs Elefantenkühe" dienen auch den Wärtern des könig-
lichen Elefantenwaldes zur Begleitung, wenn sie „ihren eigenen Geruch
durch Harn und Kot von Elefanten verbergend und durch Zweige mas-
kiert" den Wald durchstreifen, um den Bestand der wilden Herden zu
kontrollieren. (Kautilya 20.)

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